Tiefgang
Feb 082011
 

Mogelei um Schiffstiefgänge?

Eine ganze Seite mit Vorspann auf Seite 1 spendierte die WZ am 02. Februar der MSC Livorno, die am 01.02. von Hamburg kommend Bremerhaven angelaufen hat. Bereits am 21.08.10 hatte die WZ über das Schwesterschiff MSC Irene berichtet.

Vordergründig ging es dabei um die Größe dieser Schiffe, die mit rund 14.000 20-Fuß-Containern (TEU) beladen werden können und damit gleich hinter der E-Klasse von Maersk (die Bremerhaven im Wochenrhythmus anlaufen) zu den größten Containerschiffen der Welt zählen. Diese Schiffe laufen im Liniendienst regelmäßig die Terminals in Hamburg und Bremerhaven an. Ihre Ankunft wird von der Hafen- und Reederlobby immer wieder gerne dazu benutzt, auf die Dringlichkeit der Weser- bzw. Elbvertiefung hinzuweisen und die Drohkulisse der Abwanderung zu erneuern. Aber bei den Tiefgängen redet man lieber nicht von den tatsächlichen Tiefgängen, die solche Megacarrier beim Ein- und Auslaufen haben, sondern bescheidet sich mit der Angabe der Konstruktionstiefgänge. Diese Tiefgänge werden jedoch in der Praxis – selbst vollbeladen – so gut wie nie erreicht. Es ist also wenig hilfreich, wenn die WZ angibt, dass die MSC Livorno „…voll beladen einen Tiefgang von über 15 Meter (hat).“
Zwar wird der tatsächliche Tiefgang wieder mal verschwiegen, doch immerhin ist dem Artikel zu entnehmen, dass die MSC Livorno mit 8.000 TEU beladen aus Bremerhaven ausgelaufen ist. Beim Einlaufen dürften es nicht viel mehr gewesen sein, weil Hamburg und Bremerhaven am Ende der ‚Nordrange’ liegen, wo das nur noch teilbeladene Schiff gleichzeitig ent- und beladen werden kann. Mit 8.000 TEU – also 57% Ladekapazität – an Bord, dürfte die MSC Livorno beim Auslaufen bei Weitem nicht den auf der Außenweser maximal zulässigen Tiefgang von 12,80 m bei normalem Niedrigwasser erreicht haben.
Vom Schiff, das bereits bei Lektüre des WZ-Artikels auf dem Wege nach Antwerpen in der Nähe der Lotsenstation ‚Steenbank’ nördlich der Scheldemündung vor Anker gegangen war, wurde jedoch über das „Automatic Identification System“ (AIS) ein Tiefgang von 14,90 m angegeben. Ob Versehen oder bewusste Irreführung: Den Protagonisten der Flussvertiefungen wird es schon recht sein. (jm)

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