Ein Veranstaltungshinweis
(red) „Wilhelmshaven – Stadt der Demokratie und des Friedens“ – unter diese Worte stellt Klaus Dede aus Oldenburg seinen Vortrag über die Revolution von 1918 am Donnerstag, 4. September 2008 um 20 Uhr in der „Gaststätte Schwarzer Bär“. Mit diesem Abend eröffnet die Partei „Die Linke“ ihre Beiträge zum 90. Jahrestag der Revolution von 1918.
Diese, so Dede, hat Deutschland sowohl den Frieden als auch die Demokratie gebracht. Und sie begann am 30. Oktober 1918 damit, dass die Heizer des Linienschiffs „Thüringen“ die Feuer aus den Kesseln rakten und damit die von Admiral Scheer befohlene Kamikazefahrt der Hochseeflotte unmöglich machten. Diese heute namentlich unbekannten Männer verhinderten so nicht nur ein furchtbares Verbrechen, das 70.000 Männer das Leben gekostet hätte, wenn es ausgeführt worden wäre, sondern leiteten zugleich den Sturz der überlebten Monarchie ein und eröffneten so den Weg Deutschlands in die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung, der wir uns heute erfreuen und die es, so Dede, im Geiste dieser Revolution heute mehr denn je zu verteidigen gilt.
„Die Revolution von 1918 ist das einzige historische Ereignis von Belang, das in Nordwestdeutschland stattgefunden hat, aber in Wilhelmshaven scheint man sich dieses Ereignisses zu schämen“, stellt Klaus Dede fest. Und wundert sich: „In der Stadt gibt es einen Bonte-Kai, benannt nach dem Fregattenkapitän, der 1940 eine deutsche Zerstörer-Flottille nach Narvik führte und wie viele andere fiel. Mehr ist von diesem Mann nicht zu sagen. Er hat also wie Millionen andere in einem verbrecherischen Krieg und in einem verbrecherischen Unternehmen, das er im Auftrage des größten Verbrechers der deutschen Geschichte ausführte, sein Leben eingebüßt – ist das ein Verdienst? Ich meine nicht.“ An die Revolution erinnert hingegen nichts, obwohl sie Deutschland nicht nur nach vier Jahren Krieg den Frieden, sondern vor allem die Demokratie brachte.
Das Ergebnis der Revolte in Wilhelmshaven war, dass das deutsche Volk in der Wahl zur Nationalversammlung, die dann in Weimar zusammentrat, zum ersten und bislang letzten Mal die Möglichkeit hatte, von seinem Recht auf Selbstbestimmung Gebrauch zu machen. Und damals hatten die Menschen die Möglichkeit
- die Monarchie wieder zu restaurieren,
- die Räterepublik nach bolschewistischem Vorbild einzuführen
- oder aber eine demokratische Verfassung zu beschließen.
Das deutsche Volk, das erst im Ersten Weltkrieg zu einer Nation zusammengewachsen war, entschied sich für den demokratischen Rechtsstaat und hat das Votum seither in unzähligen Wahlen und Abstimmungen immer wieder, auch 1933, bestätigt.
Diese stolze Tradition, so Dede, hat ihre Wiege in Wilhelmshaven, und deshalb ist Wilhelmshaven für ihn „die Stadt der Demokratie und des Friedens“.
ist regelmäßigen Gegenwind-LeserInnen ein Begriff. Wir veröffentlichten z.B. seinen Offenen Brief an den Pastor der Christus- und Garnisonkirche, in dem er sich über ein böses Denkmal in diesem Gotteshaus ausließ (sh. GW 207), seinen Offenen Brief an OB Menzel zur Novemberrevolution (sh. GW 212), einen Artikel aus seiner Feder zu Wilhelmshavens wilhelminischem Geist (sh. GW 213) und gelegentlich Leserbriefe vom ihm.
Dede ist Journalist, aber auch Kulturhistoriker und Heimatschriftsteller der Region an der Unterweser und an der Jade. Und er nimmt mit einem gewissen Stolz für sich in Anspruch, dass er in den vergangenen dreißig Jahren so gut wie kein Fettnäpfchen ausgelassen hat. So bezeichnet er, der Pastorensohn, sich selbst als „bekennenden Atheisten“. Und seit dreißig Jahren bemüht er sich darum, dass der Nazi-Dichter August Hinrichs in Oldenburg von der Liste der Ehrenbürger gestrichen wird – vergeblich. Einen entsprechenden Antrag richtete er zweimal an den Rat der Stadt Oldenburg – beide Anträge wurden abgelehnt, was Dede wiederholt zu der Bemerkung veranlasste, dass sich damit die Mehrheit des städtischen Parlaments die Ideologie zu eigen gemacht hat, die zu den Verbrechen von Langemarck, Verdun, Auschwitz, Rostock-Lichtenhagen und Solingen motiviert hat und noch motiviert – so macht man sich keine Freunde. Natürlich lehnte Klaus Dede auch den Kult der Oldenburgischen Landschaft und der Stadt Wilhelmshaven um den letzten Deutschen Kaiser, Wilhelm Hohenzollern, ab, den er als den größten politischen Verbrecher Deutschlands nächst Hitler bezeichnet.
Den nächsten „Fettnapf“ hat Dede sich schon selber aufgestellt: Noch in diesem Herbst wird sein nächstes Werk erscheinen, das sich unter dem Titel „Von böser Lust und rechter Freudigkeit“ mit der Kampagne der Pastoren, Ärzte und Lehrer gegen die Onanie auseinandersetzt. Seine Frage ist darin nicht, ob sie schädlich sei oder nicht – das ist geklärt – sondern welche gesellschaftlichen Konsequenzen dieses soziale Tabu hatte.
Zunächst jedoch wird er die Auftaktveranstaltung zum 90. Jahrestag der Novemberrevolution (sh. Ankündigung auf dieser Seite) maßgeblich mitgestalten. (red)
Historisch Interessierte sollten sich schon den 8. November vormerken. An diesem Tag findet eine große Veranstaltung der Landtagsfraktion der Partei DIE LINKE zum 90. Jahrestag der Novemberrevolution statt. Es wird interessante Referate, Theater und Musik geben. Mehr darüber im nächsten Gegenwind.
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