Gegenwind-Gespräch: Acki Tjaden
Jun 022005
 

Acki [parteilos]

Joachim Tjaden hat die WALLI verlassen

(hk) Über Probleme zwischen der WALLI und ihrem Ratsmitglied Joachim Tjaden gab es schon seit längerer Zeit immer wieder irgendwelche Gerüchte. Doch nichts Genaues wusste man nicht. Und so kam dann die Meldung von Ackis Austritt überraschend, aber nicht unvorbereitet. Wir sprachen mit Acki über die Gründe seines Austritts.

Acki Tjaden Unsere Gesprächsanfrage an die WALLI wurde abschlägig beantwortet: „Die Walli wird – wenn überhaupt – erst später eine Stellungnahme abgeben“, hieß es in der Antwort auf unsere Anfrage.

Gegenwind: Das war ja eine ziemliche Überraschung, dass du aus der WALLI ausgetreten bist.
Joachim Tjaden: Ja, ich bin am Dienstag, den 17.05., aus der Wilhelmshavener Alternativen Liste ausgetreten. Es ist mir nicht leicht gefallen, diesen Schritt zu gehen. Aus meiner Sicht gab es jedoch keinen anderen Weg.

Warum?
Es ist die Summe vieler „Kleinigkeiten“, die zu einem größeren Problem wurden. Jede einzelne davon ist sicherlich kaum der Rede wert.

Wo lagen die Differenzen?
Inhaltlich, also in der politischen Richtung, gab es eigentlich keine Differenzen. Natürlich, und auch das ist ganz normal, gab es unterschiedliche Auffassungen in der Frage der Umsetzung. Hier haben wir auch immer einen gemeinsamen Weg gefunden.
Mir fehlte die Unterstützung im Tagesgeschäft. Freiwillig bekommt eine kleine Gruppe wie die WALLI in dieser Stadt keine Informationen. Man muss schon versuchen, möglichst viele Veranstaltungen außerhalb des Rates und die Ausschüsse des Rates zu besuchen, um zu wissen, was wo und wie läuft und wer die Fäden zieht.
Mein Terminkalender hat mir hier deutlich Grenzen aufgezeigt. Es blieb aus meiner Sicht jedoch noch eine Menge unerledigt. Das mag meine Wesensart sein, aber wenn ich eine Liste unerledigter Dinge auf dem Tisch habe, geht mir das gegen den Strich.

In der WALLI gibt es doch eine Menge guter Leute. Hattest du nicht genügend Unterstützung?
Wir als Gruppe waren nicht in der Lage, einen für mich befriedigenden Arbeitsumfang in angemessener Zeit zu erledigen. Vielleicht war ich zu schnell. Vielleicht waren andere zu langsam. Vielleicht haben einige Mitstreiter den Umfang dieser Arbeit unterschätzt.
Die BürgerInnen haben Fragen und Probleme an uns herangetragen. Dafür haben wir bei der Kommunalwahl den Bürgerauftrag erhalten und auch angenommen. Unsere Wähler haben damit ein Anrecht darauf, dass ihre Probleme ernst genommen und schnellstmöglich abgearbeitet werden. Nicht irgendwann. Sondern schnell.

Ihr habt diese Aufgabe nicht ernst genug genommen?
Doch! Der Zeitversatz war für mich zu groß. Wenn ich die Möglichkeit sehe, etwas sofort zu erledigen, dann sollte es auch sofort erledigt werden. In einigen Fällen mag das dann WALLI-intern als Alleingang gewertet worden sein.

Waren es denn keine Alleingänge?
Es waren keine Alleingänge. Menschen bringen sich, aus den unterschiedlichsten Gründen natürlich, nicht gleichmäßig aktiv in eine Gemeinschaftsarbeit ein. Das ist normal. So lange jeder Einzelne mit seinem großen oder kleinen Beitrag zum Gelingen beiträgt und damit selbst zufrieden ist, ist alles in Ordnung. Ich hatte jedoch das Gefühl, das meine relativ hohe Aktivität als störend empfunden wurde. Gleichzeitig ärgerte ich mich jedoch darüber, nicht noch mehr geschafft zu haben.
Sicher gab es auch „Alleingänge“. Die aber dann aus unvermeidlichen Gründen. Manchmal bleibt wirklich keine Zeit für lange Gespräche, da ist direktes Handeln erforderlich.

Hättet ihr das nicht klären können ?
Wir haben es gemeinsam versucht. Sicher auch jeder Einzelne mit dem Willen der Klärung. Wir haben es nicht geschafft.

War der Austritt geplant oder eher eine Spontanentscheidung?
Er war nicht geplant und auch nicht angestrebt, aber auch keine Spontanentscheidung. Natürlich habe ich mir Gedanken über die Zukunft der Walli und meine persönliche politische Zukunft gemacht. Und es gibt immer mehr als eine Möglichkeit.

Sind oder waren dir die Konsequenzen deines Austritts bewusst?
Ich habe natürlich über die Möglichkeiten und Konsequenzen nachgedacht. Am besagten Dienstag hatte ich meine Austrittserklärung fertig in der Tasche. Aber nicht mit dem Ziel, diese auch zu verwenden. Ich bin vielleicht etwas komisch drauf. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich immer auf alle Möglichkeiten vorbereitet bin. So auch auf einen eventuell nötigen Austritt.

Wie geht es weiter. Bei Radio Jade wurde gemeldet, dass du dein Ratsmandat weiter behalten wirst und die Arbeit fortsetzt.
Ja. Ich bleibe als parteiloser Ratsvertreter im Rat der Stadt. Auch steht fest, dass ich bei der nächsten Kommunalwahl wieder antreten werde.
Es gibt auch schon die ersten Gerüchte. Die Küstenklatschwelle berichtet, Tjaden sei jetzt in die SPD eingetreten. Um mir das leichter zu machen, habe Siegfried Neumann schon einmal im Ratssaal kritische Worte über den JadeWeserPort gebraucht. Es gab kritische Worte von Neumann, aber in die SPD bin ich trotzdem nicht eingetreten.
Ein weiteres Gerücht besagt, dass mein Austritt aus der WALLI von langer Hand geplant war, weil ich mich ohnehin politisch verändern wollte. Aber auch das ist falsch.
Es gab schon direkt nach der Meldung meines Austritts interessante Gespräche. Hier könnten sich Möglichkeiten ergeben, über die wir vielleicht schon sehr bald sprechen könnten. Natürlich noch nicht heute. In jedem Fall werde ich meine Arbeit ohne Kursänderungen wie gewohnt erledigen.

Ist das nicht zu viel Arbeit, ganz ohne Hilfe?
Ich möchte keine neuen Wunden aufreißen und keine im Grunde gute Sache wie die WALLI schlecht machen. Die Antwort schuldig bleiben möchte ich aber auch nicht.
Mit dem vorher Gesagten wird meine Antwort hoffentlich auch richtig verstanden: Viel Hilfe hatte ich nicht. Ganz ohne Hilfe stehe ich auch jetzt glücklicherweise nicht da. Die wichtigste Unterstützung bekomme ich zu Hause. Meine Frau weiß, dass jetzt noch etwas mehr auf uns zukommt, und hat dafür grünes Licht gegeben.

Steckt hinter deinem Rücktritt nicht doch noch etwas mehr?
Es gibt natürlich mehr, was mich richtig geärgert hat und auch jetzt noch ärgert. Wenn die WALLI einige Stunden nach meinen Austritt in einer E-Mail erklärt, dass es jetzt mit der WALLI bergauf geht, verletzt man mich damit schon. Ob das so gewollt war? Ich hoffe nicht!
Der Gegenwind sollte einer Sache immer auf den Grund gehen. Das erwarten die Leser. Deshalb bedanke ich mich, dass eure Fragen heute nicht bis auf den Nerv gingen.

Vielen Dank für das Gespräch, und wir hoffen, dass du die Ratsarbeit weiter so gut machst wie bisher.

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