Radio Überleben
Apr 211992
 

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Mit einem Piratensender gegen die drohende soziale Katastrophe

(hk) Am letzten Mittwoch (22.4.) sendete er zum ersten Mal: ein Piratensender für die Region. Gegründet wurde .der Sender aus Kreisen der Belegschaft des vor der Schließung stehenden Olympia-Werkes Wilhelmshaven und anderer bedrohter Unternehmen.

Die erste Sendung geriet dann auch gleich zu einem Knaller: Das ausgestrahlte Interview mit dem DGB-Kreisvorsitzenden Manfred Klöpper war dann am nächsten Tag eine Schlagzeile auf der ersten Seite der WZ wert, allerdings nicht weil der Chefredakteur dieser Zeitung von dem Interview so angetan war, sondern weil der DGB-Vorsitzende das Wort „Verarschung“ in Zusammenhang mit der Finanzzuweisung für die Region in Höhe von 58 Millionen benutzte. Auch die Stimme des niedersächsischen Ministerpräsidenten Schröder ging über die Piratenwellen.
Zu empfangen ist der Sender übrigens nicht nur in Wilhelmshaven – er strahlt sein Programm bis nach Varel aus. Die erste Sendung endete mit der Bitte an die Mitarbeiter der Telekom, doch bitte nicht so verbissen nach der Sendeanlage zu suchen. Die NDR-Sendung „der club“ unterbrach am Mittwoch ihr Programm und schickte einige Minuten des Piratenprogramms durch den Äther.radio überleben
Wie aus Kreisen der Mitarbeiter des Piratensenders verlautete, sollen die Informationen auf der UKW-Frequenz 100,4 MHz zunächst jeweils Mittwochs für die Dauer von etwa einer Viertelstunde ausgestrahlt werden. Später ist an eine Ausdehnung der Sendezeit gedacht.
Die von der Arbeitslosigkeit betroffenen Arbeiter und Angestellten erhoffen sich von der Tätigkeit des Piratensenders eine Forcierung der Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache. Sie wollen mit ihren Beiträgen und Hintergrundberichten auf den Kampf der Olympia-Belegschaft und anderer Betriebe zur Erhaltung ihrer Arbeitsplätze aufmerksam machen.
Außerdem sollen die Sendungen und die davon ausgehende öffentliche Wirkung außerhalb von Wilhelmshaven Betroffenheit vermitteln und darauf hinweisen, daß der Jade-Region eine soziale Katastrophe droht. Man sei deshalb optimistisch, daß der Sender von der gesamten Bevölkerung unterstützt werde, hieß es in einer ersten Stellungnahme der Piraten am Mittwoch Nachmittag.

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