Ganz schön sauer
… waren die Mitglieder des Jugendparlaments über einen WZ-Bericht
(iz) „Rumhängen werden allein die Vorhaben“ betitelte Malte Kirchner seinen Bericht vom 22.10., in dem er nicht ohne Zynismus seinen schlechten Eindruck von einer Sitzung der Jungparlamentarier schilderte. In einem Gespräch mit dem GEGENWIND konnten Vertreter des Jugendparlaments verdeutlichen, dass die aus der Sitzung zitierten Pannen kein repräsentatives Bild ihrer Arbeit liefern.
Es war die erste Sitzung des Jugendparlamentes (JuPa), so Vorsitzender Stefan Schimming, auf der überhaupt ein WZ-Vertreter anwesend war. Auf Grund dieser Momentaufnahme schilderte der einen Haufen von Schlaffis, die anscheinend nichts zu Stande bringen.
Gemeinsam mit seiner Vertreterin Maite Knopp und Pressesprecher Denis Hübner gab uns Stefan einen Einblick in die Arbeit, die das Jugendparlament ehrenamtlich neben Schule und Hobbys leistet. Ehe diese Arbeit (nach der Wahl im April) überhaupt losgehen konnte, musste das Büro in der Freizeitstätte Krähenbusch eingerichtet werden, das inzwischen recht gemütlich geworden ist. Dort findet einmal im Monat ein Sonntagstreffen statt, auf dem aktuelle Probleme aufgegriffen und diskutiert werden. Der „harte Kern“ trifft sich dort ohnehin regelmäßig. Jeden Mittwoch von 14-18 Uhr können sich Interessierte im Büro zur Jugendsprechstunde einfinden.
Die offiziellen Sitzungen, die an jedem dritten Donnerstag im Monat stattfinden, sind nur ein Bruchteil der Arbeit. Diese müssen auch vorbereitet und mit der Verwaltung abgestimmt werden, wovon die Öffentlichkeit wenig mitbekommt. Zudem ist das JuPa auch im Jugendhilfe-, Sport-, Kultur- und Schulausschuss und im Arbeitskreis Jugendkriminalität vertreten, sowie in den Stadtteilbeiräten Nord und Süd. In Fedderwardergroden wie auch in der Südstadt kämpfen seit längerem Jugendgruppen um Räumlichkeiten für Treffpunkte. Entgegen anders lautenden Aussagen haben sie, so Stefan, volle Unterstützung des JuPa.
Anfang November organisierte das JuPa, zusätzlich zu sonstigen Kontakt- und Diskussionsmöglichkeiten, ein Jugendforum im „Point“. Mehr als 30 Jugendliche, darunter auch VertreterInnen fester Gruppierungen (Initiativgruppe JuZe Südstadt, Jugendgruppe „Rebell“ der MLPD) tagten dort etwa drei Stunden, statt „rumzuhängen“. Unter anderem sprachen sich die TeilnehmerInnen mit großer Mehrheit für den Erhalt des Streetwork-Angebotes aus, das nach bisheriger Planung im Februar kommenden Jahres auslaufen soll. Weitere besondere Projekte sind Aktionsräume für GraffitikünstlerInnen, u. a. in Zusammenarbeit mit der Musikinitiative.
Nachdem Stefan Schimming in einem Leserbrief (1.11.) das zuvor entstandene schiefe Bild gerade gerückt hatte, verschaffte Martin Wein den Jugendlichen auf der WZ-Seite „News & Sound“ ein Forum für ihre Arbeit und ihre Anliegen. Weitere Leserbriefe belegten, dass das JuPa doch großen Rückhalt auch bei den Erwachsenen genießt. Auch Jugendamtsleiter Klaus Jürjens brach eine Lanze für seine Schützlinge, die sich „positiv abheben von der großen Masse der Jugendlichen, die der Politik völlig gleichgültig gegenüberstehen.“
Dass sie wirklich Politik machen, scheint den jungen Aktiven noch gar nicht so bewusst zu sein: „Wir sind nicht politisch“, so stünde es auch in den Statuten des JuPa, erklärte Stefan Schimming gegenüber dem GEGENWIND. Freilich sind sie politisch tätig – allerdings, und so war das gemeint, nicht parteipolitisch, und das ist in diesem Gremium auch in Ordnung.
Unterm Strich scheint es in dieser Legislaturperiode besser zu laufen, als es dem ersten JuPa erging. Genervt sind Schimming und seine MitstreiterInnen allerdings darüber, dass Anträge einen furchtbar langen Weg durch die Instanzen benötigen. So haben sie in der Juli-Sitzung eine neue Wahlordnung vorgelegt, um die erschreckend geringe Wahlbeteiligung durch pragmatische Organisation zukünftig zu verbessern. Seitdem ist bezüglich der Umsetzung in Rat und Verwaltung „noch nix passiert“. Auch mit den Einladungen zu den Sitzungen läuft oft was schief. Insgesamt konnte aber das JuPa seine Position festigen: „Meist wird man ernst genommen“.
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