Der Untertan
Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam gegen Grauls Pläne
(hk) Veränderungen der Schullandschaft sind in Wilhelmshaven immer mit lautem Getöse verbunden. Schule Coldewey, Schule Neuende und jetzt als neuerlicher Höhepunkt die Zusammenlegung von BBS I und BBS Friedenstraße. Einspareffekte kann dabei niemand orten, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich nicht nur die SchülerInnen und die Lehrer, sondern auch die Gewerkschaft GEW, die Gesamtkonferenz der BBS I und der Personalrat gegen die Graulschen Pläne ausgesprochen haben.
Auf unsere Frage, was denn der Gegenwind angesichts der doch sehr guten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Schüler und Lehrer der BBS I noch machen könne, meinte der Schülervertreter Manuel Rappe, dass wir doch „intellektuell etwas anspruchsvoller“ berichten könnten. Schließlich, so der stellvertretende BBS I-Leiter Dieter Sprenger ergänzend, habe der Gegenwind „einen anderen LeserInnenkreis“ als die Wilhelmshavener Zeitung.
So geschmeichelt versuchten wir den Anforderungen gerecht zu werden. Doch wie will man das machen, wenn die Fakten für jeden verständlich klar auf der Hand liegen? Da kann sich der Gegenwind nicht großartig profilieren.
Ums Profilieren scheint es aber bei der Zusammenlegung der berufsbildenden Schulen zu gehen. Nur so lässt sich das absolut überflüssige Vorpreschen des städtischen Schuldezernenten Jens Graul in dieser Angelegenheit erklären. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für diese Maßnahme, außer der, dass das Land Niedersachsen vielleicht irgendwann einmal wieder mit diesem Thema kommen wird. Und der wie ein kaiserlicher Untertan agierende Stadtrat Graul möchte dann wohl vom Kultusminister die Wange getätschelt bekommen.
Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass die SchülerInnen und LehrerInnen der BBS 1 wirklich eine gute Öffentlichkeitsarbeit machen, zitieren wir aus einem Papier, das sich mit den Graulschen Argumenten auseinandersetzt.
(aus der Tischvorlage an den Schulausschuss am 07.04.2005, Verfasser Dr. Graul) aus Sicht der BBS 1 Wilhelmshaven:
- Stadtverwaltung: Abnehmende Schülerzahlen werden sich jetzt und in wenigen Jahren auch auf die BBS auswirken. Es ist zu befürchten, dass die Schülerzahl der BBS1 deutlich unter 1000 Schüler sinkt.
- Wir sagen dazu: Die Schülerzahlen steigen derzeit an, insbesondere im Vollzeitbereich! Schülerzahlen unter 1.000 sind in den nächsten 13 Jahren nicht zu erwarten.
- Stadtverwaltung: Die abnehmenden Schülerzahlen im Teilzeitbereich schwächen vor allem die BBS 1.
- Wir sagen dazu: Abnehmende Schülerzahlen im Teilzeitbereich führen zu einer Überkompensation im Vollzeitbereich (siehe BBS Friedenstraße). Insgesamt werden dann nicht weniger, sondern mehr Unterrichtsstunden erforderlich sein.
- Stadtverwaltung: In Zukunft ist von zwei Berufsschulstandorten auszugehen. Eine Zusammenlegung unter ,,weitgehender Wahrung der inneren Struktur“ wird angestrebt.
- Wir sagen dazu: Wenn die innere Struktur bei der Erhaltung beider Standorte erhalten bleiben soll, können die mit der Zusammenlegung angestrebten Synergieeffekte nicht entstehen.
- Stadtverwaltung: Der Schulträger kann sich sicher sein, dass in Zukunft das Berufsschulangebot aus einer Hand rationeller gestaltet werden kann und dabei auch die Ressourcen des Schulträgers effizienter eingesetzt werden.
- Wir sagen dazu: Einsparungen für den Schulträger wären, wenn überhaupt, nur bei gemeinsamer Fachraumnutzung möglich. Das würde aber bedeuten, dass nicht nur Lehrer, sondern vor allem auch Schüler in den Pausen den Schulstandort wechseln müssten. Die Identifikation der Schüler mit ihrer Schule würde dabei verloren gehen. Eine riesige, unpersönliche Schule entstünde.
- Stadtverwaltung: Eine große Organisationseinheit BBS bietet auf Dauer die einzige Chance, um die Bedeutung Wilhelmshavens als Bildungsoberzentrum aufrechtzuerhalten.
- Wir sagen dazu: Die Bedeutung eines Oberzentrums hängt nicht von der absoluten Größe der Schuleinheiten, sondern von der Attraktivität der Bildungsangebote und von flexibel, effektiv und motiviert arbeitenden Organisationseinheiten ab. Dass sich im Kreis Friesland Fachgymnasien etabliert haben, liegt daran, dass man dort nicht mehr willens ist, Gastschulgeld an die Stadt Wilhelmshaven zu bezahlen. Mit der Qualität des Schulangebotes hat dies nichts zu tun!
- Stadtverwaltung: Wilhelmshaven bereitet sich durch den Zusammenschluss auf den Entwicklungsprozess selbstständige Schulen vor.
- Wir sagen dazu: Die selbständige Berufsschule (ProReKo= Projekt regionale Kompetenzzentren) verlangt als Voraussetzung keine großen Organisationseinheiten. Schulen von der Größe der BBS 1 lassen sich problemlos selbstständig im Sinne von ProReKo organisieren.
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