Dürfen die das?
Die Sparkasse Wilhelmshaven diskriminiert die weniger wohlhabenden Kunden
(noa) Zwei Wochen voller Frust und Ärger erlebte Frau N. (der vollständige Name ist der Redaktion bekannt) Anfang August. Sie musste einige überflüssige Wege machen, wurde öffentlich bloßgestellt und kam nicht an ihr bisschen Geld.
Frau N. ist vom Schicksal sowieso schon benachteiligt. Sie ist körperbehindert und kann dadurch ihren Beruf nicht mehr uneingeschränkt ausüben. Vor einigen Jahren verweigerten ihr die Behörden die finanzielle Unterstützung für einen Umzug, der ihre beruflichen Aussichten verbessert hätte. Sie blieb also in Wilhelmshaven und damit auch weiterhin Kundin der Sparkasse, wo sie seit 23 Jahren ihr Girokonto hatte. Und nun wurde sie auch von dieser benachteiligt.
Ihre Tochter wollte Ende Juli für sie am Automaten ein Geldgeschäft tätigen, doch der Automat verschluckte die Karte. Nach dem Wochenende bekam Frau N. telefonisch von ihrer Sparkassenfiliale die Nachricht, sie könne ihre Karte abholen, und ging hin. Geld bekam sie jedoch nicht, denn, so die Auskunft der Mitarbeiterin, ihr Konto sei geschlossen worden. Auf die Frage nach dem Grund mischte sich ein weiterer Mitarbeiter ein, indem er vernehmlich durch die Filiale rief: „Sie haben ja Insolvenz!“ „Es klang, als klage er mich an, eine besonders ekelerregende und außerdem hoch ansteckende Krankheit zu haben“, erinnert sich Frau N. an diese peinliche Situation, und sie dachte in diesem Moment: Na toll, jetzt weiß es ja bald der ganze Stadtteil. Doch trotz der öffentlichen Bloßstellung blieb sie tapfer und fragte, was das damit zu tun habe, dass man ihr ihr eigenes Geld verweigerte.
Das Konto sei geschlossen, und sie müsste nun ein neues Konto eröffnen, und zwar ein „Jedermann-Konto“. Auch hartnäckiges Nachfragen entlockte dem Sparkassenmitarbeiter nicht die Antwort auf die Frage, was ein „Jedermann-Konto“ ist; er verwies Frau N. an die Hauptstelle der Sparkasse am Theaterplatz.
Da Frau N. sich nicht gerne noch einer weiteren so diskriminierenden Erfahrung wie dieser in „ihrer“ Sparkasse aussetzen wollte, bat sie einen Bekannten, der bei einem Pflegedienst arbeitet, um seine Begleitung. Nicht nur bei Behörden hilft ein Zeuge den Beschäftigten, sich auf ihre gute Manieren zu besinnen.
Den beschwerlichen Weg zum Theaterplatz mit dem Rollstuhl hätte man Frau N. nicht zumuten müssen. Die Auskunft, die sie dort bekam, hätte man ihr direkt auch in der Zweigstelle in ihrem Stadtteil oder telefonisch oder schriftlich geben können: Ein Jedermann-Konto ist ein Guthabenkonto, und die Sparkasse der Stadt Wilhelmshaven richtet ein solches nicht in jeder Zweigstelle ein, sondern nur in den Filialen Fedderwardergroden, Bant und Ratshausplatz.
Unverrichteterdinge und sehr wütend kehrten Frau N. und ihr Helfer wieder um. Ob es eine offizielle Anfrage oder Beschwerde des Pflegedienstes, bei dem Frau N.’s Begleiter arbeitet, geben wird, wird sich zeigen. Frau N. hat sich inzwischen entschieden, dass künftig ein anderes Geldinstitut ihre Kontoführungsgebühren bekommen wird. Die Volksbank hatte kein Problem damit, ihr ein Guthabenkonto einzurichten!
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