Durchbruch
Zahntechniker erhalten Tarifverträge
(RaWe) Den Durchbruch durch starre Arbeitgeberfronten erreichte die IG-Metall. Ihr gelang es, zum ersten Mal für den Bereich der Zahntechnik, Haustarifverträge abzuschließen. Durch die Vereinbarung mit mehreren südniedersächsischen Labors begann der sicherlich noch steinige Weg bis zur umfassenden tarifvertraglichen Absicherung für den gesamten Bereich Zahntechnik.
Die Zahntechnik war einer der letzten handwerklichen Bereiche. in denen bisher noch keinerlei tarifvertragliche Absicherungen für Beschäftigte galten. Die Vertretung durch eine DGB-Gewerkschaft war lange Zeit nicht klar definiert. Seit zwei Jahren hat nun die IG-Metall die Vertretung der Interessen von Zahntechnikern übernommen. Dabei stellte die Gewerkschaft fest, daß die Lage in diesem Bereich lange nicht so rosig ist, wie sie allgemein dargestellt wird. Die Mitarbeiter sind weitgehend auf sich alleine gestellt und ohne Rückendeckung. Urlaubs- und Gehaltsleistungen sowie die Höhe der Ausbildungsvergütungen stehen oft weit hinter denen der Allgemeinwirtschaft zurück. Die Ausbildung läßt in vielen, vornehmlich kleineren Labors, sehr zu wünschen übrig. Sie wird oft lediglich nur vor den Prüfungen intensiviert. Aber hier gibt es auch lobenswerte Ausnahmen in der Branche.
Umschüler werden vor allem wegen des günstigen Kostenfaktors gern ausgebildet. Für die Zeit der Maßnahme zahlt das Arbeitsamt. Außerdem sind Umschüler oft sehr motiviert und produktiv. Somit steht dem Betrieb eine lernwillige und billige Arbeitskraft zur Verfügung, welche freilich oft nach Beendigung der Ausbildung gegen eine neue ausgetauscht wird. Das Arbeitsamt guckt dann zwar dumm aus der Wäsche, kann aber nichts machen. Die vom Ausbildungsbetrieb vor jeder Umschulung zu gebende Übernahmegarantie muß nicht eingehalten werden. Auch das vom Arbeitsamt (Steuerzahler) aufgebrachte Geld muß der Betrieb nicht erstatten.
Gutgeführte und mitbestimmte Labors sind weiterhin die Ausnahme von der Regel. Chancen auf guten Verdienst haben nur Spitzenkräfte. Die vielen Angelernten bzw. Hilfskräfte müssen sich oftmals mit Minimal-Einkommen begnügen. Überstunden sind fast die Regel und der Leistungs- und Konkurrenzdruck nimmt ständig zu. Dem Boom der 70er Jahre folgte eine Rezession mit starkem Abbau von Personal. Auch hier oftmals ohne sonst üblichen wirksamen Kündigungsschutz.
Den Sinn von tariflichen Absicherungen für beide Seiten haben fortschrittliche Laborbesitzer längst erkannt. Aber viele halten immer noch an einer starren. Antigewerkschaftlichen Position fest. Die IGM arbeitet daran, tarifliche Vereinbarungen flächendeckend zu erzielen. Auch für Wilhelmshaven. An mehreren Abenden fanden bereits für Interessierte Gesprächs- und Informationsveranstaltungen statt. Einige Labors im hiesigen Raum wählten bereits Betriebsräte. Unbefriedigend ist nach wie vor der niedrige Organisationsgrad der Kolleginnen und Kollegen, obwohl das Interesse an gewerkschaftlicher Unterstützung groß ist. In Oldenburg läuft es hingegen schon sehr viel besser.
Dazu Wolfgang Langer von der IG-Metall Wilhelmshaven: „Die Zahntechniker wissen durchaus um die Probleme und sind an unserer Hilfe schon interessiert. Aber anscheinend hält der in diesem Jahr noch bestehende Auftragsboom (nächstes Jahr wird der Kostenbeitrag der Versicherten zum Zahnersatz beträchtlich erhöht, die Red.) und damit die relativ günstige Beschäftigungslage die Kolleginnen und Kollegen noch größtenteils von einer Organisierung ab. Das ist bedauerlich, denn im nächsten Jahr gehen die Probleme in diesem Bereich erst richtig los.“
Informationen kann jeder Interessierte bei der Verwaltungsstelle der IG-Metall, Wilhelmshaven, Kieler Str. 63. und / oder telefonisch unter 22126/22127 erhalten.
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