Was Bertolt Brecht 1940/41 im finnischen Exil geschrieben hat, liest sich heute mit erschreckender Aktualität: Das Bahnhofsrestaurant von Helsinki, in das Brecht oft einkehrte, ist der Ort, an dem die beiden deutschen Flüchtlinge, der Physiker Ziffel und der Metallarbeiter Kalle, sich treffen.
Zum Warten verurteilt, kommen Sie miteinander ins Gespräch. Sie reden über Pässe, über die Ebenbürtigkeit von Bier und Zigarre, über die Ordnungsliebe, über das Überhandnehmen bedeutender Leute, über den Unmenschen, über Demokratie, über das eigentümliche Wort „Volk“ und, und … Kurz: In 18 Kapiteln reden und streiten sie über Deutschland.
Die nicht für das Theater geschriebenen Dialoge werden von dem Moskauer Regisseur Roman Kozak in phantasievoll-spielerischer Weise auf der Bühne umgesetzt. Die teilweise bis in die Groteske getriebenen Aktionen verbinden sich mit der live gespielten Musik zu einer theatralischen Einheit, die einen unterhaltsamen und unverkrampften Zugang zu Brecht erlaubt.
Premiere am 16. 10. 93 um 20 Uhr im Stadttheater Wilhelmshaven.
Sep 131993
Flüchtlingsgespräche
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