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Abschied
Nach zwei Jahren Ratstätigkeit für die Frauenliste möchte ich an dieser Stelle versuchen. ein Resümee über unsere politische Arbeit im Rat der Stadt zu ziehen.
Als wir im Wahljahr 1986 die Frauenliste gründeten, beschritten wir Neuland, denn noch nie hatte es einen Wahlvorschlag gegeben, der ausschließlich aus Frauen bestand. Die Notwendigkeit für diesen Schritt bestätigte sich durch die Tätigkeit im Rat fast bei jeder Sitzung. Immer noch sind Ratsfrauen Mangelware und frauenpolitische Themen werden von den etablierten Parteien kaum angeschnitten. Nach wie vor ist es schwierig, Forderungen wie das Nachttaxi für Frauen durchzusetzen.
Unser anspruchsvolles Wahlprogramm hat sich als gute Richtschnur in der Tagespolitik erwiesen. Unsere Aktivitäten im ökologischen Bereich – Forderungen nach Verbesserung des Messnetzes der Stadt, nach einem Gesamtlastplan, nach mehr Geld für den Umweltschutz allgemein sowie im gesellschaftspolitischen Bereich die Bereitstellung von Haushaltsmitteln für die Gleichstellungsstelle, Frauennachttaxi, Volkszählung – waren nicht von Erfolg gekrönt, aber es ist uns doch gelungen, Sand ins Getriebe zu streuen und auf dringende Fragen unserer Zeit aufmerksam zu machen. Leider ist es uns in den Haushaltsberatungen nicht gelungen, den sozialpolitischen Kahlschlag, der durch die beiden großen Fraktionen im Rat beschlossen wurde, zu verhindern. Als Einzelkämpferin kann frau im Rat nicht sehr viel bewirken, doch gegen den Strom zu schwimmen und für Minderheiten und demokratische Rechte einzutreten, war für mich selbstverständliche Pflicht während meiner Ratszeit.
Nach insgesamt 12 Jahren Ratstätigkeit habe ich nun aus beruflichen Gründen mein Mandat niedergelegt und an Monika Schwarz als Nachfolgerin weitergegeben. Ich möchte ihr für die restliche Zeit der Legislaturperiode einen langen Atem wünschen, denn Kommunalpolitik ist auch Politik der kleinen Schritte, um Erfolg zu haben. Mut und Durchsetzungsvermögen hat Monika Schwarz bereits als Sprecherin der Frauenliste bewiesen und meine Unterstützung und die aller Frauen in der Frauenliste ist ihr sicher.
Ich selbst werde weiterhin aktiv in der Frauenliste mitarbeiten, auch ohne Ratsmandat.
An dieser Stelle möchte ich weitere Frauen ermutigen, bei uns mitzumachen, denn es war immer mein Bestreben, Frauen für die Politik zu interessieren. Politik macht auch Spaß – das habe ich in der Frauenbewegung und bei der Frauenliste erfahren dürfen. Ich wünsche mir, daß noch viele Frauen diese Erfahrung machen und Mut bekommen, an einer menschlichen, friedlichen und demokratischen Zukunft unserer Gesellschaft mitzuarbeiten.
Beate Latendorf
Die Neue
Ich habe nun das „Erbe“ von Beate Latendorf angetreten. Keine leichte Aufgabe, da sie ja schon so etwas wie eine „Institution“ in der Wilhelmshavener Kommunalpolitik war. Wer ist nun „die Neue“?
Die Geburt meines Sohnes, der schwerbehindert zur Welt kam, hat meine Lebensplanung über den Haufen geworfen. Statt nach einigen „Kinderjahren“ wieder in den Beruf als Speditionskauffrau einzusteigen, bin ich nun seit fast 16 Jahren Hausfrau und Mutter. Nach Aufnahme eines Pflegekindes begann ich mich im sozialen Bereich zu engagieren: 10 Jahre im Bereich Pflegekinderwesen auf nationaler und internationaler Ebene sowie im Kinderschutz. Hier steht für mich die Arbeit mit Frauen, die unter schwierigsten Bedingungen ihre Kinder erziehen müssen (überwiegend alleinerziehende, von Sozialhilfe abhängige Frauen) im Vordergrund. Ich habe auch diesen Teil meiner Arbeit immer als politische Arbeit betrachtet. Es ist wichtig. diesen Frauen klarzumachen, daß nicht ihr persönliches Versagen sie in eine solche Situation gebracht hat, sondern die gesellschaftlichen Verhältnisse. Daneben habe ich mitgearbeitet in der Gruppe „Frauen für Frieden“ und im Arbeitskreis „Gewalt gegen „Frauen“.
Sehr schnell haben mich die Erfahrungen in diesen Arbeitsbereichen gelehrt. daß politisches Engagement notwendig ist, wenn sich an den Benachteiligungen von Frauen und Kindern etwas ändern soll. Der dauernde Frust über die geringe Beteiligung von Frauen in allen Bereichen der Politik hat dann da zu geführt, daß ich die Frauenliste Wilhelmshaven mitbegründet habe. Für mich ist die Frauenliste „die“ Vertretung von Fraueninteressen im kommunalpolitischen Bereich.
Schwerpunkte meiner Ratsarbeit werden ganz sicherlich im Bereich Umwelt und Soziales liegen. Auch auf kommunaler Ebene kann und muß noch sehr viel mehr für den Umweltschutz getan werden. um unseren Kindern eine lebenswerte Umwelt für die Zukunft zu erhalten. Ein wichtiges Anliegen im Bereich Soziales und Jugend wird für mich die bessere Versorgung mit qualifizierten Kinderbetreuungsplätzen für alle Altersstufen sein. Das ist die Voraussetzung dafür, daß Frauen zwischen Erwerbsarbeit oder Haus- und Kinderarbeit wählen können!
Ich hoffe. daß sich unsere Wählerinnen und Wähler auch von mir gut im Rat der Stadt vertreten fühlen. Für Anregungen, Wünsche und Kritik von Ihrer Seite bin ich jederzeit offen.
Monika Schwarz
Man(n) braucht uns mal wieder – Pflichtjahr für Frauen –
Wir Frauen waren schon immer die mobile Reservearmee der Nation.
Bei Arbeitskräftebedarf hat man uns umworben. Ist der Arbeitsmarkt gesättigt. erinnert man(n) uns an unsere wichtige Rolle als Hausfrau und Mutter: Doppelverdiener zurück an den Herd.
Jetzt, wo der Notstand im Pflegebereich dramatische Formen annimmt, werden wir wieder gebraucht. Statt die Berufe im Pflegebereich durch angemessene Entlohnung und humane Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen, sollen die jungen Frauen in die Pflicht genommen werden.
Angeblich soll das soziale Pflichtjahr für Frauen der Gleichberechtigung dienen, wie emanzipatorisch! Wir Frauen erfahren im täglichen Leben vielfältige Benachteiligungen und Diskriminierungen, da brauchen wir sicher kein soziales Pflichtjahr. um uns gleichwertig zu fühlen.
Das soziale Pflichtjahr dient dazu, billige Arbeitskräfte zu rekrutieren. Dabei ist Geld genug da, es wird nur für falsche Dinge ausgegeben (Jäger 90). Es dient auch dazu, das traditionelle Rollenverhalten festzuschreiben. Frauen, wehrt Euch!
Hildegard Korell
V.i.S.d.P.: Monika Schwarz
Inostraße 72 in 2940 WHV 31
Tel.: 04423/1313
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