Es gibt so vieles, über das wir gerne noch berichten würden – aber meist fehlt es uns am Platz, manchmal auch an der Zeit. Hier gibt es Meldungen, die der Nachwelt erhalten bleiben müssen.
Bislang bieten die Wahlkampfaussagen unserer zahlreichen Oberbürgermeister-Kandidaten keine Entscheidungshilfe. Alle versprechen Vieles bis Alles, ohne dass ein klares Profil erkennbar wäre. Jetzt hat CDU-Kandidat Andreas Wagner einen Anfang gemacht: In seiner Wahlkampf-Show Ende Juni versprach er, dass die CDU “auch künftig jenen behilflich sein will, die den ‘Traum vom eigenen Haus’ verwirklichen wollen”, so zitiert in der WZ vom 24.6.2011. In derselben Ausgabe berichtet die WZ über die Ergebnisse der “Stadtgespräche” mit Experten zur zukünftigen Entwicklung Wilhelmshavens. Dort kritisierte der Vertreter der Architektenkammer Niedersachsen, “dass das Idealbild immer noch vom Einfamilienhaus im Grünen ausgehe. Das aber schwäche die Innenstädte, sei flächenfressend und verursache hohe Infrastrukturkosten.” Frieslands Landrat Sven Ambrosy und Frank Menzel, Geschäftsführer des Bauvereins Rüstringen, pflichteten ihm bei. Wir schließen uns an. Unlängst hatte die Stadt erst beschlossen, dass am westlichen Stadtrand das vorerst letzte Einfamilienhausgebiet entstehen soll. Und jetzt will Wagner wieder in die andere Richtung marschieren? Ohne uns!
Der kreative Umgang mit dem demographischen Wandel bleibt langfristig eines der vordringlichen kommunalpolitischen Themen. Wer da so weitermachen will wie bisher, ist fehl am Platz. Wagners Showinszenierung (mit theatralischer Musik und “hübschen Mädchen”), die an die unsäglichen Wahlauftritte in den USA erinnert, setzt noch den i-Punkt auf die Entscheidung, ihn nicht zu wählen.
Schon vorher
war uns der CDU-OB-Kandidat aufgefallen. Unter dem Motto „Keine Angst vor heißen Eisen“ lud er anlässlich des Muttertages Anfang Mai zum Wettbügeln in der Marktstraße ein. „Jede Wilhelmshavenerin sollte an diesem Vormittag mit ihren Ehemann in die Innenstadt kommen und ein ungebügeltes Oberhemd mitbringen“, – wenn keine ungebügelten Hemden aufzufinden seien, dann wären in der WählBar, dem Wagnerschen Hauptquartier in der Marktstraße, auch einige ungebügelte Hemden vorhanden. In der WZ vom 4. Mai heißt es: An zwei Bügelbrettern und heißen Eisen wird dann – unter Männern – gegeneinander gebügelt.
Wagner dazu auf seiner Internetseite: „In der Politik wird dauernd schmutzige Wäsche gewaschen und selten wieder etwas gradegebügelt“, so Andreas Wagner. „Neben dem Spaß und der Anerkennung der täglichen Leistung der Mütter, ging es uns beim Wettbügeln aber auch darum, erneut mit einer Aktion zur Belebung der Marktstraße beizutragen. Dies ist ein „Heißes-Eisen-Thema“, das ich ganz oben auf der Aufgabenliste für Wilhelmshaven ansiedele“.
Da kann man ja nur hoffen, dass der Herr Wagner am 11. September ordentlich einen übergebügelt bekommt und anschließend geplättet ist.
Unter diesem dpa-Foto aus der Tagespresse war folgender Text zu lesen: Bundeswehrsoldaten gehen auf einer Marktstraße in Talokan bei Kundus, im Norden von Afghanistan, auf Streife, um Kontakt zur Bevölkerung aufzunehmen.
Dabei wirkt das Bild doch irgendwie anders – oder? Vielleicht ein Szenefoto aus einem C-Brutalo-Film mit Dolph Lundgren oder Jean-Claude van Damme – aber wie eine vertrauensbildende Maßnahme wirkt der Auftritt wirklich nicht. Wundert man sich da noch über die ‚Beliebtheit’ der Bundeswehr in Afghanistan? (hk)
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