Erinnerungen
Sep 012010
 

Wilhelmshaven von A bis Z

Axel Bruns veröffentlicht sein Buch über seine Erinnerungen an die 50er und 60er Jahre Wilhelmshavens

(hk) Im Januar 2003 besprachen wir ein Buch, welches es eigentlich gar nicht gab (siehe Gegenwind 186). Damals hieß das Buch noch „Wilhelmshaven …wie es wirklich war“. Heute, 7 ½ Jahre später, liegt nun wirklich die ordentlich gedruckte Form des Buches vor. Jetzt heißt es „Wilhelmshaven von A bis Z“, erschienen beim Bremer Verlag „Edition Temmen“.

Axel Bruns 1Der inzwischen in Myanmar lebende Alt-Wilhelmshavener Axel Bruns verarbeitet in dem 274 Seiten dicken Wälzer seine Kinder- und Jugendzeit im Wilhelmshaven der 50er und 60er-Jahre – und er trifft damit genau die Gefühle der WilhelmshavenerInnen, die das Glück hatten, in dieser Zeit des Auf- und Umbruchs in Wilhelmshaven zu leben.

Das Buch hat nichts mit dem Wilhelmshavener Heimatlexikon oder ähnlichen lexikonähnlichen Büchern zu tun. Hier wird Wilhelmshaven aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet. Hier werden die Licht- und Schattengestalten besonders der 60er-Jahre Wilhelmshavens schonungslos charakterisiert. Namen wie Hügel, Bello, Bulle, Bange, Weiss, Ostmann, Schierloh… werden wieder präsent.

Einige Auszüge aus dem Vorwort: Der Banter Jung Axel Bruns wurde 1949 in Wilhelmshaven geboren und verbrachte die ersten 19 Jahre seines Lebens in der Jadestadt. Nachdem er diverse Schulen seiner Heimatstadt sowie zwei Lehrstellen mehr oder weniger erfolglos durchlaufen hatte, verließ er die Heimat und siedelte nach Berlin über. Und dort drehte er auf: Abschluss der Lehre, Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und anschließend ein Studium der Geographie, das er 1984 (im 20. Semester) mit einer Diplomarbeit über den Tourismus in Sri Lanka erfolgreich beendete.

Axel Bruns 2Bereits zehn Jahre früher hatte ihn auf einer Reise in die Türkei das Reisefieber gepackt und er folgte der großen Karawane, die von Istanbul über Afghanistan und Indien bis Nepal zog. Auf zahlreichen Reisen entdeckte er sein Herz für den großen Kontinent, studierte diverse exotische Sprachen wie Tamilisch, Indonesisch und Burmesisch, schrieb Bücher über so abgelegene Themen wie das Figurentheater in Asien – promovierte nebenbei über dieses Thema – und baute ein gutgehendes Import-/Exportgeschäft in Berlin auf. 1996 verließ er die inzwischen wiedervereinigte Stadt und lebt seitdem in Fernost. Doch Wilhelmshaven blieb immer in seinem Herzen, und so begann er, zehntausend Kilometer von der Heimat entfernt, zu sammeln: Zeitungsausschnitte, Bücher – nichts war vor seinem Zugriff sicher, so lange es sich nur mit Wilhelmshaven oder seiner Jugend dort beschäftigte. Und hier liegt nun das Ergebnis langjähriger Recherchen vor: eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt. Doch was ist nun das Besondere an diesem Buch? Nun, zum einen, dass sich überhaupt jemand die Mühe macht, das alles aufzuschreiben, und zum anderen, dass das Bild seiner Jugend in der Jadestadt in seinem Gedächtnis eingefroren wurde! Jene Schlicktauer hingegen, die ihrer Heimatstadt treu geblieben waren, erlebten im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Veränderungen mit, und so wurde deren Erinnerung vielfach überdeckt … Bei der Niederschrift der Erinnerungen ergab sich sehr bald ein Problem: In den 50er und 60erJahren waren Diskriminierungen und das, was man heute Rassismus nennt, fast alltäglich. Political correctness? Fehlanzeige! Und das nicht nur im Alltagsleben: Nein, ein Blick in das Bertelsmann Volkslexikon (von 1956) zeigt deutlich, dass zu jener Zeit einfach anders gedacht wurde.
Axel Bruns zum Gegenwind: „Ich habe versucht, die Dinge so darzustellen, wie wir sie damals gesehen und gesagt haben: Das stellt keinerlei Wertung meinerseits dar. Auch dümmliche Sprüche und Witze wurden so wiedergegeben, wie sie damals erzählt wurden. Wer sich daran stößt, sollte jene Stellen am besten überblättern …“

Aus der Verlagsinformation: Die 50er und 60er Jahre: Ein endloser Heinz-Erhardt-Film? Nicht in Wilhelmshaven! Wer in dieser Zeit hier aufwuchs, kannte den Begriff der „Political Correctness“ noch nicht, hatte Eltern und Lehrer, die Hitler noch gelegentlich als den „Führer“ bezeichneten und wurde von diesen zwar vor den Gefahren des vorehelichen Sex gewarnt, arbeitete aber mit allen Mitteln darauf hin.
In „Wilhelmshaven von A bis Z“ hat Axel Bruns diese Zeit auf den Begriff gebracht. Wie hieß die bekannteste Kondommarke? In welchem beliebten Kinderspiel erklärte man sich den Krieg? Und welche Frisur wurde auch als „Pennerkissen“ bezeichnet? Hier können Sie es nachschlagen. Alphabetisch geordnet hat Bruns eine ganz persönliche Chronik in den für ihn damals wichtigsten Stichworten zusammengefasst.
Ein Nachschlage- und Lesebuch, das von 1950 -.l969 durch eine Kindheit und Jugend in Wilhelmshaven führt. Provokant. Politisch unkorrekt. Alphabetisch.

Axel Bruns: Wilhelmshaven von A bis Z, Die 50er und 60er Jahre,
274 Seiten, 262 Abbildungen, 17×24 cm, gebunden,
ISBN 978-3-8378-4021-6, Verlag Edition Temmen
Preis 24,90 Euro

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