Wattenmeerhaus
Mai 131998
 

Wir gratulieren

dem Wattenmeerhaus zum einjährigen Geburtstag, der eher eine Wiedergeburt ist. Das erste Konzept, mit dem die Einrichtung vor einem Jahr – mit langwierigen, teuren Vorinvestitionen – unter Leitung von Willm Prasse seine Tore öffnete, hatte sich schnell als Totgeburt erwiesen. Mit gerade 30.000 Menschen kam nur ein Fünftel der erwarteten Besucher, im Oktober 97 drohte das finanzielle Fiasko.

Die neue Leiterin, Maria Röbbelen, trat ein schweres Erbe an. Das Image des Hauses hatte, auch durch die unappetitlich öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen um Leitung und Konzept, einschließlich Trennung von Prasse, schwere Schlagseite erlitten, was vor allem nach hochtrabenden Vorschusslorbeeren ziemlich peinlich war. Die Mannschaft war verunsichert, zumal neben Prasse auch andere von personalpolitischen Konsequenzen betroffen waren. Vor allem galt es, rechtzeitig zur Saison mit einem Minimum an zeitlichen und finanziellen Ressourcen ein neues, besuchernahes Konzept aufzustellen und zumindest in sichtbaren Ansätzen zu verwirklichen.
Diese Hürden haben Frau Röbbelen und ihr Team bravourös gemeistert – dieser Eindruck drängte sich jedem auf, der zur mutig anberaumten Geburtstagsparty am 9. Mai 1998 die Eingangshalle betrat. In diesem vielleicht wichtigsten Teil des Nationalpark-Zentrums sind die Änderungen am deutlichsten. Stellte sich vormals ein Schilderpfosten abschreckend wie ein erhobener pädagogischer Zeigefinger dem Interessierten als erstes in den Weg, taucht man nun direkt in die Welt der Sinne ein – Farben, Bilder, Formen, Gerüche, Geräusche des Wattenmeeres, die sich direkt selbst erfahren lassen – was Alt und Jung an diesem Tag mit Begeisterung taten. Die nächste Abschreckung, die Infotheke mit Kasse und Verkaufsstand, die vorher die Eingangshalle dominierte und verschandelte, ist nun dezent und gut platziert neben den Aufgang zur eigentlichen Ausstellung gerückt. Und wer sich trotzdem erst mal ins Café verzieht, sitzt nicht mehr unter Gummibäumen, als ginge es hier um den tropischen Regenwald, sondern zwischen Buschlahnungen, quasi mitten im Deichvorland.
Die Eintrittspreise waren an Tag diesem (familienfreundlich) auf die Hälfte gedrosselt – auch über deren grundsätzliche Gestaltung sollte man sich Gedanken machen (s. GEGENWIND-Besucherbefragung Dezember 97). In der eigentlichen Ausstellung gibt’s nun viel zum „selber machen“, was sich vorher allzu sehr auf das Suchen von Texttafeln reduzierte.
Auch ohne die neue Klanginstallation ist zu spüren, dass hier ein frischer Wind weht. (iz)

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