Nautimo
Okt 112007
 

Jedem sein Spaßbad

Jetzt ist es da, das neue Schwimmbad „Nautimo“. Das gute alte Citybad wurde nach Trockenlegung mit einer Party verabschiedet, wobei der Auftritt so topaktueller Musikgrößen wie „Baccara“ vielleicht den Eindruck vermitteln sollte, nur Ewiggestrige würden einem ganz normalen Sport-Schwimmbad nachtrauern.


Wer jetzt immer noch einfach schwimmen statt plantschen und rutschen will, kann dies binnen einer Stunde für 4 Euro tun. Wer auf Grund des Alters oder anderer körperlicher Einschränkungen nicht ganz so flott ist, zahlt 6 Euro und darf dann gleich drei Stunden bleiben, ob er will oder nicht. Zur weiteren Preisgestaltung, die eher für gelegentliche als regelmäßige Schwimmbadbesuche ausgelegt ist, siehe www.nautimo.de.
Nun war es ja keine einzigartige Idee der Stadt Wilhelmshaven, solch ein „Spaß“-Bad zu bauen. Viele Touristikgemeinden an der Küste und auf den Inseln bieten ein solches an oder sind gerade dabei, sich in die Investition zu stürzen. Und nicht nur in Wilhelmshaven wird dies kritisch begleitet. In Aurich gab es die Idee, das alte Blücherbad, das einem neuen Bad weichen soll, über einen Förderverein zu erhalten. Vom Rat wird es dort aber keine Unterstützung geben. SPD-Fraktionschef Ulrich Mittelstädt spricht von einer „unausgegorenen Schnapsidee“ und „völlig verrückten Vorstellungen“ (Ostfriesische Nachrichten 27.9.). Ein Verein könne die bislang von der Stadt bezuschussten 400.000 Euro nicht schultern. Nun, in einem kleinen Ort bei Hildesheim z. B. ist es vor einigen Jahren schon mal gelungen, ein Bad über ehrenamtliches Engagement der BürgerInnen zu erhalten. Doch, so Mittelstädt weiter, „könne die Stadt keinerlei Konkurrenz durch ein weiteres Bad zulassen.“ Jede Stadt ist sich selbst die Nächste und Konkurrenz dabei wirklich ein Problem. So liegen in unmittelbarer Nähe des „Nautimo“ das „Aquatoll“ in Schortens, das Hooksieler Wellenbad oder das Dangaster Quellbad. Je mehr Kommunen auf den Zug „Spaßbad“ aufspringen, umso mehr graben sie sich gegenseitig das Wasser ab. Jetzt, wo das „Nautimo“ mal da ist und eine Menge Gelder gebunden hat, wäre es fatal, wenn die wirtschaftlich erforderlichen Besucherzahlen – auf lange Sicht, nachdem der Reiz des Neuen erschöpft ist – nicht erreicht würden. Wenn das gigantische Planschbecken pleite ginge, gäbe es hier gar keine überdachte Alternative mehr. Bleibt zu hoffen, dass die Betreiber im Falle ausbleibender Besucher durch ein angepasstes, nachfrageorientiertes Preisgefüge rechtzeitig gegensteuern. (iz)

Hallenbad

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top