Falschmeldung
Eine Antifa-Aktion gegen die Republikaner und ihre Resonanz in der örtlichen Presse
(ub) Am Samstag den 4.9.93 hinderten Antifaschisten aus Wilhelmshaven und Umgebung die Republikaner daran, eine Veranstaltung in der Gaststätte „Neuender Hof“ durchzuführen. Die örtliche und regionale Presse hat durch ihre einseitige, teilweise schlichtweg falsche Berichterstattung – wieder einmal – gezeigt, auf welchem Auge sie blind ist.
Sowohl die WZ als auch das Jeversche Wochenblatt berichteten ausführlich im Stile einer Räuberpistole über die erfolgreiche Verhinderung einer rechtsextremen Veranstaltung. Was war passiert? Aufgrund eines Hinweises erfährt die Antifa Wilhelmshaven kurzfristig vom geplanten Treffen führender Wilhelmshavener Republikaner in der Gaststätte „Neuender Hof“. Ca. 100 Demonstranten finden sich vor der Gaststätte ein mit dem Ziel, dieses Treffen zu verhindern. Einige ältere Republikaner entfernen sich lautstark schimpfend unbehelligt von ihrem Veranstaltungsort. Der Wirt der Gaststätte „Neuender Hof“ hat es vorgezogen, sein Lokal gar nicht erst zu öffnen. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich 3 – 4 Polizeibeamte am Ort des Geschehens. Scheinbar uninformiert über die geplante Veranstaltung der REPs und der Gegenaktion der Antifa erkundigen sie sich bei den Demonstranten über den Hintergrund der Aktion.
Als durchsickert, daß die Veranstaltung der rechtsextremen Republikaner an einem anderen Ort stattfinden soll, formiert sich spontan ein Demonstrationszug, um auch dieses Treffen der REPs zu verhindern. Dieser Demonstrationszug wird nur wenige hundert Meter vom ursprünglichen Versammlungsort der Republikaner von der Polizei gestoppt. Den Antifaschisten steht plötzlich ein riesiges Polizeiaufgebot gegenüber. Die, Polizeibeamten kesseln den Demonstrationszug ein und greifen einige Antifaschisten unter Schlagstockeinsatz heraus.
Angeblicher Grund der fast zweistündigen Einkesselung: Einer Streifenwagenbesatzung ist eine Aktentasche abhanden gekommen.
Diese soll von einem Demonstranten entwendet worden sein. (Daß sich diese Aktentasche später unter dem Beifahrersitz des Streifenwagens einfindet, sei nur am Rande erwähnt). Die eingekesselten Antifaschisten erreichen schließlich in Verhandlung mit der Einsatzleitung der Polizei, ihren Abzug ohne erkennungsdienstliche Maßnahmen über sich ergehen lassen zu müssen. Soweit der Ablauf der Aktion.
WZ und Jeversches Wochenblatt haben offenbar direkt aus dem Polizeibericht abgeschrieben. Da ist von Ausschreitungen und handgreiflichen Auseinandersetzungen die Rede. Vom Verstoß gegen das Versammlungsverbot und das Vermummungsverbot. Jugendliche Demonstranten sind angeblich „wegen des Besitzes von Waffen“ (WZ) festgenommen worden. Der Wirt des „Neuender Hof“ hatte laut WZ-Berichterstattung sein Lokal geschlossen, weil er „von der Antifa-Wilhelmshaven durch ein Schreiben bedroht wurde“. Dieser angebliche Drohbrief
liegt dem Gegenwind vor. Wir zitieren daraus in Auszügen.
Brief an den Wirt des „Neuender Hof“
„Wir haben erfahren, dass Sie am Samstag, dem 4.9. der REP Ihre Gaststätte für eine Veranstaltung zur Verfügung gestellt haben … Falls Sie einer Täuschung seitens des/der Anmelder/in aufgesessen sind, machen wir Sie darauf aufmerksam, daß Sie von Ihrem Hausrecht Gebrauch machen und die Veranstaltung platzen lassen können… Sollten Sie auf diesen Vorschlag nicht eingehen, behalten wir uns mit anderen Organisationen die Möglichkeit vor, zum Boykott Ihrer Gaststätte aufzurufen. Das gilt auch für andere Gaststätten, in•denen nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet werden kann…
Mit freundlichem Gruß
Antifa Wilhelmshaven
Die Veranstaltung der rechtsextremen Republikaner ist lt. WZ-Berichterstattung nicht etwa durch die ca. 100 anwesenden Antifaschisten verhindert worden. Im Polizei -Pardon!- WZ-Bericht lesen wir: „Auf Einwirken der Polizei haben die Republikaner den Ort verlassen“.
An vielen Einzelheiten der Berichterstattung sowohl der WZ als auch des Jeverschen Wochenblattes wird deutlich, daß kein Journalist dieser Blätter am Ort des Geschehens war. Es erübrigt sich fast zu erwähnen, dass auch im nachhinein kein Kontakt mit der Antifa-Wilhelmshaven zwecks Recherche aufgenommen wurde. So entsteht der Eindruck, daß suggeriert werden soll, bei der antifaschistischen Bewegung handle es sich um eine unpolitische, militante und kriminelle Jugendbande. Die Antifa-Wilhelmshaven hat eine Gegendarstellung an die WZ geschickt und wartet auf deren Veröffentlichung.
Foto: Brams
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