Von Zapfen- und anderen Streichen
Stadt dementiert ihre Urheberschaft einer Umfrage zum Thema Ehrungen für scheidende Militärs
(noa) Liegt es etwa am Stellenabbau bei der Stadtverwaltung, daß nicht alle Haushalte das Schreiben des Oberstadtdirektors „An alle Haushalte der Stadt Wilhelmshaven“ bekommen haben? Wenn der städtische Bote überfordert ist, hätte die Stadt angesichts der Bedeutung der Frage in die Portokasse fassen und so die ordnungsgemäße Zustellung sicherstellen müssen!
Aber nicht genug, daß die Stadt einem Teil der BewohnerInnen die Möglichkeit der Meinungsäußerung zum Thema „Zapfenstreich“ vorenthält – sie macht auch denen, die die Postwurfsendung nicht bekommen haben und normalerweise gar nicht mitbekommen hätten, daß es etwas zu lesen gibt, lange Zähne, indem sie über Radio Bremen dementieren läßt, die Urheberin des Schreibens zu sein. Und nun fragt jeder jeden: „Weißt du, was das für ein Brief ist, der angeblich nicht vom Oberstadtdirektor ist?“
Der GEGENWIND, nach Meinung einiger Stadtväter ein Blatt, das eher Sand als Öl im Getriebe darstellt, hat sich entschieden, hilfreich einzugreifen. Nicht zuletzt, weil das leider nur unvollständig verteilte Schreiben Zeichen setzt in Sachen Zusammenwirken von Stadtverwaltung und Marine, veröffentlichen wir es an dieser Stelle
„Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wilhelmshaven „, heißt es da, „wie Sie sicherlich der Presse entnommen haben, wird am 19.3.96 aus Anlaß der Verabschiedung des Herrn Vizeadmiral Franz Dieter Braun aus dem aktiven Dienst des Bundeswehr ein großer Zapfenstreich veranstaltet. Der am 17.6.1939 in Bremen geborene Franz Dieter Braun trat mit 16 Jahren, im Jahre 1955, seinen Dienst in der Marinestadt Wilhelmshaven an. Auch während der folgenden Jahre, in denen er sein Abitur an der Volkshochschule der Stadt nachholte und so den Grundstein für seine spätere Karriere legte, diente er zwar in wechselnden Einheiten, aber immer am Standort. Auch in seiner Offizierszeit blieb er Wilhelmshaven treu, obwohl er mehrere Versetzungsangebote in andere Standorte erhielt. Erst im Jahre 1985 ging er auf Befehl des Bundesministers für Verteidigung nach Northwood bei London, um dort im Natohauptquartier für Nord- und Westeuropa zu arbeiten. Dabei blieb er aber immer dieser schönen Stadt am Meer verbunden.
Das Ritual dieses Zapfenstreiches einschließlich der Reihenfolge der Musikstücke ist seit Jahrhunderten festgelegt. Nur das zweite
Musikstück nach der Eröffnung kann sich der Soldat aussuchen, dem diese hohe Ehre zuteil wird. Der Herr Vizeadmiral Franz Dieter Braun hat sich aufgrund seiner festen Verbundenheit mit der Stadt Wilhelmshaven dazu entschlossen, das erwähnte Musikstück den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Wilhelmshaven zu schenken. Wir sind uns der großen Ehre durchaus bewußt und möchten Sie hiermit bitten. durch aktives Mitwirken daran teilzuhaben.
Aus diesem Grunde haben wir an dieser Stelle eine Reihe möglicher Musikstücke zusammengestellt. Bitte kreuzen Sie Ihren Vorschlag an und schicken Sie ihn bis kommenden Samstag an: Stadt Wilhelmshaven, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 1140, 26380 Wilhelmshaven. „
Zwar ist es für GEGENWIND-Leserinnen jetzt leider zu spät, von ihrem demokratischen Recht Gebrauch zu machen und an der Willensbildung bezüglich des Musikstückes teilzunehmen. (Die Redaktion hat sich fürchterlich angestrengt, den Redaktionsschluß und damit das Erscheinen dieser Ausgabe zu beschleunigen, aber leider hat es nicht geklappt.) Damit Sie dennoch wissen, welche Auswahl Sie gehabt hätten, wenn Sie sie gehabt hätten, nennen wir die Musikstücke:
♥ „Ode an die Freude
♥ Marsch des 1. wilhelminischen Marinecorps der Stadt Wilhelmshaven
♥ Der kleine Bootsmann
♥ Ouvertüre aus Der Freischütz
♥ Altpreußischer Marsch “
Schade, daß die meisten WilhelmshavenerInnen um die Chance der Mitbestimmung gebracht wurden! Aber es gibt einen Trost! Wir haben ja oben schon die löbliche Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Marine erwähnt. Sie zeigte sich aktuell darin, daß der Oberstadtdirektor einen Fragebogen von Herrn Konteradmiral Jürgen Geier, Amtschef des Marineamtes, mitversandte. Und diese Umfrage ist nicht an den Termin des Zapfenstreichs gebunden. Nutzen Sie also wenigstens diese Chance und senden Sie Herrn Geier den unten abgedruckten Fragebogen!
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