Chancen vertan?
Was wird aus der Weserstraße 47: Beamtenburg oder Museum?
(hk) Mit einem schwammigen Beschluß verabschiedete sich die SPD aus der Reihe der Organisationen, die sich mit Nachdruck für den Umzug des Küstenmuseums in die Weserstraße 47 einsetzen.
„Wir stehen noch immer hinter dieser Forderung, aber wir konnten nicht den drohenden Verlust von 240 Arbeitsplätzen bei der BAfU außer acht lassen“, so begründete ein SPD-Genosse gegenüber dem GEGENWIND das Ausscheren seiner Partei aus der Front derjenigen, die in der Umsiedlung des Küstenmuseums in die Weserstraße 47 nicht nur die Lösung der unerträglichen Situation des Museums, sondern auch eine Chance für eine positive Stadtentwicklung sehen. Da die SPD-Genossen von ihren Funktionären anscheinend nur zu hören kriegten, daß die BAfU (Bundesausführungsbehörde für Unfallversicherung) sich aus Wilhelmshaven zurückzieht, wenn sie nicht den Zugriff auf die Weserstraße 47 behält, ist deren Beschluß nicht verwunderlich: Wer kann es sich heute in Wilhelmshaven leisten, auch nur in den Verdacht zu geraten, einen Arbeitsplatz gefährdet zu haben?
Aber macht die BAfU wirklich den Druck, der die Genossen zu einem solchen, der Zukunft Wilhelmshavens abträglichen Beschluß trieb? Tatsache ist, daß die BAfU aus allen Nähten platzt. 80 zusätzliche Mitarbeiterinnen wollen untergebracht sein. Ausdrücklich als Notlösung bezeichnet die BAfU die Anmietung von Räumlichkeiten in der Börsenstraße 80 und die geplante Anmietung im MIZ-Gebäude in der Gökerstraße. Klar ist, daß unter solchen Bedingungen eine Behörde nicht optimal arbeiten kann. Also ist man auf der Suche nach besseren Lösungen.
Und da bieten sich gleich mehrere Möglichkeiten an:
- Die BAfU bleibt in ihren Räumlichkeiten zwischen Göker- und Adalbertstraße und errichtet in unmittelbarer Nachbarschaft einen Erweiterungsbau oder mietet entsprechende Gebäude an (Coca-Cola- Haus?).
- Die BAfU läßt einen kompletten Neubau errichten (Grundstücksangebote liegen vor)
- Die BAfU zieht in die Weserstraße 47 und erweitert den für die Behörde zu kleinen Bau.
In einem Gespräch mit dem GEGENWIND bezeichnete der Leiter der BAfU, Herr Mertins, das Thema als „sehr sensibel“. Die Behörde selbst stellt den Standort Wilhelmshaven nicht in Frage – unklar ist aber, was in Bonn gedacht wird. So könnte das, was sich momentan in Deutschland abspielt (die neuen Bundesländer warten auf die Installierung von Bundesbehörden, die Hauptstadtfrage kann vieles ins Wackeln bringen usw.) eine Entscheidung gegen Wilhelmshaven hervorbringen. Unter solchen Bedingungen verbietet sich scheinbar schon eine Diskussion über die Möglichkeiten, der BAfU angemessene Räumlichkeiten anzubieten oder Lösungsvorschläge zu machen.
Der BAfU-Chef erwartet eine Entscheidung bis Ende des Jahres. Doch wie eine solche Entscheidung aussehen wird, ist völlig unklar: Sie muß gemeinsam vom Arbeits-, Finanz- und Bauministerium getroffen werden.
Das Raumproblem der BAfU ist mit Sicherheit lösbar, ohne daß die für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung immer mehr in den Mittelpunkt rückende Nutzung der Weser 47 als Küstenmuseum in Gefahr gerät.
Städtebaulich wäre die BAfU-Lösung schon allein durch die damit in Verbindung stehende Wiedererrichtung des zerstörten Westflügels interessant. Für die Zukunft der Stadt Wilhelmshaven als Anziehungspunkt für Urlauber drängt sich dagegen förmlich die Nutzung des Gebäudetraktes als Museum auf. Die Weser 47 als Küsten- / Marine- und Werftenmuseum wäre das ideale Bindeglied zwischen der maritimen Seite Wilhelmshavens und der Innenstadt. Ein lohnender Fußweg vom Südstrand über die KW-Brücke, unter Mitnahme vom Feuerschiff und der Kapitän Meyer, vorbei an der Lokomotive, zum Museum, in die Innenstadt. Wilhelmshaven als lohnendes Urlaubsziel. Schon der Gedanke daran bereitet den Inselgemeinden schlaflose Nächte.
Das Interesse der Stadtverwaltung an einer solchen Entwicklung Wilhelmshavens ist wohl eher niedrig anzusiedeln: Vor ungefähr einem halben Jahr beauftragte der Verwaltungsausschuß die Stadtverwaltung, alle Möglichkeiten der Nutzung der Weser 47 alternativ zu prüfen. Die Verwaltung mißachtete diesen Auftrag und versuchte stattdessen nur, die Immobilie zu verscheuern, was zumindest bei den Vertretern von CDU und GRÜNEN / Frauenliste zu einem Stirnrunzeln führte.
Sorry, the comment form is closed at this time.