(Fast) 10 Jahre
Jun 011988
 

Gegenwind Nr. 80

Fast ein Jahrzehnt alternative Presse in Wilhelmshaven – eigentlich ein Grund zum Feiern – dürfte es doch nur wenige „ehrenamtliche“ erstellte Alternativzeitungen geben, die dieses „Alter“ erreicht haben. Im Herbst 1978 fing es an. Damals beschlossen wir, dem bis dahin einmal pro Jahr erschienen „Rotdorn“ der Wilhelmshavener Jungsozialisten ab Nr. 4 Beine zu machen und entwickelten ihn zu einem monatlich erscheinenden alternativen Informationsblatt.

Aus dieser Zeit sind heute noch Rolf und Hildegard Biermann sowie Uschi Frank-Kuschel und Wolfgang Kuschel aktiv. Nach zwei Jahren etwa hatten wir uns von ständigen Zensurmaßnahmen und parteibornierter Bevormundung freigestrampelt, im März 1982 trat die Redaktion geschlossen aus der SPD aus und gestaltete fortan in unveränderter Konzeption ab Nr. 39 den „GEGENWIND“ (ehemals Rotdorn) als unabhängige „Zeitung für Arbeit, Frieden, Umweltschutz“. (Seit damals mit von der Partie: Rainer Weber und Hajo Stolze sowie der größte Teil unserer Verteiler.)

Vergeblich bemühten sich die großen Rathausparteien und die Verwaltungsspitze, die gut funktionierenden Informationskanäle zu verstopfen. Im August 1983 versuchte die Verwaltung mittels einer „einstweiligen Verfügung“ von uns die Namen von Informanten aus dem Rathaus zu erpressen. Wir schwiegen, zahlten zwei große Braune und waren nach einigen Nachteinsätzen mit einer leicht umgestalteten Nummer wieder auf dem Markt. Die Auflage hatten wir inzwischen auf gut 5.000 Exemplare fast verdoppelt, der Förderkreis wuchs beständig (heute 63 Mitglieder, die monatlich 900.- DM zahlen). Seit Ende 1984 hatte sich uns unser Karikaturist Erwin Fiege angeschlossen, ohne den der GEGENWIND in seiner heutigen Gestalt nicht denkbar wäre.

Die Zusammensetzung der Redaktion spiegelt seither das gesamte politische linke Spektrum von SPD über Gewerkschaftler, Friedensbewegung und Grüne bis zur unabhängigen Linken wider. Wenn der GEGENWIND auch diesen und anderen Gruppen nahesteht, so verzichtete er doch nicht auf die kritische Würdigung ihrer Politik, was uns ab und zu den Vorwurf „unsolidarischen Verhaltens“ eintrug. Unsere Leser störte das offenbar wenig: Wenn’s nur nach der Nachfrage ginge, könnten wir die Auflage getrost erhöhen.

Die Gegenwind-Redaktion bedankt sich für die z.T. jahrelange Mitarbeit bzw. intensive Zusammenarbeit bei VerteilerInnen, TipperInnen, sonstigen Helfern sowie den Informanten aus SPD, Grünen, CDU, Bürgerschaft, Liberale, Frauenliste, Verwaltung, BUW, Umweltschutz-, Friedens-, Frauen- und Alternativbewegung sowie den vielen Wilhelmshavenern, die uns mit Tips geholfen haben.

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