Ausverkauf bei KSW
Nach langem Hin und Her: Die Schließung der KSW ist beschlossene Sache
(noa) Etwa zwei Jahre lang gab es um die Kammgarnspinnerei Wilhelmshaven (KSW ) ein stetiges Hin und Her. Drohende Pleite, Umstrukturierung, neue Aufträge aus der DDR, Jubelmeldungen in der „WZ“ jetzt steht das Aus fest.
Am 31. Mai wurde der Konkurs eröffnet, und 306 Mitarbeiter wurden freigestellt. Die „Wilhelmshavener Zeitung“ berichtete darüber und ließ einige der betroffenen Kollegen zu Wort kommen: Da wurden Familienväter nach Hause geschickt und ihre Ehefrauen, die im selben Betrieb arbeiteten, gleich mit; türkische Kollegen, die vor 20 oder mehr Jahren direkt aus ihrer Heimat heraus angeworben worden waren, mußten nach Hause gehen, während Mitarbeiter, die weniger lang bei der KSW waren, weiterarbeiten durften.
Eine knappe Woche später fand im Gemeindehaus der Banter Kirche auf Initiative des Ausländerbeirates eine Veranstaltung statt. Der KSW-Betriebsratsvorsitzende Reinhard Engel war trotz Einladung nicht gekommen.
Wer stattdessen anwesend war, das waren einige Rechtsanwälte, die sich im Zusammenhang mit der Frage, ob man gegen die Freistellungen gerichtlich vorgehen sollte oder nicht, zu Wort meldeten und sich vorstellten: „Mein Name ist Rechtsanwalt XYZ,…“ und damit nach Klienten angelten. Tatsächlich haben mehrere Freigestellte Klagen angestrengt – mit wenig Aussicht auf Erfolg, aber mit guten Verdienstmöglichkeiten für die Anwälte (siehe dazu „KSW 2“)
Die Versammelten beschlossen, am 8. Juni zum Rathaus zu ziehen, um mit dem Oberbürgermeister über ihre Lage zu sprechen. Eine KSW-Beschäftigteninitiative entstand, die seither regelmäßig donnerstags vormittags im Gewerkschaftshaus tagt.
Am 15. Juni fand eine Podiumsdiskussion in der Stadthalle statt, zu der wiederum der Ausländerbeirat eingeladen hatte. Hier gingen die Wellen hoch, als der Konkursverwalter Dieter Trautmann erklärte, bei der Auswahl der Freigestellten habe er sich daran orientiert, wer am leistungsstärksten sei.
Die Zeitung „Dostluk“ meldet in ihrer Juli-Ausgabe, daß ca. 30 Freigestellte mittlerweile wieder eingestellt worden seien. Offensichtlich haben einige derer, die Trautmann im Betrieb behalten wollte, sich inzwischen anderweitig umgesehen, als ihnen klar wurde, was auch die „WZ“ vom 16.6.90 (zum ersten Mal, nachdem vorher in Sachen KSW immer verbissen Optimismus verbreitet worden war) deutlich machte, nämlich daß die Zukunft „derzeit indes wenig Gutes verheißt“.
Die übrigen Freigestellten bekamen Ende Juni ihre Kündigungen. Der Betriebsrat hat mit Hinweis auf die fehlende Sozialauswahl allen Kündigungen widersprochen.
Am Freitag, 13. Juli, meldete die „WZ“, daß die KSW nun spätestens zum Jahresende endgültig stillgelegt wird.
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