Schleuseninsel
Nov 042004
 

Gewerbetourismus

Neben der Hafenwirtschaft ist der Tourismus die große Hoffnung für die wirtschaftliche Entwicklung Wilhelmshavens. Nach Wegfall des Geniusstrandes wird das maritime Erlebnis auf Küste und Kaianlagen zwischen Jadestraße und Schleuseninsel eingeengt.

Letztere soll nach Plänen des Niedersächsischen Hafenamtes nun von einem Freizeit- in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden. Die Anbindung soll von Norden her über die so genannte Hafentorbrücke erfolgen. Es ist allerdings unklar, wann die Stadt den zweistelligen Millionenbetrag aufbringen kann, um die Brücke zu realisieren. Bei einer Informationsveranstaltung für die betroffenen Freizeitgärtner der Schleuseninsel am 6.10. brachten die Planer jetzt die Option ins Spiel, das Gewerbegebiet auch ohne Brücke in Betrieb zu nehmen. „Das Gewerbegebiet ist nur 12 ha groß. Da kann der Zulieferverkehr auch über die Schleusenstraße gehen“ zeigte sich Herr Witt vom Stadtplanungsamt optimistisch. Man stelle sich vor: Im Sommer Tausende Touristen am Südstrand und am Großen Hafen, und auf der Straße „Am Südstrand“ kacheln die LKWs lang? Und zu Großveranstaltungen wird der Gewerbebetrieb eingestellt? Nachdem sich gezeigt hat, dass der kombinierte Hotel-Wohnungsturm gegenüber der Strandhalle mit der Hafenentwicklung am nördlich gelegenen Kai kollidieren wird, plant man hier schon wieder den Fehler ein, verschiedenste Nutzungen auf engem Raum unterzubringen und damit jede bereits im Vorfeld einzuschränken.
In der Diskussion um die Schleuseninsel zeigten sich noch mehr Widersprüche. Eine Wohnbebauung auf der Schleuseninsel, so Witt, sei nicht möglich, weil hier hafenbezogenes Gewerbe Vorrang hat, „höchstens ein Hotel“. ( s. o.)
Die Notwendigkeit eines Gewerbegebietes auf der Schleuseninsel wird – wie fast alles – mit dem JadeWeserPort begründet. Unter anderem sollen Schlepper- und Festmacherbetriebe sich dort niederlassen. Die Freizeitgärtner fragten, welchen Sinn das ergeben soll, wenn der Containerhafen, von dem die leben sollen, 13 Kilometer entfernt ist.
Sicherheitshalber schoben die Planer die Begründung nach, die Pläne für die Schleuseninsel seien schon 30 Jahre alt. Damals gab’s aber noch keine „Maritime Meile“, das heutige Herzstück des hiesigen Tourismus.

Erst räumen – dann anbieten

Konkrete Investoren gibt es noch nicht. Die Flächen sollen erst mal erschlossen (und dafür Grünflächen zerstört) werden, und dann schaut man, ob sich jemand ansiedeln will. Herr Gauer (Hafenamt): „Eine Ansiedlung ist nur nach Vorleistung möglich – das macht bei der Konkurrenz heute jeder so!“ Kommentar aus dem Publikum: „Nur weil etwas gang und gäbe ist, ist es noch lange nicht richtig.“
Jemand wollte wissen, warum nicht zunächst viele freie Flächen am Hannoverkai bebaut werden. Gauer räumte ein, man hätte die längst vermarkten können, aber: „Die wollen wir freihalten, bis der JadeWeserPort kommt.“ Das sei so – na? – richtig: „gang und gäbe.“
Verwundert war man auch, dass die Räumung und Erschließung des (wie Witt schon einräumte) kleinen Gebietes stolze 200 Euro pro qm kosten soll. Ein anwesender mittelständischer Unternehmer sah keinen Anlass für seine Branche, sich dafür am entlegensten Ende der Stadt anzusiedeln.
So schnell werden die Freizeitgärtner nicht aufgeben – erst recht nicht, nachdem ein Kollege vom Banter See übermittelte, dass sich alle Wilhelmshavener Kleingartenvereine mit ihnen solidarisch erklären.
Übrigens: Wessen Idee war das eigentlich mit dem Gewerbegebiet? Gauer: „Wir sind ein kreatives Team – aber ich bin der Schuldige.“ Böse Zungen behaupten, der scheidende Amtsleiter wolle sich damit ein Denkmal setzen. (iz)

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