Das war’s
Nach 22 Jahren muss der CDU-Politiker sein Bundestags-Köfferchen packen
(red) Kritisch hatte sich der GEGENWIND in der Ausgabe 179 mit dem Bundestagsabgeordneten der CDU für den Wahlkreis 27, Erich Maaß, auseinander gesetzt. Dieser Artikel schien ihm nicht sonderlich gefallen zu haben. Als wir ihn wenig später telefonisch darum baten, uns freundlicherweise ein Exemplar des CDU-Wahlprogramms zukommen zu lassen, mussten wir uns einiges von ihm anhören. In dem Artikel stimme gar nichts, sagte er. Dabei hatten wir doch nur aus der „WZ“ zitiert!
Wenn es sich nicht mittlerweile erledigt hätte, würden wir übrigens immer noch auf das Wahlprogramm warten. Doch zur Sache:
Nun ist das eingetreten, was wir eigentlich schon bei der Bundestagswahl 1998 erwartet hatten. Erich Maaß wird nicht mehr in den Bundestag einziehen, und das ist auch gut so. Weshalb, davon später.
Erstmals 1980 schaffte der 1944 in Wien geborene Diplomkaufmann über die Landesliste Niedersachsen der CDU den Sprung in den Bundestag. Politische Erfahrungen hatte er vorher (von 1971 – 1981) als christdemokratischer Ratsherr und Beigeordneter im Rat der Stadt Wilhelmshaven gesammelt. Der Landesliste bleib er treu, und mit ihr zog er immer wieder ins Parlament ein. Und immer wieder gelang es ihm, potenzielle Mitbewerber rechtzeitig „abzuschießen“. So wurde z.B. Hans-Joachim Gottschalk sofort nach seiner Bewerbung als „Störenfried“ und „Mann der verpassten Chancen“ abgestempelt. Und „allein seine Kandidatur“ würde – „so seine friesischen Freunde – dem Erscheinungsbild der CDU schaden.“ Gottschalk gab auf.
Auch bei der Delegiertenkonferenz im Herbst 2001, bei der man einen Kandidaten für die Bundestagswahl 2002 zu wählen hatte, hatte Maaß alles im Griff. Siegesgewiss konnte er vor die Delegierten treten. Wusste er doch, dass nur seine besten Freunde aus dem Kreisverband als Delegierte ausgeguckt worden waren und er sich so ihrer Stimmen sicher sein konnte. Bei der Tagung konnte er den Delegierten glaubhaft machen, dass er sich dieses Mal ziemlich sicher sei, den neuen Wahlkreis 27 endlich einmal direkt zu gewinnen. Galt es doch nur, die „Neue“ im bundespolitischen Geschäft, die SPD-Landrätin Karin Evers-Meyer aus Friedeburg zu schlagen. Und außerdem sei es doch der ausdrückliche Wunsch seines Landesvorsitzenden und Freundes Manfred Carstens (Emstek) gewesen, dass er nochmals kandidiere. Und Maaß setzte noch einen drauf und warnte die Delegierten davor, jetzt einen Newcomer zu nominieren, da der neue Bundestag um einiges kleiner werden würde. Außerdem sei es für einen Generationswechsel noch zu früh. Gegen so viele „gute Argumente“ konnte letztlich auch sein Gegenkandidat Hans-Werner Kammer nicht anstinken., und Maaß konnte ein weiteres Mal als alleiniger Hoffnungsträger der CDU für die Region in den Bundestagswahlkampf ziehen.
Von einem engagierten Wahlkampf des Kandidaten war in Wilhelmshaven nicht viel zu spüren, sieht man davon ab, dass sein Konterfei an fast allen Lichtmasten der Stadt zu bestaunen war. Bis zum Wahltag konnte er noch ein wenig hoffen, dass er – wenn auch nicht als direkt Gewählter, so doch wie immer über die Landesliste – ins Parlament einziehen würde. Doch dieses Mal klappte es nicht.
Die Parteigranden, die in Hannover die Landesliste auskungelten, hatten Erich Maaß auf der Landesliste auf Platz 27, schlechter als sonst, gesetzt. Die Landesliste zog diesmal nur bis Platz 21, und somit kam das Aus für den Hinterbänkler und Lobbyisten.
Als seine Vorstandsfreunde im Wilhelmshavener Kreisverband bei einer fix anberaumten Krisensitzung von dem Desaster erfuhren, kam es – so die „WZ“ vom 24.09. – „zu einem Schock und gigantischer Enttäuschung“. Mehr noch als das Scheitern ihres Kandidaten scheint jedoch die Sorge um den Fortbestand ihrer Kreisgeschäftsstelle im Postgang die CDU zu bedrücken, die ohne den Maaß-Zuschuss nicht mehr finanzierbar sein wird. Heulen und Zähneknirschen bei den Funktionären. Doch – hatten sie es nicht seit Jahren verabsäumt, sich angesichts von Wahl zu Wahl sinkender Stimmen für Maaß rechtzeitig um einen fähigen Jüngeren als Nachfolger zu bemühen?
Gescheitert war das Bemühen nicht nur an der Dominanz von Maaß, sondern auch an den ständigen Querelen der zweigeteilten Anhängerschaft im Kreisverband.
Jetzt ergibt sich für die heimischen Christdemokraten die Möglichkeit, noch etwas Positives aus der Abwahl von Maaß zu machen. Ein tougher Christdemokrat könnte jetzt tabula rasa machen und den schlappen, in sich zerstrittenen Kungelclub endlich zusammenführen und völlig neu aufmöbeln. Eine Menge christdemokratischer Parteifreunde wünscht sich das schon lange.
Und was macht der abgestrafte Kandidat? Der keilt erst einmal gegen seinen Landesvorsitzenden Manfred Carstens. Hatte der ihn doch „ausdrücklich gebeten“, noch einmal zu kandidieren. Fast könnte man jetzt meinen, Carstens hätte ihn hinters Licht geführt, um ihn so loszuwerden. Und natürlich trägt – so Erich Maaß – auch CDU-Landeschef Christian Wulff einige Schuld an seinem politischen Versagen. Maaß will jetzt erst einmal Urlaub machen. Vielleicht schreibt er auch – wie viele Politiker – ein Buch. Einen Titel wüssten wir schon: „Wie man ohne ein Direktmandat immer wieder ins Parlament kommt“.
PS.: Eigentlich hätte Maaß doch im September 1998 schon ahnen können, dass seine Zeit zu Ende geht. Denn Ehrungen gibt es meist am Ende einer erfolgreichen Tätigkeit oder beim Eintritt ins Rentnerdasein. Und eine Ehrung besonderer Art erfuhr Maaß kurz vor der Bundestagswahl 1998, als er aus den Händen der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth wegen seiner besonderen Verdienste um Volk, Staat und Europa das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhielt.
PPS: Wundern muss man sich über eine Äußerung des frisch gekürten Bundestagsmitglieds Karin Evers-Meyer (SPD). Die bedauerte laut „WZ“, dass Maaß den Sprung ins Parlament nicht geschafft hat. War das die neue Art des Umgangs mit dem politischen Gegner oder doch nur das Bedauern über eine nun geplatzte Fahrgemeinschaft?
Sorry, the comment form is closed at this time.