Online-Foren
Feb 012005
 

Neue Wege

Elterncafés und Onlineforen ergänzen klassische Erziehungsberatung

(ub) Auf Einladung der Beratungsstelle für Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene des SOS Kinderdorf e.V. trafen sich die Vertreter von 11 Erziehungsberatungsstellen aus dem Bezirk Weser-Ems Nord. Diese regelmäßigen jährlichen Treffen dienen zum Austausch über neue Entwicklungen und aktuelle Erfordernisse im pädagogischen und therapeutischen Angebotsspektrum der Beratungsstellen. Die präventiven Angebote der Erziehungsberatung des Landkreises Friesland sowie die Beratungsmöglichkeiten im Internet standen im Vordergrund. Die städtische Erziehungsberatung in Wilhelmshaven ist bereits online aktiv.

Das Treffen der Beratungsstellen stieß auch in diesem Jahr wieder auf eine große Resonanz, und so konnte Uwe Brams, Leiter der Erziehungsberatung des Landkreises Friesland, insgesamt 19 Fachkollegen aus 11 Einrichtungen der verschiedenen Landkreise und kreisfreien Städte im Weser-Ems-Gebiet begrüßen.
Erstmalig war die seit dem Sommer 2001 unter Regie des SOS Kinderdorf e.V. im Landkreis Friesland geführte Erziehungsberatungseinrichtung Gastgeber des Beratungsstellentreffens. Aus diesem Grund wurde zunächst die Arbeit der Erziehungsberatungs- stellen in Jever und Varel vorgestellt. Das multiprofessionelle Team, bestehend aus Sozialpädagogen, Diplompädagogen und Psychologen, hat im Jahr 2003 laut der jetzt veröffentlichten Jahresstatistik in 446 Fällen insgesamt 757 Menschen aus allen Altersgruppen beraten.

Präventive Angebote

Im Mittelpunkt des diesjährigen fachlichen Austausches im Ratssaal der Stadt Varel stand das Thema “Präventionsarbeit in der Erziehungsberatung“. Der für diesen Bereich in der Beratungsstelle des Landkreises Friesland zuständige Mitarbeiter Andreas Koût verdeutlichte am Beispiel des Elterncafés in Jever sowie an dem Projekt “Runder Tisch“ in Sande das besondere Engagement der friesländischen Beratungsstelle im Präventionsbereich. Koût zeigte an Hand zahlreicher Beispiele wie der Zusammenarbeit mit den Schulen im Landkreis und der intensiven Mitarbeit in den Kriminalpräventionsräten den hohen Stellenwert der vorbeugenden Arbeit für die Erziehungsberatungsstelle im Landkreis Friesland auf.
In der anschließenden Fachdiskussion stellten die Leiter und Mitarbeiter der Erziehungsberatungsstellen unterschiedliche Ansätze der Präventionsarbeit vor. Einig war man sich darin, dass diese Angebote wichtige Elemente der Beratungsarbeit bleiben müssen; gleichwohl muss man zur Kenntnis nehmen, dass steigende Beratungsfallzahlen bei gleichbleibender Personalstärke nicht selten dazu führen, dass Präventionsangebote zu Gunsten von Einzelfallhilfe aufgrund der begrenzten Kapazitäten zurückgefahren werden.

Virtuelle Beratung

Die Vertreter der Beratungseinrichtungen beschäftigten sich außerdem ausführlich mit dem Themenkomplex “virtuelle Beratungsstelle“ und “Onlineberatung“. Einige Einrichtungen, wie z. B. die Erziehungsberatung in Wilhelmshaven, bieten bereits über das Internet Beratung an. Diese neue Zugangsmöglichkeit zur professionellen Beratung nutzen vorwiegend junge Menschen. Erste Auswertungen der Wilhelmshavener Beratungsstelle zeigen, so Reinhard Vandree, Leiter des Beratungszentrums für Kinder, Jugendliche und Eltern, dass “insbesondere Mädchen sich mit Themen aus den Bereichen Sexualität, Freundschaft und Liebe über das Internet an die Beratungsstelle wenden“.

Weltweit und anonym

Wer im Suchfenster der Internetsuchmaschine “google“ das Stichwort “Beratung“ eingibt, erhält derzeit den Hinweis auf 17 Millionen Einträge. Wer in diesem schier unglaublichen Angebot die Spreu vom Weizen trennen will, hat wirklich ein Problem. Und wer sich Hilfe von Gleichgesinnten in den unzählig im Netz vorhandenen Chatrooms verspricht, wird schnell den Eindruck gewinnen, dass ein Großteil der vernetzten Bevölkerung erhebliche Zeit damit verbringt, zusammenhanglos völlig verblödetes Zeug zu plappern.
Einige Vertreter der Beratungsstellen warnen zudem, dass auch bei Beratungsangeboten der Internetsurfer nicht mehr sicher ist vor kriminellen Machenschaften. Dubiose Geldschneider, Spanner, Exhibitionisten und Perverse suchen ihre Opfer unter Ratsuchenden.
Die seriösen Online-Beratungsangebote sind zentral über die “Bundeskonferenz der Erziehungsberatungsstellen“ (bke) organisiert. Ein Team aus Fachleuten teilt sich die Anfragen entsprechend der jeweils freien Personalkapazitäten auf.
Getrennt für Eltern und Jugendliche werden unter www.bke.Elternberatung.de sowie unter www.bke.Jugendberatung.de verschiedene Beratungsmöglichkeiten angeboten. Wer sich individuell an einen Berater wenden will, kann sein Problem in aller Ausführlichkeit per Email an die bke schicken und bekommt ebenfalls per Email eine Stellungnahme eines Pädagogen bzw. Psychologen.

Im Gruppen-Chat

können sich Eltern mit anderen Eltern über Erziehungsfragen und Jugendliche untereinander beispielsweise über Ihren Stress mit den Eltern austauschen, nach Erfahrungen fragen oder Probleme schildern. Der Chat wird von einer Fachkraft moderiert. Falls gewünscht, ist auch ein Austausch “unter vier Augen“ mit dem Moderator im Einzel-Chat möglich. Der Eltern-Chat ist mittwochs jeweils von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr geöffnet. Der in der Regel auf 3 Stunden begrenzte Gruppen-Chat für Jugendliche startet mehrmals die Woche.

Die themenzentrierten Foren

– z. B. “wir trennen uns – was wird mit den Kindern?“ – funktionieren wie eine offene Pinnwand. Nach dem Laien-beraten-Laien-Prinzip tauschen die Teilnehmer ihre Erfahrungen aus und geben sich gegenseitig Tipps. Für alle Foren und Chaträume gilt:
“Sollten … Inhalte publiziert worden sein, die rassistischen, pornographischen bzw. menschenverachtenden Inhalts sind oder gegen die guten Sitten verstoßen“ (bke), werden diese vom Moderator gelöscht.
Im Unterschied zur sogenannten face-to-face Beratung findet zwischen dem Berater und den Klienten kaum bzw. gar nicht so genannte Beziehungsarbeit statt. Im Gegensatz zur klassischen Beratung steht die Fachberatung mit konkreten Tipps und Ratschlägen im Vordergrund. “Wir erreichen mit diesem Angebot gezielt auch Klienten“, so ein Mitarbeiter des Wilhelmshavener Beratungszentrum für Kinder, Jugendliche und Eltern, “die sich nicht trauen, eine herkömmliche Beratungsstelle aufzusuchen.“ Und noch ein wesentlicher Unterschied: Das Beratungteam der bke garantiert, dass eine Beratungsanfrage innerhalb von 48 Stunden beantwortet wird.

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