Wilhelmshaven endlich kabarettreif
Alle Orte, die etwas auf sich halten, haben ihre Skandale und gelangen so in die Programme der Kabarettisten. Köln hat seinen Klüngel und die U-Bahn, Stuttgart seinen Bahnhof, Frankfurt seinen Kiez usw. Und Wilhelmshaven? Hat Wilhelmshaven denn nichts? Na klar – Wilhelmshaven hat jetzt auch endlich Einzug ins Kabarett gefunden. Hier kommt Rainald Grebe. Auszug aus dem „Hongkongkonzert“:
Lufthansa, Narkosetarif. Ich wach auf, mache das Fenster auf, schau aufs Meer und denke, ich bin in Wilhelmshaven. Also Hongkong und Wilhelmshaven kann man ja vergleichen. Also ich kann das – wenn das sonst keiner macht, vergleichen wir das doch mal. Also Hongkong und Wilhelmshaven, wenn man es vergleicht wird man feststellen, die Unterschiede überwiegen. Meer haben beide. Ich habe neulich gespielt in Wilhelmshaven, und zwar für die Gesellschaft für fleischfressende Pflanzen – das war auch ein Verein, das war gleich hinterm Deich in soner Klitsche.12 zahlende Zuschauer, war aber auch egal, war Festgage. Jedenfalls kommt der Veranstalter nachher zu mir und hat sich bei mir entschuldigt – und zwar für seine Stadt. Das ist selten. Das habe ich bis jetzt erlebt in Wuppertal und jetzt in Wilhelmshaven. Dass der Veranstalter sich für seine Stadt entschuldigt, in der er ja auch veranstalten muss. „Ja“, hat er gesagt, „Herr Grebe, ich hab’s ja auch nicht leicht.“ O-Ton jetzt! „In Wilhelmshaven, da ziehen die ganzen schlauen Leute weg, was bleibt, sind die bildungsfernen Schichten“ und jetzt kommt der Satz „Wir haben hier ja auch nur den halben Einzugsbereich.“ Habe ich gedacht: Was meint der jetzt genau? Und der meinte das Meer. Da muss man erst einmal drauf kommen. Egal – zurück nach Hongkong… (hk)
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