Es gibt so vieles, über das wir gerne noch berichten würden, aber meist fehlt es am Platz, manchmal auch an der Zeit. Hier gibt es Meldungen, die der Nachwelt erhalten bleiben müssen.
Wat denn nu?
Niedersachsens Ministerpräsident McAllister ist auf VW-Promotiontour durch Indien. Im indischen Tiefwasserhafen Chennai trifft er mit Subhash Kumar zusammen. Ein Vorgang – zwei Meldungen:
1. Wilhelmshavener Zeitung, 30. September 2010:
„Einen komplett neuen Hafen zu platzieren, ist anspruchsvoll, aber machbar“, sagte McAllister. Der stellvertretende Chef des Hafens, Subhash Kumar, zeigte sich interessiert. „Ich werde mir das sicherlich einmal anschauen“, sagte Kumar. Solche Häfen seien angesichts der zunehmenden Bedeutung von tiefgängigen Schiffen enorm wichtig. Er habe Wilhelmshaven bereits einmal besucht, die Pläne für den Tiefwasserhafen kenne er aber nicht, betonte Kumar.
2. Täglicher Hafenbericht (THB) vom 30. September 2010:
Während der indische Hafen als Tor nach Südostasien schon lange etabliert ist, muss McAllister für Wilhelmshaven noch eifrig werben. Dies zeigt sich an diesem Tag bei McAllisters Treffen mit Subhash Kumar. Obwohl der ehemalige Kapitän zur See und heutige Geschäftsführer des Hafens von Chennai in seinem Leben bereits viel herumgekommen ist, löst McAllisters Frage nach Wilhelmshaven bei dem Mann nur Stirnrunzeln hervor. Hamburg und Bremerhaven kenne er, aber Wilhelmshaven – nie gehört.
Murphy’s Gesetz
Der US-Botschafter Philip D. Murphy war in Wilhelmshaven! Was der Botschafter in Wilhelmshaven wollte, war so ganz nicht zu ergründen. Oder kommt ein Botschafter nach Wilhelmshaven, um sich die JadeWeserPort-Baustelle und das Marinemuseum anzuschauen? Sicher nicht! Im Gefolge des Botschafters befand sich auch Walter Leisler Kiep (ich dachte, der sitzt noch). Zusammen mit OB Menzel informierte Kiep den Botschafter über die Probleme der ConocoPhilips (Hauptsitz in Housten, WZ 23.9.) gehörenden Wilhelmshavener Raffinerie. Nun weiter im Originaltext der Wilhelmshavener Zeitung: „Eine ernste Sache“, so Kieps Botschaft an den Botschafter. Das wird Menzel gerne hören. Hää? Dabei hat doch gerade in Wilhelmshaven Murphy’s Gesetz „Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen.“ („Whatever can go wrong, will go wrong.“ ) höchste Bedeutung!
Nordseepassage nicht attraktiv!
Der Gegenwind hat schon lange vor Eröffnung der Nordseepassage davor gewarnt, dass eine solche Passage nur dann überleben kann, wenn attraktive Geschäfte zum Bummeln und Einkaufen einladen. Das ist nun schon seit vielen Jahren nicht mehr der Fall. Obwohl die Politik noch immer die Passage in den höchsten Tönen lobt, sieht die Bevölkerung das inzwischen etwas anders. Ergebnis einer Umfrage der Wilhelmshavener Zeitung vom September 2010: „Als Stadtmittelpunkt unattraktiv findet die Mehrheit der Teilnehmer an der WZ-Umfrage die Nordseepassage. 63,2 Prozent sind der Meinung, dass es dort an guten Geschäften mangelt. 29,6 Prozent finden die Einkaufspassage zwar attraktiv, machen sich aber Sorgen, dass das Angebot künftig schlechter werden könnte. Lediglich 7,2 Prozent sind der Meinung, dass die Nordseepassage das attraktivste Einkaufsangebot in der Region ist.“ (WZ 28.09.2010)
Potjomkinsches Dorf
Die 7. Nationale Maritime Konferenz wird am 27. und 28. Mai 2011 in Wilhelmshaven stattfinden. Um den KonferenzteilnehmerInnen und Bundeskanzlerin Angela Merkel (die ihre Teilnahme zugesagt hat) auch das richtige Hafenfeeling zu vermitteln, ist noch einiges zu erledigen – denn die Konferenz soll auf der Baustelle des JadeWeserPorts stattfinden. Doch im Mai 2011 wird da noch nichts los sein – nur Stein, Stahl und Beton, so weit das Auge reicht.
Das mit den fehlenden Schiffen an der Kaikante wird unser Oberbürgermeister wohl noch regeln können – schließlich ist Wilhelmshaven eine Marinestadt; da wird es doch wohl möglich sein, dass einige Schiffe am JadeWeserPort festmachen werden. Die ca. 1.000 Vertreter aus maritimer Wirtschaft und Wissenschaft werden den Trick sicherlich nicht bemerken. Aber wie soll das mit den Containern laufen? Wir empfehlen eine Anleihe beim Feldmarschall Fürst Grigori Potjomkin, der 1787 vor dem Besuch seiner Geliebten, der russischen Zarin Katharina II., im Krimgebiet entlang der Wegstrecke Dörfer aus bemalten Kulissen errichten ließ, um das wahre Gesicht der Gegend zu verbergen. Das wäre doch mal ein anständiger Auftrag für die heimische Wirtschaft!
Liberale Verhältnisse
Nachdem der passionierte Radfahrer Dr. Michael von Teichman das Haltesignal der auf dem Übungsgelände des Schulverkehrsgarten postierten Ampelanlage missachtet hatte, bot Parteifreundin Susanne Bauermeister eine Erklärung für das liberale Verhältnis zu Verkehrsregeln. Das Gelände sei privat, da müsse man die Straßenverkehrsordnung nicht beachten. (Nach WZ vom 2.10.2010)
Dass Frau Bauermeister prädestiniert für eine solche Erklärung ist, konnte der geneigte Bürger (und natürlich auch die Bürgerin) wenige Tage später beim Prozess gegen Frau Bauermeister hautnah erleben. Wir zitieren das Bürgerportal: Frau Bauermeister stand wiederholt vor Gericht und ist laut ihrem Zentralregisterauszug schon einmal wegen vorsätzlicher Trunkenheit am Steuer zu 55 Tagessätzen á 50 Euro verurteilt worden und somit vorbestraft.
Die Wilhelmshavener Ratsfrau hatte außerdem eine Führerscheinsperre bis zum Jahre 2009 erhalten, weil sie wiederholt ohne Führerschein mit dem Auto fuhr.
In ihrer einleitenden Aussage setzte sie auf die „Opferrolle“, d. h. sie versuchte dem vorsitzenden Richter Heider zu erläutern, dass sie im Vorfeld alles getan hätte, um sich zu versichern, nicht gegen geltendes Recht zu verstoßen, und wäre sich keiner Schuld bewusst. So hatte sie z. B. bei einer Berliner Fahrschule im Vorfeld Erkundigungen eingeholt, und sich danach entschieden, einen Europäischen Führerschein in der Ukraine zu machen, den sie letztendlich in Polen umschreiben ließ. (…)
Da Frau Bauermeister wiederholt straffällig geworden ist, sollte sie sich einer sogenannten „Medizinisch Psychologischen Untersuchung“, kurz MPU (im Volksmund auch „Idiotentest“ genannt) unterziehen, die sie, so Staatsanwaltschaft und vorsitzendem Richter, umgehen wollte.
Richter und Staatsanwalt begründeten und unterstrichen ihr Urteil mit dem Hinweis auf ihre Tätigkeit als Geschäftsfrau, die auch mehrere Quellen für eine Beurteilung zum Führerscheinerwerb im Ausland hätte heranziehen müssen, unter anderem auch die Verwaltung. Außerdem habe sie keinen Antrag auf Gebrauch des Führerscheins in Deutschland gestellt, was ein Hinweis auf die Umgehung der MPU sei. Den Führerschein in Deutschland noch einmal mit einer psychologischen Untersuchung zu machen, sei mit hohen Auflagen verbunden. Sie hätte, so die Urteilsbegründung, nach Möglichkeiten gesucht, den Führerschein ohne MPU nutzen zu können, und wollte so ein lästiges deutsches Verbot umgehen.
Mit einer Verurteilung zu 30 Tagessätzen á 50 Euro ist Frau Bauermeister eigentlich noch ganz glimpflich davongekommen. Wer wäre also besser als Frau Bauermeister geeignet, das Verhalten des Parteivorsitzenden zu erklären?
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