- die zweite ...
Einiges zum 2. Wilhelmshavener Kunstmarkt
(bk) Eine Besuchermenge ist immer schwer zu schätzen. 1000 oder 1500 werden es wohl gewesen sein, die sich – aus welchen Gründen auch immer – am 5. und 6. Dezember 1992 in der Stadthalle einfanden.
Die wenigsten kamen, um den Teppichboden zu besichtigen: ein grandioses Kunstwerk bestehend aus unendlich vielen Kippenlöchern auf orangefarbenem Kurzhaargrund. Hierauf ausgestellt haben 35 selbst oder von den Medien ernannte KünstlerInnen, genauer Maler, Bildhauer, Keramiker und Fotografen (-innen). Ausgewählt wurden sie von einer fachlich versierten Jury aus 65 Bewerbern nach Qualität und nicht nach Berufsstand, d.h., daß Profis, Amateure und Hobbykünstler den Markt bestritten.
Anders als im letzten Jahr (s. GEGENWIND Nr. 105, S. 10, „Lobby fürs Hobby“) wurden die AusstellerInnen darauf hingewiesen, ihre Stände unter dem Aspekt „Präsentation“ zu gestalten: Klasse statt Masse. Nur wenige sahen hierin keinen Sinn. Das Ergebnis war eine deutliche qualitative Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Neue Stellwände in geänderter Anordnung nötigten die BesucherInnen zu einem Rundgang.
Wer wollte, konnte am Eingang gegen eine Gebühr von DM 3,-. einen Katalog der ausstellenden KünstlerInnen erwerben. Ein kleines musikalisches Rahmenprogramm sollte für Abwechslung sorgen. Die Veranstalter, Jürgen Fromm (Freizeit GmbH) und Dr. Bernd Küster (Kunsthalle) waren zufrieden, und auch der Großteil der AusstellerInnen äußerte sich positiv über Organisation und Verlauf: die meisten wollen wiederkommen. Das mag auch daran liegen, daß die Veranstalter klar zwischen einem Kunstmarkt und einem Kunsthandwerkermarkt getrennt haben. Im vergangenen Jahr hatte gerade eine solche Mixtur zu einigem Unmut geführt.
Bleibt zu hoffen, daß der dritte Kunstmarkt nochmals eine Steigerung bringt. Wer den Vergleich nicht scheut, kann sich bewerben. 100 DM Gebühr – besser: Werbungskosten – für einen kleinen bzw. 150 DM für einen großen Stand sind ein fairer Preis für eine doch große Besucherzahl, die wohl·keine Galerie in unserer Region innerhalb von 14 Stunden nachweisen kann. Und wo erstmal Besucher sind, da finden sich auch Käufer. Rund die Hälfte der Aussteller konnte in dieser Hinsicht Erfolge verbuchen.
Und übrigens: das war der Wilhelmshavener Kunstmarkt, nicht etwa der in Köln, Düsseldorf oder Berlin.
Ohne Fleiß kein Preis
Die deutliche Qualitätssteigerung vom ersten Wilhelmshavener Kunstmarkt zum zweiten ist kein Zufall. Bereits während des ersten Marktes wurden Stimmen von AusstellerInnen und BesucherInnen eingefangen und in Hinblick auf die Zukunft diskutiert. Daraufhin setzten sich die Veranstalter mit einigen Interessierten bzw. fachlich versierten Leuten zusammen, um auf Grundlage der ersten Erfahrungen eine solide Planung für den zweiten Markt vorzunehmen. Tischvorlage für das erste Treffen dieses Gremiums war der GEGENWIND-Artikel (Nr. 105, „Lobby fürs Hobby“), in dem Lob und Tadel zum ersten Markt zusammengefasst und Verbesserungsstrategien entwickelt wurden.
Das Ergebnis dieser über ein Jahr lang monatlich stattfinden Vorbereitungstreffen spricht für sich. Eine so enge Zusammenarbeit zwischen Veranstaltern und Mitwirkenden würde sich auch in anderen Bereichen positiv auswirken. Es müssen nicht immer Massenveranstaltungen sein, die nur unter Zuhilfenahme von Freibier und Freßbuden zustandekommen, um die Lebensqualität in Hinblick auf das Kultur und Freizeitangebot dieser Stadt zu dokumentieren.
Imke Zwoch
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