Esenshamm
Apr 211992
 

Ab durch die Mitte

Katastrophenübung für KKW Unterweser geriet zur Farce

(ft) Am 28. März 1992 fand in Jaderberg eine Sonderübung des Kreises Wesermarsch statt, die den Katastrophenschutz nach Austritt von radioaktiven Stoffen nach rund 36 Stunden aus dem Kernkraftwerk Unterweser simulierte.

Feuerwehrmänner stellten sich als verstrahlte Opfer dar und wurden in der (in einer Schule errichteten) Notfallstation dauergeduscht, um entseucht zu werden.
Eine kleine Demonstration des Arbeitskreises Wesermarsch der Bürgerinitiativen begleitete die Übung, um die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen. „Katastrophenschutz durch Ausstieg!“ forderten die Kernkraftgegner, die auch durch Wilhelmshavener Greenpeace-Leute und Jusos vertreten waren.gw107_akw
Die Umweltschützer bezeichneten die ganze Veranstaltung als „Farce“, sowie als „makabres Spiel mit Menschenleben.“
„Hochverstrahlte Menschen können nicht dekontaminiert werden. Was eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen wird, läßt sich nicht mehr entfernen,“ so Ingo Harms, Sprecher des Energierates.
Die Sonderübung wurde unter unrealistischen Bedingungen durchgeführt. Die Behörden gingen von einer unterdurchschnittlichen Windgeschwindigkeit aus, sowie davon, daß sich die Bevölkerung zum größeren Teil mit PKW selbst evakuieren könne, sodaß nur Katastrophenhelfer und hilfsbedürftige Menschen, wie RollstuhlfahrerInnen, einer Verstrahlung ausgesetzt wären und entseucht werden müßten.
Im Falle eines Super-GAUs im KKW Unterweser wäre auch Wilhelmshaven betroffen, wie eine Landkarte in der Einsatzzentrale deutlich zeigte.
Eine Panik unter der Bevölkerung und nicht geordnete Dekontamination wären die Folgen eines Störfalles. Ein Katastrophenhelfer erzählte, daß er zwar die Übung in Jaderberg mitmachen müßte, aber im Ernstfall mit seiner Familie im Auto das Weite suchen würde.
Die ganze Sonderübung kann man nur als Verharmlosung der Risiken von Atomkraft und Werbung für die Atomindustrie bezeichnen.

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