Mein liebn Kuddl!
Nee, wattn Wetter, nich? Möchts ja am liebsten nur im Bett bleiben, aber dann krichste ja keine Kultur mit und bin ich also doch ausm Haus und hab mirn Dia-Vortrag von dem Doktor Sommer, isja’n Niedlicher, hat man ja selten bei den Intellecktuellen, nicht, jedenfalls’n Vortrag über Tsingtau angehört und viel bei gelernt. Wußt ich ja noch gar nicht, daß die Marine, also unsere, diese Stadt da praktisch eigenhändig aufgebaut hat, mit Spülklosetts und’m Schlachthof und alles!
Was die alles können, nicht bloß Brücken kaputtmachen, obwohl der Fregattenkapitän das ja schon von vornherein wußte, daß er das gar nicht gewesen sein konnte, der gegen den König vonner Kaiser-Wilhelm-Brücke gefahren ist, sondern bestimmt der Schlepper von hinten, weil das war ja’n Zivilist und die ham ja noch nicht so schön gelernt, im großen Hafen im Kreis zu fahren wie die vonner Marine. Was ich bloß dabei nicht verstehe ist, wie son Schlepper von hinten soviel Tempo machen kann, dasse gegen das Dings da anfahren, aber ich bin ja auch nicht vonne Marine und nautisch ungebildet. Aber in Tsingtau jedenfalls hamse nix kaputtgemacht, sondern gut alles aufgebaut, auch sone Art Südstrand, aber viel länger als unserer, aber unsern hat auch bloß die Stadt gebaut. Auffer selben Seite inner Wehzett wie der Bericht von dem Dia-Vortrag war ja auch’n Artikel über wie kaputt alles in Bant ist, sieht stellenweise so aus wie nach’m Krieg, und wennse da kein Leif-Museum von machen wollen, dann müssense das aber schleunigst sahnieren, sagt der Bürgerverein. Und da hab ich gedacht, daß das doch wegen dem Ausgleich nun die Chinesen machen können, wennse dann alle zur EXPO hierher kommen sollen, weil, wenn wir ihnen so’n schönes Tsingtau dahingestellt ham, könnense doch gut’n bißchen Bant renowieren, sind doch genug von denen da.
Und als ich das soweit gedacht hatte, mein Kuddl, von wegen sind ja genug da und so, da isses mich auf mal ganz kalt übergelaufen, weil ich plötzlich sone Ahnung hatte, und dann hab ich mir mein Taschenrechner genommen, weil das kannst ja gar nicht mehr im Kopf klarkriegen, und da kam dann was raus, was schlecht für Bant ist, weils dann doch nicht von den Chinesen renowiert werden kann, aber gut für uns alle, weil wir sonst nämlich alles, also ganz alles, verstehste, renowieren müssen. Aber ich rechne dir das mal’n bißchen vor, damit du weißt, weswegen ich ab sofort dafür bin, den ganzen Chinesen den Zutritt zur Expo zu verbieten, und zwar sofort.
So, paß mal auf: Es gibt 700 Millionen Chinesen, also die, von denen man weiß, dasses sie gibt. Nun wollen die ja bestimmt nicht alle zur EXPO, hamja auch sonst noch was zu tun, aber sagen wir mal 10 Prozent wolln nun doch, 10 Prozent isja gar nicht soviel, eigentlich, aber es sind 70 Millionen Chinesen. Nun stell dir mal vor, die fahren alle mit’m Auto los, immer vier in ein Kleinwagen, dann sind das 17einhalb Millionen Autos. Nehmen wir nun mal an, daß jedes Auto vier Meter lang ist, dann ham wir also eine Autoschlange von 70.000 Kilometer. Klar? Von Peking bis Wilhelmshaven sind so ungefähr 10.000 Kilometer. Das heißt, wenn die ersten zweieinhalb Millionen Autos unterwegs sind und das erste schon anner Stadtgrenze zu Wilhelmshaven ist, bei der ehemaligen Kwarkfabrik, dann hamse in Peking immer noch’n Stau von 15 Millionen Autos, aber das soll ja gar nicht unser Problem sein, wir ham dann nämmich ganz annere. Die Bismarckstraße zum Beispiel, wo sie ja wahrscheinlich fast alle durch reinkommen, ist ungefähr 5 Kilometer lang. Wenn nun die Chinesen mit ihren koreanischen Kleinwagen da Stoßstange an Stoßstange draufstehen, passen da mal gerade 1250 Stück drauf, stehen also immer noch 17.498.750 inner Gegend rum und verursachen Bodenerosionen von hier bis Peking oder glaubste, die sitzen tagelang still in ihren Autos und warten, bis sie unser Ortsschild passieren können? Und wenn die mal müssen, die, die noch nicht auffer Bismarckstraße sind, wo sollen die dann hin? Das gibt doch die nächste Jahrhundertflut und weiß ich nun endlich, was die gelbe Gefahr ist.
Aber nehmen wir mal an, die Chinesen vonner Bismarckstraße kommen irgendwie annen Südstrand, können irgendwie’n Parkplatz finden, wozu man entweder den Hafen zubetonieren oder aus allen Bauten da Parkhochhäuser machen müßte, hab noch nicht ausgerechnet, was günstiger wäre, weil ich vor lauter Gänsehaut nix mehr auf’n Taschenrechner eingetippt gekricht hab, also die sind nun am Südstrand und schon geht’s mit den Platzproblemen weiter – mal ganz abgesehen von den zwei abgeschlossenen Klos, diese da bloß ham – : die Südstrandpromenade ist ungefähr einen Kilometer lang. Rechnen wir mal für jeden Chinesen einen Kwadratmeter inne Breite und’n halben nach vorne und hinten, dann kannste da vielleicht, wenn sie alle stehen und die Arme mit den Fotoapparaten übern Kopf halten so 8000 drauf packen. Die stehen da jetzt aber nur so rum, bestellen könnense auch nix, weil sowieso kein Kellner mehr durch kommt, aber wenigstens hamse schon mal’n Platz, und man weiß ja auch, daß Chinesen genügsam sind. Ein Teil könnt man ja auch noch zum Geniusstrand schicken, der ist auch ungefähr’n Kilometer lang, aber geht’n bisschen mehr inne Tiefe, passen also gut und gerne so 30.000 drauf. Jetzt ham wir also mit denen, die immer noch auffer Bismarckstraße sind und denen, die auffer Strecke vonner Autobahnabfahrt bis zum Banter Seedeich stehen, das sind so etwa 1750 Autos mit je vier Chinesen drin und denen, die es geschafft ham, irgendwo zwischen Hooksiel und Accum zu landen, macht nochmal so 24.000 Leute, das sind jetzt also alle zusammen ungefähr 67.000, die’s schon mal innen näheren Umkreis vonner EXPO hingekricht ham, sind also von den ursprünglich 70 Millionen Chinesen bloß noch 69.933.000 unterwegs. Merkst das Problem, mein Kuddl? Selbst wenn wir noch’n paar auffen Deichen unterbringen und uns damit in Lebensgefahr bringen, weil dann Zigtausend chinesische Deichsteher doch sicher das zu Ende bringen, was die Wühlmäuse angefangen haben und alles zusammenstürzt, selbst wenn wir in Kauf nehmen, daß die uns mit ihren Auspuffgasen alle umbringen, selbst wenn wir die übrigen schneller aus Peking rauskriegen, indem wir Autobahn und Bismarckstraße auf 200 Spuren ausdehnen, damit immer 100 in jeder Richtung nebeneinanderfahren können, nützt alles nix! Wir würden nirgendwo mehr hinkönnen, nicht zum Einkaufen,nicht mit’m Hund innen Park, auf jeden Fall aber nicht zur EXPO und sonst auch keiner. So, und deswegen und damit ich endlich diese Gänsehaut wegkrich, bin ich hundertprozentig dafür, daß man den Chinesen, alle wie sie da sind, die Einreise zur EXPO verbietet, am besten sofort, damitse nicht jetzt schon anfangen sich einzuschmuggeln. Verstehs mich? Und wenn du nun sagst, dasses bestimmt nicht 10 Prozent werden, die zur EXPO kommen wollen, dann rechne doch selbst nochmal mit 5 Prozent, 35 Millionen Chinesen, glaubste, dadurch verbessert sich doll was?
So, mein Kuddl, nun bin ich ganz kaputt vonne Rechnerei, und viel Platz hab ich auch nicht mehr zum was Erzählen, muß ich die ganzen Neuigkeiten bis nächsmal aufsparen, wie z.B. von unserer neuen Hallenbadrutsche, ist nämmich die sicherste Rutsche vonner Welt, kann dir nix auf passieren, weil rutschste nämmich gar nicht auf, sondern mußt dich ganz schön anstrengen, wenn du ganz bis unten willst, is’n einmaliges Erlebnis und deswegen auch bißchen teurer als anderswo. Oder noch was Wunderbares ist passiert, hat nämmich die Espedeh im September eine Radtuhr gemacht und ist unser Eberhard diesmal die ganze Strecke auf seinem Fahrrad obendrauf geblieben, nicht einmal innen Matsch gefallen oder sowas, und danach hat ja die Espedeh auch die Wahl gewonnen.
Aber nun ist Schluß, mein Kuddl, und muß ich sehn, daß ich den Brief innen Kasten krich.
Tschüß denn und’n dicken Knutsch von
Dein Theda
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