Wasser für Afrika
Okt 132010
 

Tropfen für Tropfen

Bürokratische Hindernisse machen es „Wasser für Afrika“ schwer

(noa) Seit ihrer Jugend ist Anke Hagedorn fasziniert von Afrika, und ebenso lange hegt sie schon die Vorstellung, den Menschen dieses Kontinents zu helfen. In vielen Gegenden Afrikas haben Reiche das Wasser, und Arme müssen es ihnen abkaufen – oder dursten. Brunnen sind nötig.

„Wasser für Afrika“, unter diesem Motto machte Frau Hagedorn sich im Alter von 61 Jahren daran, ihren Jugendtraum zu erfüllen. Sie begann, auf dem Flohmarkt Gegenstände aus Haushaltsauflösungen zu verkaufen, und legte den Erlös auf ein Sparkonto bei der Sparkasse (Konto Nr. 110 345 50, BLZ 28250110).  Eines Tages, so hofft sie, wird auf diesem Konto genug Geld sein, um irgendwo in Afrika einen Brunnen zu bauen.
KaufhausSeit zwei Jahren kann sie ein paar Räume in der Peterstraße 112 (Hof) fast kostenlos nutzen. Lediglich für Strom und Heizung muss sie aufkommen, und diese Kosten trägt sie von ihrem eigenen Geld, dafür rührt sie das Geld für das Wasser nicht an, ebenso wie sie auch die Reisekosten nach Afrika, wenn es erst einmal so weit ist, selber tragen wird.
In ihren zwei Räumen auf dem Hinterhof finden sich Bücher, Porzellan, Dekorationsgegenstände, Kleidungsstücke und Spielsachen ordentlich und liebevoll angeordnet und warten auf Käufer. Aber da liegt seit anderthalb Jahren das Problem. Das sei ein Ladengeschäft und kein Flohmarkt, sagen die Behörden. Okay, Frau Hagedorn meldete also ein Gewerbe an. Aber Läden haben sonntags geschlossen zu haben. Und monatelang hatte Anke Hagedorn ihren Flohmarkt sonntags von 11 bis 18 Uhr betrieben und jeden eingenommenen Cent in ein Büchlein eingetragen und zur Sparkasse getragen. Bis eines Tages im März 2009 jemand vom Ordnungsamt kam und ihr das untersagte. Unter Androhung einer Buße von 1000 Euro wurde sie aufgefordert, den Verkauf ihrer Artikel an Sonntagen zu unterlassen.
Jetzt hat der Flohmarkt, an dem die Betreiberin ja gar nichts verdienen will, jeden 1. Samstag im Monat geöffnet. Aber samstags, so hat sie es erlebt, kommt kaum jemand. Die Schilder am Hofeingang mit dem Hinweis auf die Flohmarkt-Aktion „Wasser für Afrika“, die vorher sonntags durchaus KaufinteressentInnen angelockt haben, tun am Samstag kaum Wirkung.
Was kann sie tun, um eine Erlaubnis zum Sonntagsverkauf zu bekommen? Beim Institut für soziale Fragen gab man ihr den Tipp, sich einer großen Organisation anzuschließen. Doch abgesehen davon, dass dann immer noch nicht sicher wäre, dass sie ihren Hinterhofflohmarkt dann betreiben könnte, wann sie es für sinnvoll hält, möchte sie auch wirklich jeden eingenommenen Cent nach Afrika bringen, und bei großen Organisationen geht bekanntlich viel Geld in die Verwaltung. Das Petitionsamt der niedersächsischen Landesregierung ließ sie monatelang auf die ablehnende Antwort warten.

So hält Frau Hagedorn ihre Räume am 1. Samstag im Monat offen und wirbt für diese Öffnungszeit mit ihren Plakaten und mit Annoncen. Sonntags von 11 bis 18 Uhr darf sie sich lediglich in ihrem Hofladen aufhalten – was sie auch tut.

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