Die Druckausgabe: Gegenwind 57
Chlorgas über F’groden
(rob) Die Kette ungeklärter Umweltbelastungen im Stadtnorden setzt sich offensichtlich fort. Jüngstes Beispiel: Kinder an der Nogatschule mußten mit Hals- und Augenreizungen in ihr Schulgebäude flüchten.
Die 40. Wiederkehr der Befreiung Europas und Deutschlands vom Hitlerfaschismus ist z.Z. ein gefühlsbeladenes Diskussionsthema. Die Friedensbewegung macht Vorschläge, wie wir in Wilhelmshaven dieses Ereignis begehen können.
Die Friedensbewegung geht an die Arbeit
Rege Tätigkeit entfaltet sich wieder in der Wilhelmshavener Friedensbewegung!
Am 21.2. trafen sich Vertreter aus 18 Wilhelmshavener Organisationen und Gruppen zur Abstimmung inhaltlicher und organisatorischer Vorbereitungen zum 40. Jahrestag des Endes von Naziterror und Krieg am 8.Mai.
Man kam einstimmig überein, die Aktivitäten der Wilhelmshavener Friedensbewegung mitzutragen und sich daran tatkräftig zu beteiligen. Wie sich die Mitarbeit im Einzelnen gestalten wird, muß noch in den Organisationen ausgelotet werden.
Eine politische Kehrtwende um 180° in Sachen Industrieansiedlungs- und Umweltpolitik zeichnet sich ab, sofern der neue Oberstadtdirektor Arno Schreiber seine Worte in Taten umsetzt. Wir berichten über ein Gespräch mit dem „Neuen“.
Neue Töne von der Spitze
(Woku ) „Wir haben nichts zu verbergen.“ Nach diesem Motto möchte der neue Wilhelmshavener Oberstadtdirektor Arno Schreiber die Verwaltung leiten. Allerdings wolle man „mit einheitlicher Stimme nach außen sprechen“ und Ansprechpartner sei „stets der Hauptverwaltungsbeamte.“ Der Gegenwind sprach ihn an.
Als stolzer Sieger wollte dem Vernehmen nach CDU-Patriarch Hans Janßen seine politische Karriere beenden und fürderhin als‘ „elder Statesman“ ohne Karrieredruck agieren. Die richtige Einsicht, daß es nach den einmaligen CDU-Erfolgen der letzten Landtags- und Kommunalwahlen wohl keinem CDU-ler mehr gelingen werde, im rotgrünen Wilhelmshaven eine Mehrheit zu erringen, hatte Janßen bewogen, im kleinen Kreise seinen Verzicht auf die nächste Oberbürgermeisterkandidatur kundzutun. Da hatten nach unseren Informationen der ehrgeizige CDU-MdB Erich Maaß und seine Freunde alle Hände voll zu tun, um Janßen umzustimmen. Denn ohne WZ-Liebling Janßen sähe die CDU bei der nächsten Wahl vermutlich alt aus. Und so muß die CDU-Lokomotive noch einmal ins – wie Janßens Parteifreunde meinen – aussichtslose Rennen um den Oberbürgermeisterposten.
Wie weiland die altpreußischen Junker dürfen im Ältestenrat, dem „Ehrengericht“ des Rates, CDU-Mitglieder über sich selbst zu Gericht sitzen. Der Grüne Bürgerschaftler Dr. Uwe Anders hatte eine Sitzung des Ehrengerichts gefordert, weil er vermutete, daß CDU-Ratsherr Rolf Rütters Nichtöffentliches öffentlich ausgeplaudert hatte – mit Unterstützung seiner Parteifreunde Heinz Müller ,Eberhard Schodde und Joachim Schmidt-Prestin.
Die Mitglieder des Ältestenrats Schodde und Müller befanden, dass das Verhalten der Ratsherren Schodde und Müller nicht so schlimm sei. Zusammen mit ihren SPD-Kollegen ermahnten sie sich in einer „Grundsatzerklärung“, Informationen aus nichtöffentlichen Sitzungen nicht zu veröffentlichen, es sei denn, besagte nichtöffentliche Informationen wurden in öffentlicher Sitzung ausgeplaudert. Nun denn!
sind nach Ansicht jadestädtischer Umweltfreunde jene Salzfetischisten die’s in diesem Winter trotz Verbot nicht lassen konnten. Zu den Pökelferkeln gehören die Kriminalpolizei, die Post, die Bundeswehr, anfangs die Stadtverwaltung selbst und etliche private Reinigungsfirmen. Belangen konnte man die salzigen Zeitgenossen in diesem Jahr noch nicht. Der Rat hatte vergessen, das Salzstreuverbot mit entsprechenden Strafandrohungen für Umweltsünder abzusichern.
ist es für den einflußreichen WZ-Redakteur „Max“ Schmid, wenn Ratsmitglieder die unnütze Verschleuderung von Steuergeldern in Höhe von „nur“ 34.000 Mark kritisieren.
Nach dem Ölskandal 1983 hatte der damalige Oberstadtdirektor Dr. Gerhard Eickmeier pro forma eine Überprüfung des Pachtvertrages mit der Firma Bohlen und Doyen angeordnet, die seit 1983 die Mülldeponie in privater Regie betreibt. Den Auftrag zur Überprüfung erhielten aber nicht die kostengünstig arbeitenden städtischen Hausjuristen vom Rechtsamt sondern Eickmeiers „Hofanwalt“ Bolko Seifert. Der Streitwert betrug neuneinhalb Mio. Mark und Seifert kassierte für ein paar beschriebene DIN A4-Seiten 34.000 Mark. Inhalt: Bohlen und Doyen dürfen trotz Ölferkelei die Deponie weiter betreiben. Den Betrag fand CDU-ler Focke Hofmann übrigens nur mit Mühe heraus. Er war im Haushalt auf mehrere Posten verteilt und geschickt versteckt worden.
verhielt sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Eberhard Schodde, nachdem er Silvester in verständlicher Sinnestrübung vertrauliche Aufzeichnungen verloren hatte. Der Anruf des freundlichen Finders erreichte Schodde am Neujahrstag offenbar in muffelnder Katerstimmung – was angesichts der deutschen Art, den Jahreswechsel zu feiern, ja auch noch verständlich ist. Weniger verständlich hingegen ist, daß der CDU-Repräsentant seine Papiere – sie hätten ja auch in die Hände des Gegenwindes fallen können! – durch eine Angestellte beim Finder am 2.Januar ohne ein Dankeschön abholen ließ.
war der Wirbel, den es vor der Neuwahl des CDU-Kreisvorstandes am 25.2. gab. Nachdem man den CDU-Gewerkschaftler Arthur Mende erst aus dem Vorstand der CDU-Arbeitnehmerschaft, dann aus dem CDU-Kreisvorstand herausgedrängt hatte – „im gegenseitigen Einvernehmen“ natürlich – geschah das Ungeheuerliche:
Um die Posten der beiden stellvertretenden Kreisvorsitzenden hatten sich gleich drei (!) Unionschristen auf einmal beworben. Bei den Konservativen, deren Vorstand gewöhnlich im kleinsten Kreis angekungelt wird ein ungewöhnlicher Vorgang, der kräftiges Fingerhakeln hinter den Kulissen ausgelöst hatte. Sollte die Wahl doch außerdem ein Signal für die Nominierung des CDU-Landtagskandidaten werden. Gleich zwei Landtags-Anwärter, Dr. Hans Joachim Gottschalk und der Lehrer Focke Hofmann hatten sich neben dem wiederkandidierenden Ratsherrn Heinz Müller beworben. Da Fingerhakler Maaß als „Freund des Hauses“ Gottschalk für den Landtag favorisiert, setzte er dem Vernehmen nach alles in Bewegung, um Hofmanns Chancen in der Partei zu mindern. Mit welchem Ergebnis, das konnte man am 26. Februar in der WZ lesen.
ist bei eher links stehenden Sozialdemokraten immer noch, wer gegen den von der Parteirechten favorisierten Eickmeier-Intimus Wilfried Adam kandidieren wird. Zwei gemäßigt links stehende SPDler versuchen noch, dem aussichtsreichsten Kandidaten Arno Wagner (vgl. Nr. 55) die Gegenkandidatur streitig zu machen: Der Heppenser Ortsvereinsvorsitzende Udo Hegenbart und der SPD-Schriftführer Hartmut Herzog aus Neuengroden. Um eine Selbstblockade der Adam-Gegner zu verhindern, sollen die beiden Kandidaten mit den geringsten Aussichten zurückstecken.
Nur ist die SPD-Linke derart desorganisiert, daß eine demokratische Vorauswahl unter Gleichgesinnten zur Zeit unmöglich er scheint. Stattdessen wollen die drei Konkurrenten mit ihrem Gegner Adam gemeinsam (!) durch die zwölf Ortsvereine der SPD tingeln. Die Schwäche der Linken drückt sich auch darin aus, dass sie ihre Entscheidung über ihre Kandidatur nicht der 50-köpfigen Delegierten-Konferenz, sondern dem rund 120-köpfigen Parteitag überlassen wollen. Auf dem aber hat der nicht zum Landtagswahlkreis Wilhelmshaven gehörige mitgliederstarke Ortsverein Fedderwardergroden ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Und aus dem kommt Wilfried Adam.
Die ersten Tingelergebnisse lassen Adam, den die WZ in ihrem überregionalen Teil schon zum fertiggebackenen Kandidaten stilisiert hatte, relativ blaß erscheinen. Selbst in der Hochburg der SPD-Rechten, in der bei einer Vorstellungsveranstaltung die Genossen aus den anderen SPD-Ortsvereinen Frageverbot hatten, fiel er lediglich durch unangemessen häufige Hinweise auf die Politik seines neuen Dienstherrn Arno Schreiber auf, die er natürlich auch vertrete. Der Siebethsburger Ortsverein wird seitdem nicht mehr als sichere Adam-Hochburg gehandelt. Bei den „Linken“ haben Arno Wagner und Hartmut Herzog die Nase vorn.
soll nach Informationen aus Ärztekreisen das Bild des diesjährigen „Ärzteballs“ im Seehafenrestaurant Columbus bestimmt haben. Höhepunkt des jährlich stattfindenden Balls war diesmal ein Feuerwerk „toller als am Wochenende an der Jade“. Für 40.- DM statt wie in den vergangenen Jahren 80 bis 100 Mark durften sich Wilhelmshavens Mediziner durch ein Kaltes Buffet fressen, das selbst gewohnten Lebemännern die Augen übergehen ließ. Termin der weitgehend von Pharmakonzernen und der Gastronomie bezahlten Veranstaltung: Drei Tage nach dem „Tag für Afrika“, an dem sich die bessere Gesellschaft der Republik fernsehträchtig bei Maisfladen und Hirsebrei zusammenfand. Die WZ bewies soviel Geschmack, die Völlerei im Columbus denn auch dezent zu verschweigen.
hat die Stadtverwaltung das mit ihrer Hilfe eingerichtete freiwillige BGJ-Metall. Ob aus Unwissenheit oder Schlafmützigkeit ist nicht genau festzustellen. Jedenfalls sind drei Fälle bekannt, wonach die Stadtwerke für ihre Auszubildenden im Kfz-Bereich die gesetzlich vorgeschriebene Anrechnung nicht durchgeführt haben. Bisher war so was nur von einigen Kfz-Handwerksbetrieben bekannt, die ihre Auszubildenden mit BGJ-Abschluß teilweise übel ausgetrickst hatten, um die Anrechnungsverordnung zu umgehen. Jedenfalls soll dem Vernehmen nach diese Problematik bald der Vergangenheit angehören, wenn das BGJ-Metall ab 1.8.85 flächendeckend eingeführt werden soll.
wird die geplante Baumschutzsatzung trotz zugesicherten Stillhaltens von maßgeblichen Mitgliedern der CDU-Fraktion. Das Stillhalten war von den Parteien vereinbart worden, um sägewütige Bürger nicht durch Diskussionen über ein anstehendes Baumfällverbot hellhörig zu machen. An ihren eigenen Umweltausschuß-Mitgliedern Hans-Joachim Bethmann und Focke Hofmann vorbei protestierten am 15.1. die CDU-ler Heinz Müller, Joachim Schmidt-Prestin, Rolf Rütters und Fraktionschef Eberhard Schodde öffentlich gegen die geplanten Baumschutzmaßnahmen. Die in der Fraktionsspitze nicht wohlgelittenen CDU-Feigenblätter im Umweltausschuß sollen dem Vernehmen nach dumm aus der Wäsche geschaut haben.
Top Job: Umweltbelastend, überflüssig, unwirksam
(buw/hk) Die AKTIONSKONFERENZ NORDSEE hat im Oktober letzten Jahres beschlossen, endlich praktische Schritte gegen die Verdreckung der Flüsse und der Nordsee durch überflüssige Waschmittel zu unternehmen. Es wurde dazu aufgerufen, zunächst das Waschverstärkertuch TOP JOB von der Firma PROCTER & GAMBLE zu boykottieren.