Was soll das?
Unversöhnlich stehen sich die Planer der ICP und die Stadtverwaltung gegenüber
(hk) Einen erneuten Versuch, die Wilhelmshavener Öffentlichkeit, die Politik und die Verwaltung für ihr Insulanus-Projekt zu gewinnen, unternahm die ICP (Investment Consult Project Development GmbH) des rührigen Wilhelmshavener Ingenieurs Rüdiger Tober.
In unseren Gegenwind-Ausgaben 222 und 223 (November und Dezember 2006) machten wir unsere LeserInnen mit den Toberschen Plänen vertraut und berichteten auch über die schon damals bestehenden Animositäten zwischen dem Planungsbüro und der Stadt Wilhelmshaven, insbesondere in der Person des Oberbürgermeisters Menzel.
In der Zwischenzeit hat das Planungsbüro sein Projekt zur Bebauung der Wiesbadenbrücke weiter ausgefeilt und auch weitere Schritte zur Baureifmachung des Geländes unternommen.
So stehen die Ingenieure in Kontakt mit den jetzigen Nutzern/Pächtern des Grundstückes und haben nach Meinung des Rechtsanwaltes Bolko Seifert inzwischen einige rechtsverbindliche Zusagen in der Hand.
Zum Beispiel mit der Firma Linde, die auf der Wiesbadenbrücke ja bekanntlich ein Sauerstoffwerk betreibt. Über den Stand der Verhandlungen schreibt die Firma Linde Gas aus Pullach am 16. Juli 2007 an die ICP:
„Im Nachgang zu unserem persönlichen Gespräch am 27.04.2007 haben wir mit der zuständigen Stelle bei der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten, Herrn Stumpf, gesprochen.
Herr Stumpf hat uns bestätigt, dass das von Ihnen geplante Vorhaben begrüßt wird und es Ziel des BImA ist, das Gelände auf der Wiesbadenbrücke als Gesamtes zu vermarkten. Dies ist nur möglich, wenn Linde bereit ist, den Produktionsstandort auf der Wiesbadenbrücke zu verlagern.
Wir haben Herrn Stumpf informiert, dass Linde Gas Deutschland über einen möglichen Verkauf des Erbbaurechts mit ICP GmbH in Verhandlungen steht. Die Verhandlungen sind bereits so weit fortgeschritten, dass bei Feststellung der Planungssicherheit einem Vertragsabschluss nichts im Wege steht.“
Hier wird deutlich, dass die ICP sich schon weit in das Projekt eingearbeitet hat. Warum nun die Stadt Wilhelmshaven mit aller Kraft versucht, den Stellenwert der ICP-Vorarbeiten kleinzureden (Stadtbaurat Kottek: „Reine Ankündigung“), ist genauso unverständlich wie die Tatsache, dass kein SPD-Genosse der Einladung von Rüdiger Tober zur Präsentation des Modells folgte. – Angeordneter Boykott?
So waren dann die Spitzen der CDU (von MdB Kammer bis zum Bauausschussvorsitzenden Bernhard Rech) neben einem Stadtrat der Grünen beinahe die einzigen parteipolitischen Vertreter auf der Präsentationsveranstaltung im Juli 2007.
Auf dieser Veranstaltung versuchte Rüdiger Tober erneut, die Stadt Wilhelmshaven und besonders den Oberbürgermeister mit in sein Boot zu holen. Schon in einem Schreiben an den Oberbürgermeister vom März 2007 schrieb Tober: „Der von Ihnen geprägte und propagierte Leitsatz „Arbeiten – Wohnen und Leben am Wasser“, der unbestritten in jeder Hinsicht positiv zutreffend ist, wurde dann auch später von der re.Urban Stadterneuerungsgesellschaft mbH (Oldenburg) aufgegriffen. (…) Unser Bestreben ist nunmehr, im Zuge unserer weiteren Projektentwicklungsarbeit unter Einhaltung des obigen Leitsatzes Ihre Ideen zu realisieren.
Dazu benötigen wir Ihre Unterstützung, um die wir Sie hiermit herzlich bitten. (…) Wir haben Vertrauen in unsere Leistung und sagen über uns: „Wir sind gut“. Mit Ihnen (…) sind wir besser. (…) Weil aber nur gemeinsames Handeln dem wirtschaftlichen Wohl unserer Stadt zuträglich ist, möchten wir Sie als Partner des INSULANUS-Projektes gewinnen. Wir würden uns ehrlich freuen, Sie als Kapitän auf dem INSULANUS-Boot begrüßen zu können.“
Bei dem Projekt zur Bebauung der Wiesbadenbrücke geht es nach Berechnungen der ICP um eine Investitionssumme von knapp 100 Millionen Euro. Für diese Summe stehen laut Rüdiger Tober Investoren bereit. Ein uns vorgelegter Schriftverkehr mit den entsprechenden Finanzgruppen untermauert Tobers Aussage, dass man nur noch auf die planungsrechtlichen Schritte der Stadt wartet, um die Baumaßnahme in Gang zu bringen.
Dabei ist es, wie ICP-Planungsleiter Bernd Kietzmann zu berichten weiß, nicht gerade einfach, für ein solches Projekt in Wilhelmshaven die entsprechenden Investoren zu finden. „Die stehen hier ja nicht Schlange, da muss man hart drum kämpfen. Und wenn dann noch solche Probleme wie hier auftauchen, dann ist das nicht hilfreich“, so Kietzmann zum Gegenwind.
Auf den von Kottek und Menzel favorisierten Investoren- und Architektenwettbewerb angesprochen, sehen die ICP-Leute durch ihre Vorarbeit gute Chancen. Sie befürchten allerdings auch, dass es da nicht sehr viele neue Investoren geben wird. Denn, so Rüdiger Tober zum Gegenwind, „unsere Vorarbeit steht ja, und damit muss sich jeder, der an einem solchen Wettbewerb teilnehmen will, auseinandersetzen.“
Ein wenig böse ist man bei ICP auch über eine Aussage Menzels im Internetportal der Stadt, in dem der Oberbürgermeister dem ICP-Entwurf schon von vorneherein seine Zustimmung verwehrt. Im Internetportal heißt es u.a.: „Die Einzigartigkeit dieser Lage erfordert nach Meinung von Oberbürgermeister Eberhard Menzel einen Wettbewerb der Ideen, keinesfalls werde die Stadt einem jetzt der Öffentlichkeit vorgestellten Entwurf ihre Zustimmung geben.“
Wie es in dieser Auseinandersetzung zwischen ICP und Stadtverwaltung weitergehen wird, lässt sich nicht abschätzen. Man hat den Eindruck, als würden hier persönliche Nickeleien zur politischen Linie hochgeschaukelt. Das nützt nicht einmal dem Oberbürgermeister. Es schadet aber der Stadt Wilhelmshaven. Und da sollten doch die Damen und Herren des Stadtrates in der Lage sein, einen Riegel vorzuschieben. Ansonsten wird es für die Wiesbadenbrücke wohl nur eine drittklassige Teillösung geben.
Geplant sind im vorderen Bereich der Wiesbadenbrücke drei großzügige Büro- und Wohngebäude mit jeweils anschließenden und direkt im Wasser gegründeten Wohnmodulen samt Bootsanlegern. Das „Tor“ zum Insulanus – und gleichzeitig ein Herzstück der Planung – bildet ein großes Multifunktionsgebäude, das sich gleichsam um einen Marktplatz schließt. Völlig wetterunabhängig unter einer Glaskuppel sollen hier die klassischen Qualitäten urbanen Lebens realisiert werden: Ladengeschäfte und Gastronomiebetriebe säumen einen weitläufigen Platz mit Bäumen, Brunnen und Bänken, der der Begegnung dienen, zugleich aber auch für Großveranstaltungen und Konzerte nutzbar sein soll. Sogar für eine Bühnenterrasse samt den erforderlichen technischen Anlagen ist gesorgt. Fenster, Balkone und Arkaden einer angeschlossenen Residenz für aktive Senioren gehen auf den „Marktplatz“ hinaus, niemand soll ausgeschlossen bleiben.
Unmittelbar gegenüber der Bontekai-Bebauung sind fünf Appartementgebäude mit sogenannten Lofts zum Mieten und Besitzen geplant: Flexible Wohnungszuschnitte in den Lofts, verglaste Rundflächen für viel Sonnenlicht, sogar die Dächer sind für Freizeit- und Wohnzwecke zu nutzen. Öffentlich zugänglich sollen Straßen, Bootsanleger und Grünflächen sein. (Beschreibung nach JevWoBl v. 23.7.07)
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