Marinemuseum
Mrz 111991
 

Schottler übernehmen Sie!

Deutschland wird nicht Marinemuseum

(noa) Standhaft sind sie ja, die Jungs vom „Förderverein Deutsches Marine-Museum“. Sie lassen nicht locker, obwohl trotz propagandistischer Unterstützung durch die WZ wenig darauf hindeutet, daß ihr Projekt so jemals Wirklichkeit wird.

In einen Brief vom 5. Februar wandte sich Vizeadmiral a.D. Günter Fromm für den Vorstand des Fördervereins an die Ratsfraktionen der Stadt, „um eine eindeutige Grundeinstellung des Rates der Stadt Wilhelmshaven zu unserem Projekt abzufragen“. Fünf Fragen stellt der Verein der Stadt, u.a. die nach der Bereitschaft von Rat und Verwaltung, „an der Gründung der Stiftung Deutsches Marine-Museum mitzuwirken und sich mit einer Vermögenszuwendung, mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten oder personell an der Stiftung zu beteiligen“.

Schulschiff Deutschland

Schulschiff Deutschland

Deutlich verärgert waren darob einige Mitglieder des Kulturausschusses, der in seiner Sitzung vom 5. März die Anfrage des Fördervereins als Punkt 1 auf der Tagesordnung stehen hatte. Nach einer Vermögenszuwendung zu fragen, war doch ein wenig dreist, nachdem der Rat der Stadt am 16.5.90 einen Beschluß gefaßt hatte, in dem er ein grundsätzliches Interesse bekundet hat, aber klar festgelegt hat, daß es kein Geld von der Stadt geben wird.
Trotz der Verärgerung mochte man offenbar den Förderverein nicht einfach abblitzen lassen. Im Gegenteil: Mit Hinweis auf die Vorstandsneuwahlen am 10. April bat der Vizeadmiral um eine „Meinungsäußerung bis Ende März“, und der Kulturausschuß behandelte das Thema prompt und gehorsam.
Jens Graul, Umweltdezernent, aber auch Mitglied des Fördervereins, kam als Gast in die Kulturausschußsitzung, um dem Fromm-Brief etwas mehr Gewicht zu geben. In seinem einleitenden Statement verwies er auf die Notwendigkeit von Friedenserziehung gerade jetzt und erinnerte an das vom Förderverein im November 1989 herausgegebene „Rahmenkonzept“, in dem deutlich zum Ausdruck komme, daß es den Marine-Museums-Förderern nicht um die Ausstellung von Waffentechnik gehe, sondern vielmehr pädagogische Absichten verfolgt würden.
In dem bewußten „Rahmenkonzept“ heißt es unter dem Stichwort „Bildungsauftrag“: „Umfassendes Ziel des Museumsprojektes ist es, einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte unter gegenwartsbezogenen und zukunftsorientierten Gesichtspunkten zu leisten. Den Besuchern/innen die Gegenwart als historisch determiniert zu verdeutlichen, d.h. auch, ihnen die Veränderbarkeit aufzuzeigen mit der Intention, ihr demokratisches Engagement zu fördern und zu festigen.“ (S. 10)
Warum es für diese löblichen Absichten just ein Marine-Museum sein muß, fragen sich viele historisch interessierte WilhelmshavenerInnen schon seit langem. „Der kulturelle Beitrag der Werftarbeiterschaft für Wilhelmshaven war größer als der der Marineangehörigen“, so Hartmut Büsing vom Historischen Arbeitskreis des DGB.
Dieser Arbeitskreis tritt für die Einrichtung eines Museums für Stadtgeschichte mit einer Abteilung Werft- und Marinegeschichte ein. Dafür wären doch sicher eher Mehrheiten zu gewinnen. Sogar dem Herrn Vizeadmiral a.D. ist schon „der Eindruck entstanden, daß (das) Projekt (des Fördervereins) im Rat der Stadt (…) nicht die erforderliche (…) Priorität genießt.“
Statt sich mit einer entsprechenden Änderung des Konzepts (marinegeschichtliche Abteilung in einem Stadtmuseum) der Unterstützung weiterer geschichtlich interessierter Kreise zu versichern, probiert es der Förderverein mit dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Mit Erfolg?
Oberbürgermeister Menzel, so schreibt Chefredakteur Westerhoff in der WZ vom 9. März, hat vorgeschlagen, „den strikten Verweigerungsbeschluß in Sachen Kostenbeteiligung (am Museumsschiff „Deutschland“) zu revidieren.“ Und die CDU-Fraktion wird in der Ratssitzung am 20. März den Antrag stellen, in dem Beschluß vom 16.5.90 den Passus, der sich auf die Verweigerung einer Kostenbeteiligung der Stadt bezieht, zu streichen.
Zumindest die Gruppe Grüne/Frauenliste wird diesem Antrag widersprechen. Sie schlägt vor, den Plan zur Einrichtung eines Marinemuseums gänzlich aufzugeben und stattdessen das Küstenmuseum mit einer Abteilung für Werft- und Marinegeschichte in das Gebäude Weserstraße 47 zu verlegen. Dieser Vorschlag stimmt mit dem des historischen Arbeitskreises fast wörtlich überein. Er kommt den finanziellen Möglichkeiten Wilhelmshavens sehr entgegen, zumal von Seiten des Landes Niedersachsen ein finanzieller Beitrag zur Erhaltung der Weserstraße 47 im Rahmen eines Museumsprojektes zu erwarten ist.

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top