Was bleibt sind Fragen
Krupp Industrietechnik ist mächtig ins Trudeln geraten – Was hat Krupp vor?
(hk) Wie eine Bombe muß die Nachricht von den wackeligen Beinen der Firma Krupp in der Wilhelmshavener Stadtverwaltung eingeschlagen haben: Einzig für die Schwerlaster von Krupp werden im Moment die vielen Millionen ausgegeben, um die altersschwache Rüstringer Brücke durch eine moderne Klappbrücke zu ersetzen.
Schwierig zu durchschauen ist das, was momentan hei Krupp abläuft: Handelt es sich wirklich um ein Marktproblem, sind es in erster Linie die Fehler des Managements oder wird hier gar bewußt die Aufgabe des Standorts betrieben? Auf keine dieser Fragen gibt es eine befriedigende Antwort.
Die Mitkonkurrenten von Krupp schätzen die Marktlage jedenfalls völlig anders als Krupp ein: Während Krupp die Produktion von 420 auf 300 Krane pro Jahr zurückdreht, was erst einmal Kurzarbeit für die Beschäftigten bedeutet, hat die Firma Liebherr weiterhin 800 Stück im Programm, die zu Mannesmann gehörende Demag baut gar noch ein neues Werk, in dem man 350 Fahrzeugkrane pro Jahr produzieren will und die zum Hoesch-Konzern gehörenden Faun-Kranbauer merken auch nichts von Einbrüchen auf dem Markt.
Zum Jahresabschluß wurden 58 bereits abgeschlossene Verkäufe wieder storniert. Damit hat Krupp jetzt beinahe die gesamte Jahresproduktion für 1992 fertig auf ihrem Gelände stehen. Auch für die Anfang April stattfindende Baumaschinenmesse in München erwarten die Krupp-Manager keine großen Abschlüsse, aber, so war auf der letzten Betriebsversammlung von der Geschäftsleitung zu hören, man will sich in München mal mit den Konkurrenten unterhalten, wie es denn angehen könne, dass diese noch im Geschäft sind!
Die Vorwürfe gegen das Management werden von Betriebsrat, Gewerkschaft und Belegschaft laut formuliert: Bauteile werden zu spät oder in schlechter Qualität geliefert, lange Lieferzeiten, Stillstand der Produktion, Ausfallzeiten – das sind Folgen einer Unternehmenspolitik, durch die nur noch 30% der für einen Kran benötigten Einzelsegmente hier im Wilhelmshavener Werk produziert werden und die das Werk in eine hohe Abhängigkeit von Zulieferbetrieben aus Belgien, Polen, Jugoslawien, Italien usw. gebracht hat.
Ursache für diese Vergabepolitik an Drittfirmen (nur ein kleiner Teil wird aus zum Krupp-Konzern gehörenden Betrieben geliefert) war die falsche Einschätzung des Konzerns, daß hier in Wilhelmshaven 600 Krane produziert werden sollten. Um Platz zu schaffen, machte man ganze Produktionsbereiche dicht, und das Wilhelmshavener Werk verkam so langsam zu einem Montagebetrieb.
Heute ist die Situation die, daß sich Betriebsrat und Gewerkschaft die Köpfe zerbrechen müssen, wie denn der Standort noch gerettet werden kann, wie die Qualifikation der MitarbeiterInnen wieder den Marktbedürfnissen entsprechend erreicht werden kann, welche anderen Produktionslinien hier gefahren werden können usw. Die Äußerungen aus dem Krupp-Konzern lassen jedenfalls nicht erkennen, daß diese in der Lage sind, mit den Problemen fertig zu werden.
Oder steckt hinter dem drohenden Niedergang des Krupp-Betriebes in Wilhelmshaven eine, wie hier und da hinter vorgehaltener Hand zu vernehmen ist, Konzernstrategie zur mittelfristigen Aufgabe der hiesigen Produktionsstätte?
Was bleibt, sind Fragen!
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