Kulissenschieber
Meisterlicher Masterplan
(hk) In der Einladung zur gemeinsamen Sitzung des Betriebsausschusses der GGS (Grundstücke und Gebäude der Stadt Wilhelmshaven) und des Ausschusses für Planen und Bauen am 13. Januar 2011 hieß es bei Tagesordnungspunkt 2 unter Mitteilungen und Anfragen: Jadeallee (ehem. Banter Kasernen) – Vorstellung des Masterplans. Da hätten die Alarmglocken schon schrillen müssen.
Leider liegt uns dieser Masterplan nicht vor – wir haben nur die Skizzen, die gerade mal Auskunft darüber geben, wie die geplanten Gebäude aussehen könnten. Da gibt es auch nichts Aufregendes drüber zu berichten. Wir beziehen uns im Folgenden auf das Protokoll der Sitzung vom 13. Januar und auf die darüber erschienenen Presseberichte, in erster Linie in der Wilhelmshavener Zeitung vom 14. Januar.
Wiesbadenbrücke
Stadtbaurat Kottek verwies darauf, dass die Planungen zur Bebauung der Wiesbadenbrücke durch den Eigentümer BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben – früher Staatshochbauamt) aus verschiedenen Gründen nicht vorangekommen seien. Da wäre man unter Umständen mit den Toberschen Planungen (siehe Gegenwind 222 , 223, 224, 225, 229, 241 …) heute schon weiter, aber das ist ein anderes Thema. Tober hatte bereits im Sommer 2009 gesagt, dass „tatsächlich die Gefahr besteht, dass die Wiesbadenbrücke bis zum Jahr 2040 als chaotische Landschaft mit einem gefährlichen Industrieunternehmen, mitten im Herzen unserer Stadt, bestehen bleibt.“ (Gegenwind 246)
Und weil es mit der Wiesbadenbrücke nicht klappt, stürzt man sich auf das Areal der ehemaligen Prince-Rupert-School, die Banter Kasernen. Und nun muss alles ganz schnell gehen; bereits im Februar sollen die Planungen dem Rat der Stadt vorgelegt werden.
Banter Kulisse
Auf der Ausschusssitzung stellte „Frau Ottiglie von der Firma Thalen Consult drei verschiedene Nutzungskonzepte vor, die sich nur durch unterschiedliche städtebauliche Aspekte in der Wohnnutzung unterscheiden. Demnach soll entlang der Emsstraße ein Gewerbegebiet für Dienstleistungsunternehmen entstehen; ein ‚Zentrum für maritime Technologien’ sei als Nachbar für das bestehende Jade-Innovationszentrum angedacht. Der südliche Bereich entlang des Ufers sehe eine Möglichkeit zum Wohnen vor, der Eingangsbereich an der Jadeallee sei für ein repräsentatives Dienstleistungsgebäude vorgesehen.
Für die Wohnbebauung werde das Konzept „Banter Kulisse“ favorisiert, da dieses mehrere drei- bis fünfgeschossige Gebäude vorsehe, welches ein architektonisch ansprechendes Ensemble bilden würde.“ (Protokoll der Ausschusssitzung)
Altlasten und andere Probleme
Nun ist bekannt, dass das Grundstück kontaminiert ist, also der Boden viele bekannte und unbekannte Schadstoffe enthält und man da nicht so einfach Wohnhäuser hinbauen kann. Die Firma Thalen Consult löst das Problem: „Das Altlasten-Problem könne man dadurch lösen, dass die Gebäude erst ab dem ersten Obergeschoss bewohnt werden.“ (WZ, 14.01.) Ungeklärt bleibt die Frage, wo die Kinder spielen können – auf Trampolinen? Wie lange darf man auf der Rasenfläche liegen?
Vor dem SPD-Ortsverein West stellte sich Stadtbaurat Kottek den Fragen der Genossen, und das Bürgerportal berichtete:
„Darauf angesprochen, ob das Gelände der ehemaligen Prince-Rupert-School immer noch so verseucht wäre, entgegnete Kottek, dass dem nicht so wäre. Die Häuser auf ‚Stelzen‘, wie im Heimatblatt vor einigen Tagen veröffentlicht, würden nur deshalb so hoch gebaut, damit man dann einen schöneren und attraktiveren Ausblick hätte. Inzwischen weiß man sehr genau, was sich im Erdreich befindet, wie z. B. Hausmüll, und von einer Giftigkeit des Bodens kann gar keine Rede sein. ‚Man könne auch 30 Zentimeter Erde draufpacken und gut is‘, so seine Worte.
Ein Gutachten aus dem Jahre 1989 sagt aber ganz Anderes, und auf dem daneben befindlichen Gelände, auf dem heute das Columbia Hotel steht, wurden völlig überraschend noch gefüllte Schwerölleitungen entdeckt und mühsam entsorgt. Nach dem Krieg sprengte man einen Öltank samt Inhalt, und bis heute ist der Boden auf dem ehemaligen Prince-Rupert-School-Gelände schwer kontaminiert.
Raymond Kiesbye, der ‚Tourismuschef‘ Wilhelmshavens, gab Mitte letzten Jahres auf einer Veranstaltung zu verstehen, dass man dort höchstens Parkplätze bauen könnte.“
(www.buerger-whv.de/vorschau/cms/index.php?e1=143&e2=8543&e3=8544&e4=8711 )
Lärmprobleme
Nicht im Protokoll steht, wie Thalen-Consult das Lärmproblem lösen will. Direkt neben dem Plangebiet befindet sich nämlich der Schrottaufbereiter Jade-Stahl. Die Bewohner der Südstadt können ein Lied davon singen, welcher Lärm von dem Betrieb ausgeht – Lärm, der noch in 1.000 Meter Luftlinie, in den von der Bebauung der Rhein- und Weserstraße geschützten Straßen Bants laut und störend zu vernehmen ist. So bleibt dann auch die Thalen’sche Lösung nichts als ein schlechter Witz Versuch: „Die Gebäude selbst sorgen für den nötigen Lärmschutz in Richtung Norden (Recyclingbetrieb Jade-Stahl)“, berichtet die Wilhelmshavener Zeitung aus der Ausschusssitzung. Der Bauausschuss-Vorsitzende Bernhard Rech will dann auch die Firma Jade-Stahl vor der Wohnbebauung geschützt wissen – und nicht etwa umgekehrt.
Wer soll da wohnen?
Es ist bekannt, dass in Wilhelmshaven viele Wohnungen leer stehen und gleichzeitig die Wohnungsbaugesellschaften weiteren Wohnraum schaffen (z.B. Spar und Bau an der Mozartstraße). Für wen sollen nun diese Wohnungen am Banter See entstehen? Kottek auf der Ausschusssitzung: „Zielgruppen für die Wohnnutzung am Wasser seien vornehmlich außerhalb von Wilhelmshaven zu suchen.“ Ist ja auch eigentlich logisch. Vielleicht ja ein Weg, um die Einwohnerzahl der Stadt Wilhelmshaven langfristig über 75.000 zu halten. Oder sollen da wieder die ganzen Leute wohnen, die mit dem JadeWeserPort nach Wilhelmshaven gespült werden?
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