Post Bant
Feb 012001
 

„Bestandsschutz“ für Postagenturen

Schon wieder hat eine Postagentur geschlossen – diesmal war Bant dran

(red) Was waren das für Zeiten, als es in Wilhelmshaven noch in jedem Stadtviertel ein richtiges Postamt oder zumindest eine Poststelle gab! Die Dienststellen der Post waren so richtige Kommunikationszentren, wo man sich beim Briefmarkenkauf oder beim Abholen der Rente traf und dabei einen Klönschnack halten konnte.

Doch ab 1993 ging’s bergab. Es begann das große Ämtersterben. Nach und nach wurden Postämter/Poststellen geschlossen wie Neuengroden, Voslapp, Rüstersiel, Wiesenhof, Ebert-, Werft- und Genossenschaftsstraße. Nur zum Teil wurden sie durch privat betriebene Postagenturen ersetzt. Große Stadtviertel wie z.B. Neuengroden waren plötzlich ganz ohne Postanstalt. Zwar protestierte damals die Neuengrodener Bevölkerung und sammelte Hunderte von Unterschriften, die an den damaligen Postminister Bötsch (CSU) weitergeleitet wurden. Eine Antwort gab es jedoch nicht. Der Ortsvorstand der SPD versprach damals den Neuengrodenern, dann wenigstens für eine Postagentur im Viertel zu sorgen. Doch beim Versprechen blieb’s.
Als sich im Jahr 1998 eine Kioskbesitzerin in diesem Ortsteil bereit erklärte, eine Postagentur zu betreiben, waren es wieder Sozialdemokraten, die ihr vollmundig alle Unterstützung zusagten. Die Bundestagsabgeordnete Gabriele Iwersen forderte in der „WZ“ vom 7.7.1999 sogar eine „Poststelle“ für Neuengroden (sie meinte wohl, wie später auch Möhle, eine Postagentur). Das Ergebnis kann im GEGENWIND Nr. 156 unter „Versprochen – nicht gehalten“ nachgelesen werden.
Nur soviel: Neuengroden hat auch heute noch keine Postagentur.
Jetzt aber wird es höchste Zeit, dass die noch verbliebenen Postagenturen in Wilhelmshaven unter „Bestandsschutz“ gestellt werden. Denn zum Jahresende 2000 schloss auch noch die Agentur in der Luisenstraße 21. Sie befand sich in den Räumen der Firma Toilloss, die dort Dienstleistungen wie Schreibservice, Übersetzungen, Kopien, Büroorganisation und mehr anbietet. Nur nebenbei sollten die Dienstleistungen für die Deutsche Post laufen. Doch der Zulauf war größer als erwartet, so die Firmenchefin, Frau Stachowiak-Meyer. Darunter litt der übrige Geschäftsbetrieb. Deshalb übernahmen wohl in den letzten Monaten Postbedienstete den Annahmedienst. Wer wem jetzt die einmal getroffene Vereinbarung aufkündigte, war nicht ganz zu klären. Die Inhaberin von Toilloss erklärte uns gegenüber, dass sie ihr Serviceangebot erweitern möchte und dazu jeden Quadratmeter Ladenfläche benötige. Die Auflösung des Vertrages sei von ihr ausgegangen. Von der Deutschen Post selber erfuhren wir, dass der Vertrag „im gegenseitigen Einvernehmen“ aufgelöst worden sei.
Ein kleines Trostpflaster: Bei Toilloss wird es auch künftig Briefmarken in kleinen Mengen geben, und genau vor dem Laden steht ja ein Briefkasten. Auch Pakete werden seit dem 11. Januar wieder angenommen, wenn auch nicht für die Deutsche Post, sondern für den privaten Dienstleister „Deutscher Paket Dienst (DPD)“.
Schlimm: Schon wieder ist ein Stadtteil ohne Postannahmestelle. Dem Vernehmen nach will sich die Post zwar schnell um neue Räumlichkeiten bemühen, aber das kann dauern. Der Bürgerverein Bant will die postalischen Bemühungen unterstützen. Der Vorsitzende Felix Haubrich dazu: „Wir werden bei unserer nächsten Vorstandssitzung das Thema aufgreifen und der Post Vorschläge unterbreiten. Anbieten könnte man der Post zum Beispiel den Stützpunkt des Malteser Hilfsdienstes in der Kreuzstraße 54. Doch die Post sucht wohl immer nur Räumlichkeiten, die wenig kosten.“
Wohl wegen der in diesem Jahr anstehenden Kommunalwahl klinken sich auch Kommunalpolitiker in die Sache nach einem Poststandort ein, um so Wahlzettel-Kreuze zu ergattern. Auch Gabriele Iwersen will sich ungeachtet ihrer Erfolglosigkeit bezüglich der Postagentur Neuengroden mal wieder ins Zeug legen, und auch die Banter SPD-Ratsfrau Ursula Aljets will sich kümmern und mit ihrer Fraktion sprechen – hoffentlich mit mehr Erfolg als ihr Kollege Norbert Schmidt damals in Neuengroden. CDU-Ratsherr Helmut Möhle, selbst alter Banter, erklärte uns: „Natürlich fordert auch die CDU eine Poststelle für Bant und die Südstadt. Doch einen Betreiber zu finden wird schwierig werden. Schließlich kann man eine Postannahmestelle nicht in einem Friseurladen oder einer Pizzabude betreiben.“
Wenn sich Wilhelmshavens Regierung und Opposition so einig sind, sollte man doch meinen, dass es ihnen auch gelingt!

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