Hier gibt’s die Druckausgabe: Gegenwind 81
Wolfgang Kuschel zur neuen Redaktion
Liebe Leserinnen und Leser!
Der Gegenwind hat wieder Tritt gefaßt. Nachdem es im Juni fast so aussah, als würde die einzige Wilhelmshavener Alternativzeitung bald nur noch antiquarisch zu haben sein, liegt nun eine neue Nummer vor Euch. Eine runderneuerte Crew ist ungeachtet aller Unkenrufe durchgestartet. Weiterlesen »
Nicht zuständig
Wie es einen Gewerkschafter in die Arme des Arbeitgeberverbandes trieb
Arend-Roland Rath und Nicola Rath den Wilhelmshavenern bekannt als langjährige, engagierte Mitarbeiter der „Perspektive“ sind sozial denkende Menschen. Und so nahmen sie sich nach vollendeter Berufsausbildung als Sozialpädagogen vor, nicht nur „Vater Staat“, auf der Tasche zu liegen, sondern darüber hinaus auch noch neue Arbeitsplätze zu schaffen. Weiterlesen »
„Besuchen sie Europa, solange es noch steht“
– an diese Zeile, angesichts der atomaren Bedrohung Europas in einem US-amerikanischen Urlaubsprospekt erschienen, fühlte man sich erinnert, als in der Tagespresse Anzeigen für „Sonderfahrten zu den Seehundbänken“ erschienen, während im redaktionellen Teil noch über 40% toter Seehunde „getrauert wurde. Weiterlesen »
Mehr Sozialhilfe
Nach einem Beschluß des Verwaltungsgerichts Hamburg vom 6.3.87 (5 VG 4663/86) haben Jugendliche im Alter von 16 – 21 Jahren einen Anspruch auf höhere Sozialhilfe, sofern sie Haushaltsvorstand sind, also z.B. alleine wohnen. Weiterlesen »
Algenblüte
auch im Jadebusen. Braune, wolkenartige Gebilde breiteten sich im August im Jadebusen aus und gaben dem naturtrüben Wasser eine zum Teil recht ekelige Färbung. Ursache: Eine Algenblüte. Ursache der Algenblüte: Zuviele Nährstoffe im Jadebusen gepaart mit einigen Tagen Sonnenschein. Ob die Zunahme der Nährstoffe und das an einigen Tagen zu beobachtende Auftauchen von Klopapier und anderen dazugehörigen Teilen im Bereich des Banter Siels in direktem Zusammenhang stehen? Eine Frage, die sicherlich einer genaueren Untersuchung wert ist. Ob allerdings das gleichzeitig aufgetretene, durch Leuchttierchen verursachte Meeresleuchten „das Baden im Meer zu einem besonderen Erlebnis“ werden läßt, wie es die hiesige Zeitung behauptete, ist angesichts des oben Geschilderten mehr als nur eine Geschmacksfrage.
Fünf Millionen
will sich die Stadt die Anschaffung eines neuen Kranes für den Hafen kosten lassen. Nutznießer, dieser Investition werden zwei oder drei Wilhelmshavener Umschlagbetriebe sein, die selbst vor einer so hohen Geldausgabe zurückschrecken. Denn die Auslastung des Kranes wird sich wohl nur auf wenige Tage im Jahr beschränken. Um aber „für den Fall des Falles“ auf entsprechendes Gerät zurückgreifen „zu können, soll die Stadt einspringen und die Verluste „sozialisieren“. Es müssten zwar Benutzergebühren entrichtet werden – nur rentieren wird sich die Sache nicht, denn schließlich muß die Stadt auch noch die Kosten für das Personal und die Wartung übernehmen.
Tiefflieger
Einen besonderen Beitrag zum Umweltschutz will Bundesverteidigungsminister Scholz leisten . Allerdings nicht für die norddeutsche Küstenregion. Die Zahl der Tiefflugstunden über dem Gebiet der Bundesrepublik will der Minister um ca. 1% reduzieren. Um eine Gefährdung der Verteidigungsbereitschaft jedoch auszuschließen, ist an eine „Verlagerung von jährlich 1.200 Stunden über die Nordsee“ (taz vom 30.07.88) gedacht! Ob schon im nächsten Jahr die Attraktivität des ‚Wochenendes an der Jade‘ durch Luftkampfübungen z.B. des Jagdgeschwaders Wittmund erhöht wird, bleibt abzuwarten.
Zornesröte
trieb ein Plakat der BUW dem Wilhelmshavener Gastronom Stamsen beim Südstrandfest ins Gesicht. Inmitten der Bier- und Würstchenstände hatten sich mehrere Umweltgruppen aufgebaut, um auf die Situation der Nordsee und speziell des Jadebusens aufmerksam zu machen. Aber das Transparent der BUW „Jadefest am Totenbett der Nordsee“ war wohl zu gut sichtbar. Unter zum Teil sehr heftigen Beschimpfungen brachte Stamsen seine Befürchtung zum Ausdruck, daß dadurch seine Gäste vertrieben werden. Die Frage, wodurch letztendlich wirklich die Gäste wegbleiben, blieb dabei leider unbeantwortet.
Kritik satt
wurde auch in diesem Jahr wieder am Wochenende an der Jade geübt. Nicht nur von den Bewohnern der Südstadt, die nachts nicht zur Ruhe kommen und tagsüber oftmals noch die menschlichen Exkremente von ihren Höfen und Hofeinfahrten beseitigen mußten. Immer lauter wird auch die Kritik an der vollständigen Trennung von Kultur- und Saufprogramm.
Eine Plakat in den Farben der spanischen Nationalflagge, verziert mit einem „olè“ bringt ’s nun wirklich nicht. Auch die ständige Präsenz von Militär nährt die Kritik am Gesamtkonzept des Festes. Ein Kinderkarussell direkt neben einem Kriegsschiff – deutlicher kann die Militarisierung kein Karikaturist zeichnen.
Wortradikal
zeigte sich ausgerechnet CDU-Ratsherr Theo Eppelmann anlässlich einer Diskussionsveranstaltung der GRÜNEN zum Thema Nordseeverschmutzung. „Wer heute noch Plastiktüten herstellt gehört erschlagen“, so Eppelmann. Hoffen wir, daß das keiner seiner Fraktionskollegen oder der ICI-Oberen gehört hat.
Vollwertkost
sei eine Wissenschaft für sich, hieß es in einem Artikel der WZ vom 24.8.88. Wer kein Fleisch mehr essen wolle, müsse sein tägliches Menü anhand von Tabellen zusammenstellen, um keinen Eiweißmangel zu erleiden, will die WZ von der AOK erfahren haben.