Gegenwind-Gespräch: Hans van Weelden
Mrz 032004
 

Ein Jahr später hätten wir gewonnen

Hans van Weelden, ehemaliger Beta-Baas und Oberbürgermeisterkandidat, beantwortete uns ein paar Fragen

(noa) Was einem beim Entrümpeln der Wohnung nicht so alles durch den Kopf geht! Da findet man eine Fliegenklatsche und denkt unwillkürlich: Ginge es bei Kommunalwahlen um den Unterhaltungswert des Wahlkampfes und der Spitzenkandidaten, dann hieße unser Oberbürgermeister nicht Eberhard Menzel, sondern Johan Anton van Weelden.

Johan Anton van Weelden trinkt City-Diesel - Oktober 1995Der frühere Chef der Beta-Raffinerie (jetzt Wilhelmshavener Raffinerie) war es nämlich, der bei der letzten Kommunalwahl als parteiloser Spitzenkandidat auf der Liste der CDU antrat und für sich warb mit der Fliegenklatsche mit dem kleinen Ausschnitt , „um der Fliege eine Chance zu geben“. Und auch in anderen Zusammenhängen und zu anderen Zeiten bewies er eine komödiantische Ader: Bei einem Gegenwind-Gespräch im Herbst 1995 bot er den beiden Redakteuren ein Getränk an, das verdächtig nach Dieselkraftstoff roch, und als diese dankend ablehnten, trank er selber eines der Gläser leer, um zu beweisen, dass sein Diesel völlig ungiftig sei. Einige Wochen später mussten wir aus dem Jeverschen Wochenblatt erfahren, dass er uns geleimt hatte: Reines Wasser war in den Gläsern gewesen, die allerdings außen mit Diesel beschmiert waren.
Wo ist dieser Scherzbold eigentlich abgeblieben?
Da er noch ein bisschen Kontakt zu Wilhelmshaven hält, gelang es uns, ihn ausfindig zu machen und ihn zu befragen.

Gegenwind: Was macht HVW jetzt, und wo macht er es?
Van Weelden: Ich lebe jetzt in Zypern und schreibe meine Doktorarbeit. Es geht um erneuerbare Energien. Die müssen einer Region angepasst sein. Es ist wirtschaftlich Blödsinn, z.B. Sonnenenergie zu nutzen, wenn diese Energie mit 45 ct. vergütet werden muss, während eine Alternative mit gleicher Umweltfreundlichkeit nur 4 ct. kostet. Ich bin deshalb dafür, die erneuerbaren Energien da zu nutzen, wo der beste Wirkungsgrad zu erzielen ist.

Aus „HVW für WHV“ ist ja nichts geworden. Bedauern Sie das?
Ja, das bedaure ich. Ob die Wilhelmshavener wohl realisieren, was sie nun haben? – Hätte die Wahl ein Jahr später stattgefunden, dann hätten wir locker gewonnen.

Warum sind Sie sich darüber so sicher?
Wenn Sie sehen, dass mein guter Freund Wilfrid Adam von der SPD sein Landtagsmandat verloren hat – womit niemand gerechnet hätte – oder besser gesagt, Uwe Biester von der CDU gewonnen hat, dann ergibt sich daraus, dass die Stimmung in der Stadt sich weit von der SPD entfernt hat – was auch richtig ist. Die Stadt braucht Erneuerung. Es ist nicht gut, wenn fast vierzig Jahre lang die gleiche Partei an der Macht ist. Als ich letztens in Wilhelmshaven war, hörte ich von einem Politiker, dass jetzt Stimmen aufkommen, die sagen, dass damals eine Änderung für Wilhelmshaven gut gewesen wäre. Das ist ein kleiner Trost, nicht für mich, aber für die Wähler und Wählerinnen, die mich gewählt haben, und für die Wahlhelfer, die mir zur Seite gestanden haben.

Sie kommen also noch gelegentlich nach Wilhelmshaven?
Vor einigen Wochen war ich in Wilhelmshaven an der Fachhochschule. Eine Studentin aus der Raffinerie bekam ihr Diplom ausgehändigt, und ich hatte ihr vor fünf Jahren versprochen, dass ich dabei sein würde, wenn es soweit ist… Leider geht die Teilzeit-Initiative, die wir damals angefangen haben, den Bach runter.

Was für eine Teilzeit-Initiative?
Das Teilzeitstudium an der Fachhochschule ist gestoppt worden. Das lief so, dass man das Studium mit Berufsarbeit kombinieren konnte. Es läuft nicht mehr, weil die Dozenten keine Vergütung dafür bekommen. Herrn Prof. Hoenig und Herrn Bauermann ist für ihren Einsatz, der viele, viele Stunden Arbeit bedeutete, zu danken.

Sie verfolgen also die Entwicklungen in Wilhelmshaven noch?
Natürlich. Besonders die Fortschritte der Raffinerie behalte ich im Blick. Ich freue mich über die Erweiterung, die jetzt fertig gestellt wird, und ich nehme an, es wird noch mehr kommen. Es ist immer dankbar zu sehen, dass das, was man aufgebaut hat, auch weitergeht und dass es wirtschaftlich die richtige Entscheidung war.
Auch der JadeWeserPort bleibt in meinem Blickfeld. Er ist wichtiger denn je für die Region, besonders angesichts des Abbaus beim Flugplatz und bei der Marine.

Was trinken Sie jetzt – immer noch Diesel?
Ich trinke hier einen ausgezeichneten zypriotischen Wein.

Das ist auch besser. Prost!
Heute war das erste Frühlingswetter, und ab jetzt soll es schön bleiben. Ich wünsche den Redakteuren vom Gegenwind alles Gute.

Vielen Dank.

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