Pöbeleien
Jan 261993
 

Jugend gegen Gewalt und Rassismus

Eine neue Form des Widerstandes formiert sich

(ft) 19. Dezember 1992, ca. 17 Uhr, Busbahnhof, Haltestelle der Linie 1: Zwei farbige Ausländerinnen werden von drei neofaschistischen Jugendlichen angepöbelt und dann tätlich angegriffen. Die daneben wartenden Deutschen betrachten die Situation eher teilnahmslos.

Einige weiter weg stehende Passanten kommen näher, schreiten jedoch nicht ein. Ein weiterer Jugendlicher kommt dazu, um die Ausländerinnen zu verteidigen. Er fordert die Passanten auf, ihn dabei zu unterstützen. Erst jetzt sehen sich einige Unbeteiligte in der Lage, die Ausländerinnen verbal zu verteidigen. Die Neofaschisten ziehen ab.
Was die Passanten nicht wußten: Die „Neofaschisten“ und die Ausländerinnen sind die dicksten Freunde. Auch der eingreifende Jugendliche gehört zu diesem Freundeskreis. Alle sind Wilhelmshavener SchülerInnen. die sich zu einer antifaschistischen Gruppe mit dem Namen „Jugend gegen Gewalt und Rassismus“ zusammengeschlossen haben, um in einer völlig anderen Form gegen Hass und Gewalt von rechts anzukämpfen.
Entstanden ist die Gruppe, weil sich die Mitglieder in verschiedenen anderen Aktionsbündnissen gegen Haß und Gewalt nicht wohl fühlten.
Immer nur reden, keine richtigen Taten, das gefiel ihnen nicht. Sie wollten auf die Straße und die BürgerInnen wachrütteln. Eine Form dieses Wachrüttelns ist das „unsichtbare Theater“. „Wenn die Passanten nur fünf Minuten nach der Tat darüber nachdenken, ist das für uns ein Erfolg“, so ein Mitglied der Gruppe. Weitere Aktionen dieser und anderer Art sind geplant. Zwischenzeitlich ist auch ein Flugblatt der Gruppe verteilt worden.
Die Gruppe will sich nicht abschotten von anderen Bündnissen gleicher Zielsetzung, auch gemeinsame Aktionen werden nicht ausgeschlossen. Doch soll es eine reine SchülerInnengruppe bleiben, „ohne Leiter, jede/r redet gleich“, so eine Schülerin.

Nachtrag: Wenn sie Gewalt auf der Straße begegnen, zeigen sie Zivilcourage und schreiten ein: Leider ist es nicht immer Theater.

Die Gruppe trifft sich vorerst jeden Samstag um 17 Uhr im Infoladen, Rheinstr. 104. Jede/r Jugendliche ist willkommen!

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