Wattenmeerhaus
Nov 272002
 

Rote Karte!

Hafenausstellung im Wattenmeerhaus

(hk) Manchmal glaubt man seinen Augen nicht zu trauen: Da meldete doch die Wilhelmshavener Zeitung am 13. November 2002, dass die Ausstellung „Hafen der Zukunft Wilhelmshaven – Transport – Logistik – Seefahrt“ gesichert ist und in den Räumen des Wattenmeerhauses präsentiert werden wird.

Die Fakten aus dem Bericht: Wilhelmshavens Erster Stadtrat Wolfgang Frank kündigte diesen Sachverhalt in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung in Wilhelmshaven GmbH (WFG) an. Die Finanzierung der Ausstellung wird von Eurogate und der JadeWeserPort-Projektgesellschaft sichergestellt. ‚Grundsteinlegung’ für die Dauerausstellung soll bereits im Dezember sein.
Unsere Nachfrage beim Niedersächsischen Umweltministerium zeigte, dass man dort noch nichts von der Aktion wusste. Doch ausschließen wollte dessen Pressesprecher eine solche Möglichkeit nicht. Schließlich wird der JadeWeserPort vom Umweltministerium als absolut umweltverträglich eingestuft, erklärte er gegenüber dem Gegenwind.
Das Wattenmeerhaus wird gemeinsam von der Stadt Wilhelmshaven und – stellvertretend für die Naturschutzverbände – vom World Wide Fund for Nature (WWF) getragen. Das Land Niedersachsen bezuschusst die Betriebs- und Personalkosten mit rund 200.000 Euro pro Jahr; der Gesamtetat liegt 2002 bei rund 680.000 Euro.
Gespannt darf man auf die Reaktion des Mitträgers des Wattenmeerhauses WWF sein, hat dieser doch in einer Presseerklärung am 6. November eindeutig gegen den JadeWeserPort Stellung bezogen:

WWF fordert Ausstieg aus dem JadeWeserPort 
Tiefwasserhafen hat massive ökologische Folgen

Bremen und Niedersachsen halten trotz massiver finanzieller Schwierigkeiten und der zu erwartenden erheblichen ökologischen Folgeschäden weiter unbeirrt am JadeWeserPort fest. Die vereinbarte Beteiligung der Privatwirtschaft mit 89 Millionen Euro an den terminalbezogenen Infrastrukturkosten ist gescheitert und wird nun von beiden Ländern übernommen. Auch die Kosten in Millionenhöhe für Entschädigungen, für Kompensationsmaßnahmen für den Naturschutz sowie für Straßen- und Schienenausbau sind im Finanzierungskonzept bislang nicht enthalten. „Ein so massiver Eingriff in die Natur ist gerade angesichts der ungeklärten Rentabilität keinesfalls zu rechtfertigen!“, kritisierte Siecke Martin vom WWF.
Der Bau und Betrieb des JadeWeserPorts stellt einen schwerwiegenden Eingriff in das Ökosystem Wattenmeer dar und würde gravierende Umweltschäden verursachen. Für dieses Projekt sind u.a. umfangreiche Baggerungen in der Größenordnung von ca. 60 Mio. Kubikmeter nötig. Dies wird zu erheblichen Beeinträchtigungen für Tiere und Pflanzen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und der Jade führen. Verluste von Lebensräumen sowohl an Land als auch auf See durch das Überbauen von Flächen, ein erhöhtes Risiko von Schiffshavarien sowie ein starker Anstieg des Hinterlandverkehrs sind mit dem Bau des Tiefwasserhafens verbunden. 
Soweit die Presseerklärung des WWF.

Unter der Überschrift „Rote Karte“ verfasste der Ratsherr der WALLI, Joachim Tjaden, einen Leserbrief:

Das Wattenmeerhaus zeigt, mit welcher Artenvielfalt das Weltnaturerbe Wattenmeer ausgestattet ist. Eindrucksvoll werden die Zusammenhänge der einmaligen Naturlandschaft aufgezeigt. Dem Besucher wird vermittelt, wie empfindlich dieses System gegen Eingriffe durch den Menschen ist.
Bei seinem Rundgang wird der Besucher – bisher – Schritt für Schritt mit dem Wattenmeer vertraut gemacht. Die Besucher lernen, wie einmalig und unersetzlich dieses Stück Natur ist. Begeistert verlassen die Besucher die Ausstellung und sehen den „Schlick“ mit anderen Augen.
Jetzt soll im Wattenmeerhaus, mit der Präsentation des JadeWeserPort-Plans, auch gleich gezeigt werden, wie ein riesiges Stück dieses einmalige Naturgebietes, für alle Zeiten vernichtet werden kann. Dauerhaft und für alle Zeiten. Unter einer dicken Betonschicht vergraben.
Stellt sich nur die Frage, ob die Präsentation zu Beginn des Rundgangs gezeigt wird, was dem Besucher deutlich sagt, dass das, was er im weiteren Verlauf seines Besuches sieht, zumindest in Wilhelmshaven, nicht länger auch im Freien zu bewundern ist.
Für die Ortswahl dieser Ausstellung, muss den Planern die „Rote Karte“ gezeigt werden. Dem Wattenmeerhaus, mit seiner hervorragenden Präsentation des Wattenmeers, wird durch diese Ausstellung Schaden zugefügt.
Die verantwortlichen Politiker dieser Stadt sollten schnellstmöglich einen geeigneten Platz suchen.
Die Auseinandersetzung über diesen provokativen Schritt der WFG hat mit Sicherheit noch nicht ihren Höhepunkt erreicht.

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