Erwachsene haben nie Zeit
Kindertheater in der Perspektive
(iz) Momo hat nicht das letzte Wort gesprochen. Die Zeitdiebe sind immer noch unterwegs. Die „Kindertheatergruppe 2“ der PERSPEKTIVE hat deshalb das Thema erneut aufgegriffen.
Am 20.191 fand die Premiere des Stückes „Erwachsene haben nie Zeit“ vor mehr als ausverkauftem Saal in der Perspektive statt. 7 Kinder, 10 bis 14 Jahre alt, haben unter Regie von Nicola und Roland Rath Szenen und Texte anhand eigener Erfahrungen erarbeitet. Dialoge sind nicht festgeschrieben und wirken recht natürlich.
Ein bißchen Premierenzittern, Unsicherheit gehörte dazu. Viel Tempo in der ersten Szene, die Akteure hasten in ständig wechselnden Rollen und Verkleidungen zeit-los hin und her. Dann, im Wartezimmer einer Arztpraxis. Alle sind gezwungen, Zeit mitzubringen, aber keine/r nutzt sie für Gespräche mit den Mitmenschen. Hier treten manchmal Längen auf. Vielleicht gewollt, um die Wartesituation zu verdeutlichen, die quälend sein kann, wenn sie eben nicht als Chance zur Zwischenmenschlichkeit genutzt wird. Die letzte Szene auf dem Schulhof, wo die Kinder aus verschiedener Sicht Ursachen und Lösungen für den chronischen Zeitmangel beratschlagen, schafft, Ansätze für die anschließende gemeinsame Diskussion mit dem Publikum.
Die Kinder haben auch erkannt, daß Eltern oft wegen der Kinder sowenig Zeit haben – denn sie angemessen zu versorgen, kostet Zeit und Geld, wie mir im Anschluß durch eine Akteurin und ihren Vater bestätigt wurde. Dies könnte im Stück stärker hervorgehoben werden, um es dann mal vor Arbeitgebern und Politikern aufzuführen – mit anschließender Diskussion z.B. über bessere Möglichkeiten für Halbtagsarbeit oder mehr Kindergeld …
Schließlich fragte aus dem Publikum „Frieda Fromm“ von der Altentheatergruppe „Die Wellenbrecher“ bei der Kindertruppe an: „Braucht Ihr nicht noch ’ne Oma?“
Nächste Aufführung „Eltern haben nie Zeit“: Sonntag, 3. Februar 1991, um 17.30 Uhr in der PERSPEKTIVE
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