Windsbraut
Aug 101994
 

Alte Volksbräuche – neu entdeckt

Überraschung bei der Windsbrautenthüllung: Oberstadtdirektor Schreiber belebt heidnische Bräuche

(red) Die Windsbraut ist in aller Munde und hilft der WZ übers Sommerloch. Die Gegenwindredaktion konnte sich bisher noch nicht zu einer Stellungnahme durchringen – die Meinungen reichen von „ganz nett“ über „Klinkerner Kunstkitsch“ bis hin zu „unfertige Schülerarbeit“.

Da half uns unser inoffizieller Mitarbeiter Karlchen Hofvogel aus der Bredouille – er schickte uns diese bei den von ihm selbst kommentierten Fotos von der Windsbrautenthüllung.

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Während der Oberstadtdirektor Dr. Schreiber gerade prüft, ob sich das blonde Modell auch aftern als Ikone des Wilhelmshaven-Gedankens nutzen ließe, der Oberbürgermeister Menzel und der Herr von der Sparkasse über die neueste Wilhelmshavener Enthüllung zu ihren Füßen lausbubenhaft-verschwiegen sinnieren, stehen dem Künstler Dr. Wiesner jetzt noch die Haare zu Berge, wenn er an den Wettbewerb des Kunstvereins denkt, bei dem seine „Windsbraut“ mit Karacho durchgefallen war. Was das Modell im flockigen Talk belächelt und bis jetzt nur exclusiv wußte: Dr. Wiesner bereitet mit Plastiken dieser Art seine Einweisung in die Reha-Klinik vor, wo er auf Kosten der Kassen räumliche Gestaltung lernen will. Die fundamentale Eleganz des von der Firma Rech gemauerten Klinker-Turms dient als Klebestreifen der neuen Wilhelmshavener Freiheitsstatue.

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Unser Exclusiv-Foto zeigt die kultische, nur echten (= preußischen) Wilhelmshavenern verständliche Handlung, einmal im Jahr, und zwar genau am Datum der Stadtgründung durch den erfolgreichen Kriegsherrn Wilhelm I., einer unbekleideten Maid Schießpulver auf das Haupt zu streuen. Hiermit sollen Marine und Wirtschaft Wilhelmshaven erhalten bleiben, glaubt man. Ein weißgewandeter Oberstadtdirektor hat hierbei das „Mutter Expo“ („Mutter Expo die du bist im Kaffeesatz … „) zu sprechen, während das Volk sehnsüchtig darauf wartet, daß die Entblößte zu niesen anfängt. Denn solches gilt als Zeichen der Besserung. Eine unter Wilhemopologen noch heiß umstrittene Rolle spielt dabei der stachelhaarige Stadtkünstler: Ist er Diener oder Herr des Ritus?

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