Mobil-Oil
Jul 091990
 

Mysteriöse Interessenten

Schon wieder: Die Wiederinbetriebnahme der 1985 stillgelegten Mobil-Raffinerie steht kurz bevor

(hk) Seit ca. 5 Jahren müssen sich die Wilhelmshavener Bürgerinnenund Bürger über die immer kurz bevorstehende Wiederinbetriebnahme der Mobil Oil-Raffinerie amüsieren. Jetzt ist es wieder einmal so weit. Doch anders als in der Vergangenheit sprechen diesmal einige Anzeichen für ein ernsthafteres Interesse einer nebulösen „Interessengruppe“.

gw094_mobilDieses „ernsthaftere Interesse“ manifestiert sich z.B. in der Vergabe eines Millionen-Auftrages zur Feststellung des Zustandes der Raffinerie und der mit der Wiederinbetriebnahme verbundenen Kosten. Ein weiteres Anzeichen: Der Lokalredakteur der WZ, H.-J. Schmid, stellt schon Forderungen für die Inbetriebnahme: Mißachtet die Gesetze – laßt das Ding rausblasen was das Zeug hält. Die gesetzlich vorgeschriebene Entschwefelung bezeichnet Schmid als „möglichen Objekt-Killer“.
Wurden uns in der Vergangenheit alle Industrieobjekte von der WZ als „Segnungen der Umwelttechnologie“ verkauft, muß die WZ diesmal zum offenen Gesetzesbruch aufrufen. Schmid sieht die rotgrüne Koalition in Hannover bereits „auf dem Prüfstand“.
In Wirklichkeit steht nicht die niedersächsische Landesregierung, sondern die Stadt Wilhelmshaven auf dem Prüfstand. Sollte die Stadt Wilhelmshaven bei einem solchen Kuhhandel (Ansiedlung nur ohne Entschwefelung) mitmachen, ihr Ruf, oder neu-wilhelmshavenerisch ihr „Image“ würde ins bodenlose Nichts absinken.

Die Bedingungen für eine Wiederinbetriebnahme sind vorgegeben:

  1. Nachrüstung entsprechend den gesetzlichen Rahmenbedingungen,
  2. Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unter besonderer Berücksichtigung des Standortes der Raffinerie am Einlauf zum ökologisch international bedeutenden Jadebusen.

Interessant und spannend ist aber auch, wer sich denn nun hinter dieser geheimnisvollen „Interessengruppe“ verbirgt. Unwahrscheinlich ist, daß sich dahinter ein anderer Ölmulti verbirgt. Aber Libyen – Libyen ist ja inzwischen für die bundesdeutsche Wirtschaft zu einem fest einzukalkulierenden Partner geworden. Und auch für die Giftgasproduktion werden Ölprodukte benötigt. Südafrika – durch das Ölembargo der Vereinten Nationen ist die Raffinerie-Technik im Apartheid-Staat ziemlich am Boden. Zumindest die Blaupausen könnte man dort gut gebrauchen. Riesenkanonen funktionieren nur gut geschmiert – also sollte auch der Irak nicht vergessen werden. Da ja ein heimliches Übereinkommen besteht, daß bundesdeutsche Firmen immer beide Seiten sich nicht wohlgesonnener Staaten unterstützen, muß sich natürlich auch der Iran in dieser Interessengruppe tummeln. Damit wären dann wieder alle die Länder beteiligt, die schon bei der Ex-Interessentin „German-Oil“ im Hintergrund standen.
Oder soll wirklich nur, wie aus Kreisen der Mobil-Pensionäre zu hören war, eine „Dreckschleuder“ bei Rostock dichtgemacht werden und Öl aus sowjetischer Förderung in der nicht ganz so veralteten Wilhelmshavener Anlage verarbeitet werden? Ob wir darauf jemals eine Antwort bekommen werden, steht in den Sternen und, wenn sich der 100. Interessent bei der Mobil Oil meldet (die jetzige Interessengruppe trägt die Nummer 75), auch wohl wieder in GEGENWIND und WZ.

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