Alpha-Jets in Mariensiel
Jun 011988
 

Arno Düsentrieb

Oberstadtdirektor um Aufrüstung des Wattenmeeres bemüht

(hk) „Wenn hier der erste Düsenjäger in Mariensiel landet, kriegt die Partei sofort mein Parteibuch vor die Füße!“ Diese Reaktion eines Cäciliengrodener SPD-Mitgliedes bringt treffend die Grundstimmung vieler Cäciliengrodener und Mariensieler Bürgerinnen und Bürger über die beabsichtigte militärische Nutzung des Mariensieler Flugplatzes zum Ausdruck.

DüsentriebDie Flugplatzgesellschaft und deren Aufsichtsratsvorsitzender, Wilhelmshavens Oberstadtdirektor Arno Schreiber beabsichtigen, den Flugplatz Mariensiel im Rahmen der Nato-Übung „Central Enterprise 1988“ für die militärische Nutzung zu öffnen.
Die Nato-Übung wird von ihnen als Versuch angesehen, den Flugplatz auch in Zukunft für größere militärische Übungen zu nutzen.
Demgegenüber äußerten der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Friesland, Günter Heußen und der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Erwin Helbrink, in der WZ vom 21. Mai: „Eine militärische Nutzung des Flugplatzes über den Rahmen dieser Übung hinaus ist nicht beabsichtigt, sie kommt auch nicht in Betracht.“ Wie aus friesländischen SPD-Kreisen zu erfahren war, hatte ihnen die Parteibasis in der Zwischenzeit ordentlich Feuer unter dem Hintern gemacht.

Für den Zeitraum der Übung vom 6. bis 10. Juni 1988 wird mit täglich 48 Starts bzw. Landungen gerechnet – also alle 11 Minuten eine Flugbewegung (Die Übung soll nur in der Zeit von 8 bis 17 Uhr stattfinden).
Die Lärmbelästigung soll sich in Grenzen halten. Schreiber in der WZ: „Wohngebiete, darunter Cäciliengroden, sollen nicht überflogen werden.“ In Mariensiel sollen Düsenjets vom Typ „Alpha-Jet“ landen und starten – „leichte Erdkampfdüsenjäger mit einer Lärmbelastung auf niedrigem Niveau“, so G. Heußen und E. Helbrink in der WZ.
Dieses „niedrige Niveau“ mag bei einem Vergleich mit Phantom und Tornado stimmen. Gegenüber den jetzt in Mariensiel verkehrenden Flugzeugen handelt es sich allerdings um eine Lärmbelastung auf hohem Niveau!
Die Bewohner/innen Mariensiels haben ja in der Vergangenheit mit einfachen, effektvollen Aktionen gegen den Verkehrslärm gute Erfolge erzielt – gemeinsam mit den südlichen Nachbarn in Cäciliengroden werden sie sich mit Sicherheit noch besser Gehör verschaffen können.

Im Osten: Der Nationalpark
Der Flugplatz Mariensiel ist jedoch nicht nur von Wohngebiet umgeben – im Osten grenzt er direkt an die Ruhezone des Nationalparks „Niedersächsisches Wattenmeer“ – also an die Zone des Nationalparks mit der höchsten Schutzanforderung, einem international bedeutenden Brut-, Rast- und Nahrungsgebiet für Wat- und Wasservögel.
Welchen hohen Stellenwert die Natur- und Umweltorganisationen diesem Gebiet beimessen, zeigt die harte Auseinandersetzung mit den Wassersportverbänden um das Befahrensverbot für diese Ruhezone.
Während diese Gruppen sich im wahrsten Sinne des Wortes, beinahe die Schädel einschlagen, sollen nach dem Willen von Arno Schreiber und Co. bald Düsenflugzeuge über diese Schädel hinwegdonnern und direkt neben den Brut- und Rastplätzen landen und starten.
Eine Stellungnahme der Nationalparkverwaltung war leider nicht zu bekommen. Auf Anfrage erklärte Herr Zander von der Nationalparkverwaltung, daß man dort gerade den Antrag der Flugplatzgesellschaft auf Erweiterung der Start- und Landemöglichkeiten für Segelflieger und Fallschirmspringer bearbeitet. Von der beabsichtigten militärischen Nutzung wisse man auch nur aus der Zeitung und solche Zeitungsmeldungen stellen kein Handlungskriterium dar. Die Nationalparkverwaltung sei bis zu diesem Zeitpunkt (25.5.) weder befragt noch beteiligt worden. Grundsätzlich könne er nur sagen, daß „die Nationalparkverwaltung keinen Lärm in direkter Nachbarschaft zur Ruhezone haben will.“

Alpha-Jets

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