JadeWeserPort
Feb 012005
 

Lieblingskind Statistik

Wie mit Statistiken die Welt zerstört werden kann

(hk) “Die Lichter gehen aus, wenn wir nicht mindestens 30 Atomkraftwerke in Deutschland bauen“ – „Die Erdölvorräte werden spätestens 2020 erschöpft sein“ – „Alternative Energien können keinen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten“ – „Der Containerumschlag wächst jährlich um 10 bis 12%“ – alles Aussagen von Politikern, die sich auf ihnen genehme Statistiken stützten.

Auch die Planung des JadeWeserPorts stützt sich auf solche Statistiken. Man geht von einer Steigerung des Containerumschlags von 6 bis 12% pro Jahr aus. Doch wie würde die Welt aussehen, wenn auch nur ein geringer Teil der Prognosen sich bewahrheitet? Unser Titelbild versucht, die Entwicklung zu veranschaulichen.
Im Schaubild sind die Umschlagentwicklungen in Deutschland für 6 und 10% jährliche Steigerung dargestellt.

StatistikSelbst die 6%-Annahme führt in kürzester Zeit zu unvorstellbaren Umschlagmengen. So würden z.B. die Container bei einer jährlichen Steigerung von nur 6% im Jahre 2015 (dann soll es ja mit dem JadeWeserPort so richtig funktionieren) aneinandergereiht fast 3 Mal den Äquator umrunden; bei einer jährlichen Steigerung von 12% würden sich schon 5 Container übereinander um den Äquator winden. Die im Jahre 2003 in Deutschland umgeschlagenen Container würden sich dagegen „nur“ 1,5 Mal um den Globus aufstellen.

Das Schlimme an den ganzen Statistikberechnungen ist, dass sie nicht nur von den Wilhelmshavener Hafenbauern als Begründung für ihre Planungen angeführt werden. Das machen die Leute in Bremerhaven, Hamburg und Rotterdam, in Italien und in der Ukraine ja genauso. Und das führt dann zu den bekannten Folgen: Die Häfen können nur noch existieren, wenn sie ihre Leistungen zu Dumpingpreisen anbieten – da ist dann wieder der Staat gefordert, der die Häfen, deren Bau er ja schon aus einem großen Füllhorn finanziert hat, subventionieren muss.
Und es sind ja nicht nur die Häfen, die auf diese Art entstehen. Da werden neue Autobahnen gebaut, die Bahnstrecken müssen mehrgleisig und elektrifiziert sein, Kanäle werden durchs Land gestochen, Abermilliarden werden verbaut, Natur, Landschaft und der Mensch bleiben auf der Strecke – und alles nur, weil bestimmte Arten von Statistiken bei Politikern und Konzernen einen nicht unerheblichen Realitätsverlust hervorrufen.

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