Doppeltes Trauerspiel
Befürworter und Gegner der Fremdenlegion steckten Niederlagen ein
(hk) Sowohl unser Oberbürgermeister, der mit markigen Worten den Auftritt der Fremdenlegionäre am „Wochenende an der Jade“ verteidigte, als auch die Organisatoren der Gegenkampagne können mit dem Ablauf aus ihrer jeweiligen Sicht nicht zufrieden sein.
Konnte die Demonstration gegen den Auftritt der Fremdenlegionäre am 16. Juni, zu der nur 100 Leute zu erscheinen sich bequemten, noch als „typisch wilhelmshavenerisch“ bezeichnet werden, muß die Aktion am Abend des Auftritts in der Nordsee-Sporthalle, zumindest was die Anzahl der Gegendemonstranten betrifft, unter der Rubrik „Schlag ins Wasser“ eingeordnet werden. So ist es nicht verwunderlich, daß man seitens der Organisatoren „enttäuscht darüber ist, daß die Aktivitäten gegen die Killersoldaten von so wenig Leuten, die sich für Frieden, Völkerverständigung und Antimilitarismus in der Vergangenheit engagiert hatten, unterstützt wurden“ (Erklärung der „Radikalen Linken“). Bei den anderen Mitorganisatoren wird die Enttäuschung nicht minder groß gewesen sein.
Es ist nicht unsere Aufgabe, hier Ursachenforschung zu betreiben – das überlassen wir den Organisatoren der Aktionen. Anzumerken bleiben aber zwei Dinge:
- Die trügerische Hoffnung, mittels einer Telefonkette etwas Anständiges auf die Beine zu stellen, – dazu gehört eine gehörige Portion persönlicher Betroffenheit seitens der Angerufenen. Und die ist nun mal bei einem solchen Anlaß nicht unbedingt gegeben.
- Autonomer Verbalradikalismus, wie er sich auf der Demo am 16.6. unter anderem durch Äußerungen des Kundgebungsredners („Es gibt kein ruhiges Hinterland!“ „Wir machen ein unruhiges Hinterland!“ usw.) darstellte, ist mit Sicherheit eher dazu geeignet, die Zahl der Aktivisten, die ja bei einer solchen Aktion in erster Linie aus dem Mitte-Links-Spektrum kommen, auf ein Minimum zu reduzieren.
Das kleine Häuflein der wackeren DemonstrantInnen, die mit mehr oder minder großem Erfolg die Auftritte der Fremdenlegionärskapelle begleiteten und störten, mußte sich damit zufrieden geben, dass ein Großteil der Besucher zumindest mit einem schlechten Gewissen das militaristische Spektakel erlebten und eine Handvoll potentieller Besucher auf eine Teilnahme an den Veranstaltungen verzichteten.
Solche Erfolge konnte der Gegenspieler, unser OB Eberhard Menzel, nicht verbuchen. Obwohl ihm bekannt war, dass der DGB und die im Rat der Stadt vertretenen Parteien „Grüne“ und „Frauenliste“ die Aktionen gegen die Fremdenlegionäre unterstützten, ließ er in einer Presseerklärung verbreiten, daß die Auseinandersetzung über den Auftritt der für Geld tötenden Truppe nur von wenigen kleinen linken Gruppen angezettelt sei.
Umso schlimmer mag die Ohrfeige gewirkt haben, die ihm auf dem Unterbezirksparteitag seiner Partei verpaßt wurde. War es da doch eine Minderheit, die seine Politik des gesichtslosen „Zeichensetzens“ unterstützte. Von den abstimmenden 92 Delegierten konnte er nur 44 auf seine Linie einschwören. Wenige Tage zuvor hatte der Jugendwohlfahrtsausschuß sich gegen den Auftritt der Werbetruppe für die käuflichen Killer der Fremdenlegion ausgesprochen. Menzel reagierte darauf sauer: Er kann nicht verstehen, daß ein „städtischer Ausschuß sich für derartige Zwecke einspannen lasse“
Abschließend erwähnenswert bleibt nur noch die geschickte Führung der stadteigenen „Freizeit“ durch Herrn Kramp: Hatte er doch vor noch gar nicht so langer Zeit mit seinem „Sonderzug voll Altnazis“ der Stadt einen Bärendienst erwiesen, sorgte er mit dem Auftritt der Fremdenlegionäre erneut dafür, daß der Ruf der Stadt weit über die regionalen Grenzen hinaus geschädigt wurde.
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