... noch nicht so emanzipiert
Frauenbeauftragte soll Frauen fördern helfen
(noa) Seit dem 1. März hat die Fachhochschule Wilhelmshaven eine Frauenbeauftragte. Ein solches Amt ist durch das Niedersächsische Hochschulgesetz vorgesehen; an anderen Hochschulen gibt es solche Stellen schon länger.
Diese Errungenschaft dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, daß es in Hannover jetzt eine Frau Ministerin für Wissenschaft und Kultur gibt. Eine Frau hat eben eher ein Interesse daran, daß an den Hochschulen „die Gleichberechtigung von Frauen und Männern verwirklicht wird“, daß „in Forschung, Lehre und Studium die besondere Lebenssituation von Frauen berücksichtigt wird und die im Hochschulwesen für Frauen bestehenden Nachteile beseitigt werden“ oder daß „in Lehre und Forschung frauenspezifische Fragen gefördert und behandelt“ werden, wie es in der Festlegung der Aufgaben der Frauenbeauftragten der FH Wilhelmshaven heißt.
405 der 2.653 Studierenden, die im laufenden Semester an der FH eingeschrieben sind, sind Frauen. Sie stellen einen kleinen Anteil dar; der Prozentsatz der Studentinnen ist jedoch in den letzten fünf Jahren von 13,5 % auf 15,2 % gestiegen. Etwa ein Drittel der ca. 100 MitarbeiterInnen der FH sind Frauen. Dies ist die Gruppe, die die Frauenbeauftragte Heidemarie Zuk zu vertreten hat, wobei ihr die Kommission für Frauenfragen, bestehend aus zwei Studentinnen und drei Mitarbeiterinnen, zur Seite steht. Professorinnen gibt es (noch) keine.
Deshalb hat sich die Frauenkommission gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit mit dem Ausschreibungstext für Professorenstellen befaßt, der bislang schon von der Formulierung her nur Männer ansprach. Hilfreich wird hier hoffentlich auch ein ministerieller Erlaß sein, mit dem die Zugangsvoraussetzungen für Frauen zu Professorenstellen geändert wurden: Bei den fünf Jahren Berufspraxis, die Bedingung für eine solche Stelle sind, werden nun auch Teilzeitbeschäftigungen anerkannt werden.
Gegenwärtig erarbeiten Heidemarie Zuk und die Frauenkommission einen Frauenförderplan für die Fachhochschule. Vorrangige Aufgabe ist derzeit das Kinderbetreuungsprogramm, und in dieser Frage ist viel Initiative gefordert. Die Ministerin hat ausdrücklich erklärt, daß sie nicht die größte Kindergartenträgerin Niedersachsens werden will, und die Frauen darauf verwiesen, daß die Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen Aufgabe der Kommunen ist. Daß in Wilhelmshaven Mangel an Kindergartenplätzen herrscht, ist bekannt. Eine Erhebung an der FH hat einen Bedarf an zwanzig bis dreißig Plätzen ergeben. So hat Frau Zuk sich zunächst mit der Wilhelmshavener Kinderhilfe in Verbindung gesetzt, deren integrativer Kindergarten ja nur wenige Minuten Fußweg von der FH liegt. Bei einer solchen Zusammenarbeit würde das Land finanzielle Mittel zuschießen.
Fraglich ist, wie weit weibliche Studierende das Angebot der Kinderbetreuung werden nutzen können. Es ist ja eher zu erwarten, daß Studentinnen, wenn sie Mütter sind, Säuglinge haben, und das Angebot wird sich auf Kinder zwischen ein und sechs Jahren beziehen. Angesichts der Form eines Fachhochschulstudiums mit festen Stundenplänen und Anwesenheitspflicht dürfte sich die Betreuung eines Säuglings mit einem Studium kaum vereinbaren lassen. Allerdings liegen bis jetzt noch keine Informationen darüber vor, wie viele Frauen wegen eines Kindes ihr Studium ab- oder unterbrechen mußten. Dies wird eine Studie ergeben, die geplant ist.
All diese Arbeit leistet Frau Zuk ehrenamtlich. Die Stelle der Frauenbeauftragten ist keine bezahlte Arbeit. Schätzungsweise die Hälfte ihrer Arbeitszeit als Verwaltungsangestellte wendet Heidemarie Zuk für diese neue Aufgabe auf; ihre unbezahlte Mehrarbeit zu Hause, wenn noch Sitzungen vorzubereiten, Protokolle zu schreiben oder Kontakte aufzunehmen sind, hat sie nicht erfaßt. Ein wenig besser wird es voraussichtlich ab dem 1. Oktober gehen. Dann soll ein Frauenbüro eingerichtet werden. Die Mittel für die Einrichtung wie auch für eine Verwaltungskraft sind im Landeshaushalt schon fest eingeplant.
Das sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Bis jedoch die Gleichberechtigung der Frauen an einer Einrichtung wie der FH verwirklicht ist, wird noch viel Zeit ins Land gehen. Die größten Probleme der weiblichen Studierenden sind nicht so sehr in Äußerlichkeiten zu finden, sie sind, so Frau Zuk, emotional: „Wenn zum Beispiel nur ein, zwei Mädchen in einer Vorlesung sitzen, wo sonst nur Männer sind, und dann kommt vielleicht auch noch so ein Professor – die sind ja nun nicht alle gleich, und die meisten hier sind noch nicht so emanzipiert – und dann fällt vielleicht mal ein dummer Spruch. Und wenn dann ein Mädchen sich leisten sollte, dazu etwas zu sagen, dann würde sich der Professor sich das genau merken.“
Einige Männer an der FH, so scheint es, müssen sich erst daran gewöhnen, daß Frauen sich zu Wort melden. Bei der Einrichtung der Stelle der Frauenbeauftragten kamen die obligatorischen dummen (Männer-) Sprüche wie: „Kriegen wir denn nun auch einen Männerbeauftragten?“ und dergleichen. Da ist es gut, dass Heidemarie Zuk eine Frau ist, die sich ihrer Haut zu wehren weiß.
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