Nach hinten los...
…ging die „Steckbriefaktion“ der Neonazis
(hk) Im letzten GEGENWIND berichteten wir über den von dem Wilhelmshavener Neo-Nazi Thorsten de Vries (als presserechtlich Verantwortlichen) verteilten „Steckbrief‘ gegen den DGB-Kreisvorsitzenden Manfred Klöpper, in dem durch Nennung von Adresse und Telefonnummer Wilhelmshavens Bevölkerung zum Telefon- und anderen Terror aufgerufen wurde.
Die wohl von Neofaschisten aus Hamburg ausgetüftelte Aktion erwies sich allerdings als Schuß, der nach hinten losging: Statt . der erhofften Beschimpfungsaktionen u.ä. gegen den DGB-Kreisvorsitzenden, gab es erst einmal eine Welle der Solidarisierung und Empörung gegen die Neonazi-Aktion. Selbst Leute, die sonst keine Chance auslassen, gegen M. Klöpper zu „schießen“, versicherten ihm ihre Unterstützung und setzten diese Unterstützung im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten auch in die Tat um.
Neben vielen regionalen und überregionalen Zeitungen berichtete auch die Frankfurter Rundschau ausführlich über die Aktion. Die Zeitung der IG Metall über Neonazi de Vries: „De Vries (30) ist seit zwölf Jahren Mitglied der NPD. Gegenüber METALL sagte er über seinen öffentlichen Ruf: ‚Ich bin der personifizierte Faschismus in dieser Stadt.‘ Der Kameradschaftsbund, den er anführt, hat das Ziel, ‚die Rechte in Wilhelmshaven zu vereinigen‘, auch militante Kräfte. De Vries bezeichnet sich zwar als ‚radikal aber gewaltlos‘. Gegenüber METALL räumte er jedoch ein: ‚Wir könnten 500 bis 600 Leute zusammenkriegen und einen SPD-Unterbezirksparteitag stürmen.'“ (metall v. 10.7.92)
Wenn es Anrufe aus Wilhelmshaven gab, dann informierten sie höchstens darüber, daß gerade wieder irgendwo der „Steckbrief“ verteilt werde. Irgendwie müssen de Vries und seine Kameraden wohl gemerkt haben, daß die erwarteten Reaktionen der Bevölkerung nicht eintraten. Sie versandten den Steckbrief an ihre eigene Klientel und veröffentlichten Name, Adresse, Telefonnummer und Foto von M. Klöpper in ihrer Hauspostille „INDEX“. Erst jetzt kam es zu den gewünschten Reaktionen.
Besonders geistreich die Frankfurter „Kameraden“, die ihren mit „Saujudenknecht M. Klöpper“ überschriebenen Brief mit reichlich Hetzmaterialien versahen. Da fand sich neben dem berühmt-berüchtigten Eselbild mit der Aufschrift „Ich Esel glaube noch, daß in deutschen KZ’s Juden ‚vergast‘ wurden“ auch das Spiel „Jude ärgere dich nicht“, welches als Spielziel angibt, möglichst schnell 6 Millionen Juden aus dem KZ in die Gaskammer zu befördern.
Telefonanrufe „Wir schneiden dir den Hals durch“ und ähnliche Drohungen raubten der Familie Klöpper dann doch noch dann und wann den Schlaf. Doch sowohl an Wortwahl und Schreibweise ließ sich unschwer erkennen, daß einzig die aktiven Neofaschisten zu Telefon oder Kugelschreiber griffen.
Für Wilhelmshavens Neonazis war die Aktion ein übler Reinfall, der in der völligen Isolierung von de Vries & Co endete und gleichzeitig neuen Antrieb gab, die Praktiken einiger anderer Wilhelmshavener Neonazis mal wieder unter die Lupe zu nehmen.
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