Kriegsdienstverweigerer
Sep 131993
 

Blauhelme im Einsatz

Kriegsdienstverweigerer mit neuen Ideen

(red) Während die Planungen für das Wochenende an der Jade 1.994. schon voll im Gange sind, berichtet der GEGENWIND noch einmal über das diesjährige Fest. Die Kriegsdienstverweigerergruppe hat uns gebeten, den folgenden Bericht über ihre Aktivitäten zu veröffentlichen.

Wochenende an der Jade – nicht nur militärische Selbstdarstellung

Das Wochenende an der Jade rund um den großen Hafen gerät immer mehr zur Selbstdarstellung und -beweihräucherung der Marine. Besonders beim Durchblättern des Programmheftes schlug das militärische Übergewicht voll zu: mehrere Seiten prall gefüllt mit „Informationen“ über die Besatzungs- und Bewaffnungsstärke der zu besichtigenden militärischen Schiffe – mit so viel Sicherheit im Rücken feiert es sich doch gleich nochmal so unbeschwert.
Die Vorahnung des militärischen Schulterklopfens haben wir, die Berater und die Beraterin für Kriegsdienstverweigerer in Wilhelmshaven und Umgebung zum Anlaß genommen, um künstlerisch und politisch aktiv zu werden. Da unserer Meinung nach Informationstische u. ä. in der Öffentlichkeit nicht mehr sehr beliebt sind, sondern vielmehr hauptsächlich durch Nichtbeachtung gestraft werden – was sowohl bei den Leuten hinter dem Tisch („Wir sind mal wieder ganz umsonst hier!“) als auch bei den Leuten vor dem Tisch („Was wollen die mit denn schon wieder einreden?!“) Mißmut und Frust erzeugt -, wollten wir die BesucherInnen durch eine Aktion auf unsere politische, antimilitärische Ansicht aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen.

Maskenspiel gegen Blauhelmeinsätze

blauhelmeAus vielen verschiedenen Ideen kristallisierte sich schließlich eine von uns und der „Jugend gegen Gewalt und Rassismus“ durchgeführte Aktion heraus: ein Maskenspiel gegen Blauhelmeinsätze. In dem von uns selbst entwickelten Act geht es um drei streitbare Paare: Das erste besteht aus zwei Menschen, die benachbarte „Länder“ haben und sich gegenseitig die Grenzen streitig machen.
Das zweite Paar bilden ein armer und ein reicher Mensch. Der Reiche kauft einem Armen dessen lebenswichtige Güter erst ab, nimmt sie später, nachdem der Arme sein Einverständnis verweigert, aber einfach weg.
Die dritte Streitszene entsteht durch das Unverständnis und die Intoleranz zwischen verschiedenen Religionen. In allen drei Szenen versucht ein Blauhelm zu vermitteln, zu schlichten und zur Konfliktlösung beizutragen – leider vergeblich. Zum Schluß tritt der „Tod“ als Sensenmann auf und alle, auch der Blauhelm, werden von ihm „mitgenommen“.
Wir haben dieses Szenenspiel zweimal im Rahmen des Windfestes auf dem Gelände des Pumpwerks und einmal auf dem Bontekai aufgeführt. Es gab die unterschiedlichsten Reaktionen. Die Palette reichte von absoluter Verständnislosigkeit über Empörung („Was soll das denn hier?!“), Neugierde, Betroffenheit, Nachdenklichkeit bis hin zur Begeisterung („Das ist ja toll! Habt Ihr das alles selbst gemacht?“).

MitmacherInnen gesucht

Die Vorarbeiten, also das Planen, das Basteln der Masken und Kostüme und das Proben sowie das Spielen an sich waren für uns alle ganz neue Erfahrungen und haben viel Spaß gemacht. Deshalb planen wir diese Art von Aktionen weiter zu verfolgen und dieses oder andere Stücke aufzuführen. Deshalb fänden wir es toll, wenn sich Leute bei uns melden würden, die ebenfalls Spaß und Interesse an solchen oder ähnlichen, politisch engagierten Aktionen haben und mitmachen wollen.
Die KDV-Gruppe trifft sich jeden Dienstag ab 20.00 Uhr im Tarish in der Börsenstraße.

Übrigens: Das Blauhelmstück führen wir Mitte November noch einmal in Oldenburg beim Treffen der Kulturzentren auf!

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