Deichbrücke wird saniert
Okt 262020
 

Denkmalpflege: Löblich, aber zumeist vernachlässigt

Schwimmkran "Enak" bugsiert die ausgehängte Deichbrücke durch die Kaiser-Wilhelm-Brücke. Foto: Imke Zwoch

Schwimmkran „Enak“ bugsiert die ausgehängte Deichbrücke durch die Kaiser-Wilhelm-Brücke. Foto: Imke Zwoch

(iz) Nach langer Vorbereitungszeit wurde heute die Deichbrücke zum Hannoverkai transportiert, wo sie eingehaust und grundsaniert werden soll. In einer spektakulären technischen Aktion, die viele Schaulustige anzog, hob der Schwimmkran „Enak“ die historische Stahlfachwerk-Brücke aus der Verankerung und brachte sie zum Nordhafen.

Die ausgehängte Deichbrücke am Schwimmkran unterwegs im Großen hafen. Foto: Imke Zwoch

Die ausgehängte Deichbrücke am Schwimmkran unterwegs im Großen Hafen. Foto: Imke Zwoch

Es wurde dringend Zeit, die von 1906-1908 erbaute Deichbrücke instandzusetzen. Bei der Durchfahrt durch die Kaiser-Wilhelm-Brücke, die seit 2013 in frischem Glanz erstrahlt, wurde das besonders deutlich. Die westlich der Deichbrücke gelegene Druckwasserleitung (Düker) ist ca. 120 Jahre alt und soll zeitgleich erneuert werden. Für die Sanierung von Brücke und Düker ist eine Bauzeit von gut einem Jahr und ein Kostenumfang von 17 Millionen Euro veranschlagt.

Eigens für den Transport der Brücke wurde der Schwimmkran „Enak“ aus Hamburg geholt. Mit einer Tragfähigkeit von 600 Tonnen ist er der stärkste Bergungs- und Schwimmkran in Deutschland. Der Kran wurde 1967 gebaut, ist 55m lang, 25m breit und hat einen Tiefgang von 2,50m. Bis 2018 war er in Bremerhaven stationiert und wurde dann vom jetzigen Eigentümer Lührs Schifffahrt GmbH & Co. KG nach Hamburg verlegt.

Das Feuerschiff "Weser" am Kai von ALBA-Recycling

Das Feuerschiff „Weser“ am Kai von ALBA-Recycling. Foto: Imke Zwoch

Es ist löblich, dass die Stadt hier ihrer Verpflichtung zum Erhalt eines geschützten Baudenkmals nachkommt. Gleichzeitig wurde am Rande des spektakulären Auftakts zur Sanierung der Deichbrücke deutlich, dass das eher die Ausnahme ist. Traurig und neidisch schaute das Feuerschiff „Weser“ der Aktion zu. Seit 2017 gammelt das alte Schätzchen am Kai der Verwertungsfirma „ALBA“ vor sich hin. Nach vielen Jahren Hickhack hat sich der Rat im Mai 2020 zwar dazu durchgerungen, sowohl die „Weser“ als auch den Tonnenleger „Kapitän Meyer“ zu erhalten und in einem Museumshafen am Küstenhafen zu präsentieren. Eine deutliche Mehrheit (31:5 Stimmen) unterstützte die Sanierung des Feuerschiffes, hierfür hat der Bund schon 90 Prozent an Zuschüssen für die Investitionskosten (gesamt 1,65 Millionen Euro) zugesagt. Für die Sanierung des Tonnenlegers stimmten nur 20 Ratsleute, unter der Voraussetzung, dass auch hier Investitionskosten zu 90 Prozent durch Zuschüsse gedeckt werden. Aber während die „Meyer“ 2018 wenigstens einen neuen Unterwasseranstrich erhielt und damit ein Schwimmfähigkeitszeugnis für 5 Jahre, bleibt die „Weser“ erstmal weiter ihrem Schicksal überlassen.

Skulptur aus Stahlteilen der Südzentrale

Skulptur aus Stahlteilen der Südzentrale. Foto: Imke Zwoch

Die wohl schlimmste städtische Denkmals-Sünde aller Zeiten geriet dann beim Transport der Deichbrücke erneut in den Blick. Neben der Kaiser-Wilhelm-Brücke ragen seit 2015 die Überreste der Südzentrale als Mahnmal aus dem Boden. Hier hat die Stadt als Denkmalbehörde über 20 Jahre komplett versagt, sie hätte die Eigentümer daran hindern können und müssen, das europaweit einmalige Industriedenkmal zu vernichten. Der Verein zum Erhalt der Südzentrale konnte gerade mal ein paar Schrott-Teile retten. Daraus schuf der Vareler Künstler Diedel Klöver eine Skulptur, die seit Mitte dieses Jahres am Fuß der K-W-Brücke steht. Die Skulptur und die Mauerreste sollten den Verantwortlichen in Rat und Verwaltung eine Mahnung sein, aktiv zu werden. Bevor bei ALBA mit einem großen BLUBB das Feuerschiff Weser im Handelshafen versinkt.

 

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