Aus der Schule geplaudert
Apr 012009
 

Aus der Schule

Oh Mann! 

Da droht uns schon wieder eine Schulreform! War das, was Busemann uns in der vergangenen Legislaturperiode zugemutet hat, noch nicht genug?


Eine Kooperation zwischen Haupt- und Realschulen strebt Frau Heister-Neumann an. Dabei schielt sie nach Sachsen, wo es keine drei, sondern nur zwei weiterführende Schulformen gibt, die Haupt- und die Realschule also faktisch zusammengelegt sind. Sachsen steht in der letzten PISA-Studie von allen deutschen Bundesländern am besten da – könnte das nicht an diesem bisschen Gesamt(rest)schule liegen? – Nein, gnädige Frau, das liegt daran, dass dort die Klassen nicht so groß sind und nicht so viel Unterricht ausfällt!
Den Unterrichtsausfall hat die Kultusministerin zu Beginn ihrer Amtszeit ebenso wie ihr Vorgänger ja noch verschwiegen, geleugnet, schöngerechnet. Das geht jetzt nicht mehr, und deshalb gab es den Versuch, die Lehrkräfte, die ihre Stunden reduziert haben, dazu zu veranlassen, wieder auf volle Arbeitszeit zu gehen. Als ob die ohne nachvollziehbaren Grund ihre Arbeitszeit gesenkt hätten, aus Faulheit oder so. Neue Anträge auf Verkürzung der Stundenzahl werden genauestens geprüft – klar, glaubt denn jemand, das wäre früher nicht so gewesen?
Nur: Wenn 1500 Lehrerstellen fehlen und man nur 500 Lehrkräfte einstellt, dann kann man damit, dass man Teilzeitarbeit erschwert oder verhindert, den Kohl auch nicht fett machen.
Wie viele der fehlenden Lehrerwochenstunden gehen eigentlich auf das Turbo-Abi zurück? Wenn GymnasiastInnen die Stunden, die frühere Generationen von OberschülerInnen in neun Jahren hatten, in acht Jahre gequetscht bekommen, verringert das überschlägig berechnet nicht die zur Verfügung stehende Stundenzahl um ein Neuntel? Oder ist es gar ein Achtel? Egal, jedenfalls sollen nun auch die Gesamtschulen, die bisher noch nicht mit dem Abi12 geschlagen sind, auch das Turbo-Abi machen. Das kostet nochmal Stunden.
Gerd Hildebrandt, der Leiter der IGS Wilhelmshaven, mutmaßt, dass die Einführung des Turbo-Abiturs an den Gesamtschulen darauf abzielt, den Leuten die Gesamtschule zu vermiesen. Damit könnte er auch zur Hälfte Recht haben. Ich weiß von einigen Müttern und Vätern, die nach der Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre ihre Kinder nun gerne zur IGS schicken wollten, obwohl sie eigentlich keine Fans dieser Schulform sind, es ihnen also nicht um das besondere Konzept dieser Schule geht, die einfach nur ihren Kindern ein Jahr mehr gönnen möchten. Deren Motiv zur Anmeldung an der IGS würde entfallen, wenn Frau Heister-Neumanns Pläne wahr werden.
Aber zurück zum Stundensparen: Kaum wahrgenommen von den Medien war Heister-Neumanns Plan, die Beratungslehrerzeit zu schrumpfen. Nur noch zwei statt bisher drei Stunden Entlastung von Unterricht sollen die Beratungslehrkräfte bekommen. Und das, wo es in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern auch nur elend wenig Schulpsychologen gibt. Und dann gab es den Amoklauf von Winnenden, und die Aufmerksamkeit richtete sich auf den Hilfe- und Beratungsbedarf von Schülerinnen und Schülern. Darf man wirklich hier sparen? Die Antwort der Kultusministerin darauf war brillant: Die Albertville-Schule in Winnenden hat einen Schulpsychologen, und trotzdem hat es den Amoklauf gegeben. Dieses Argument ist ausbaufähig. Mein Vorschlag: Trotz Schulunterricht und Schulabschluss finden viele Jugendliche keine Lehrstelle – da könnte man doch einfach die Schule abschaffen.

Anette Nowak

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