Im Geiste des Militarismus geht das Marinemuseum seiner Vollendung entgegen
Das wird schlimm!
(hk) Glaubt man den Worten des Fördervereins Deutsches Marinemuseum e.V., dann kann das Marinemuseum eigentlich keine Gegner mehr finden. Ein etwas genauerer Blick in die wenigen uns zur Verfügung stehenden Veröffentlichungen zeigt jedoch, daß da ein ganz alter Geist über dem Museum schwebt.
„Geschichte soll im Deutschen Marine-Museum in Wilhelmshaven nicht verschwiegen oder entpolitisiert werden. Sie soll vielmehr ohne nostalgische Verharmlosung oder Heroisierung von Personen und Ereignissen kenntlich gemacht werden. (…) Dem Besucher soll im Sinne eines Lernens aus der Vergangenheit Geschichte kritisch und lebendig vermittelt werden. (…) Als umfassende marinegeschichtliche Darstellung soll die Ausstellung dem Besucher die Geschichte der deutschen Marinen insgesamt vermitteln und ihn anregen, sich mit der Marinegeschichte an sich und in ihrer Verknüpfung mit der politischen Geschichte der deutschen Nation auseinandersetzen. Damit soll ein Bewußtsein auch für die heutigen maritimen Elemente deutscher Politik geschaffen werden.
Die zentrale Botschaft – wenn Sie so wollen – wird sein, den Weg der deutschen Marine von der Flotte der deutschen Revolution 1848 und der Flottenoption Prinz Adalbert von Preußens – offensive Verteidigung und Schutz der Handelsinteressen – zu den aktuellen Marineaufgaben im Rahmen der bundesdeutschen Außen und Verteidigungspolitik im Zeitalter der Krisenreaktionskräfte in seinen politischen, taktischen und technologischen Dimensionen aufzeigen.“ (Aus einem Konzeptpapier des Fördervereins)
Können die ersten zitierten Absätze noch problemlos von den meisten Menschen unterzeichnet werden, zeigt die Wortwahl im letzten Absatz schon eindringlich, wohin das Marinemuseum steuert.
Da ist von ‚offensiver Verteidigung‘ (gemeint ist der Angriffskrieg) und ‚Schutz der Handelsinteressen‘ (z.B. Einsätze gegen die Ölförderländer) die Rede. Der Einsatz der Bundesmarine gegen mißliebige Staaten irgendwo auf der Welt wird als ‚Verteidigungspolitik im Zeitalter der Krisenreaktionskräfte‘ bezeichnet. Da bedarf es nur noch wenig Phantasie, um sich die Inhalte des Museums vorstellen zu können.
Focke Hofmann und die Geschichte
Für Bürgermeister Hofmann hat der Verein das richtige Konzept, die Geschichte der Marine darzustellen: „Diese Geschichte wurde bereits
geschrieben und läßt sich nicht im nachhinein geschichtsklitternd verändern. (….) Dies den Verantwortlichen zu unterstellen, sei boshaft. Jeder, der eine einseitige Darstellung im negativen Sinne vermute, werde nicht umhin kommen, Tatsachen der Geschichte zu akzeptieren.“ (Focke Hofmann beim Richtfest des Marinemuseums, WZ v. 26. 4.97) In diesem Satz steckt nichts weiter als der vorauseilende Kasernenhofgehorsam eines bundesdeutschen Kleinbürgers, der gegen ‚einseitige Darstellungen im negativen Sinne‘ ist. Positive Darstellungen dürfen da schon einseitig sein.
Wie soll die Ausstellung aussehen?
„Was wollen die denn da ausstellen? Schiffsmodelle, Uniformen, ein paar Dokumente und Fotos.“ (Hartmut Büsing vom Historischen Arbeitskreis des DGB im GEGENWIND Nr. 140) Dem widerspricht Stadtrat Dr. Jens Graul, Vizepräsident des Fördervereins, in der WZ vom 18. April: „Es sei nicht Absicht des Marinemuseums, ‚Schiffsmodelle zu sammeln und in Vitrinen zu packen.‘ Das halte man für ein wenig attraktives Museumskonzept. Das Museum will vielmehr das Schicksal von Schiffen, die in einer Beziehung zu Wilhelmshaven stehen, in Inszenierungen anschaulich darstellen.“
Im Konzeptpapier des Fördervereins dagegen heißt es: „Hauptbestandteile der Ausstellung neben den Bild- und Texttafeln sind Vitrinen für Schiffsmodelle, Waffen, Urkunden, Abzeichen sowie für Uniformen.“
Im Faltblatt „Willkommen an Bord im Förderverein Deutsches Marinemuseum e.V.“ (aus dem wir auch das nebenstehende Bild entnahmen) läßt sich weder die eine noch die andere Konzeption entdecken. Dafür werden in der Geschäftsstelle „Exponate aller Art gesammelt und archiviert, vom Mützenband über Wappen, Orden, Bilder, Uniformen bis hin zu Modellen aller Art.“
Richtiges Kriegsgerät
Zu einem Militärmuseum gehört natürlich auch das Handwerkzeug des Militärs: die zum Töten geschaffenen Waffen. Das Marinemuseum hat da einiges zu bieten: U-Boot der Klasse 205, Minenjagdboot der Klasse 331, Schlepper mit Voith-Schneider-Propeller und Starfighter der Marine.
Gerade dieses Kriegsmaterial wird das Marinemuseum zu einem Anziehungspunkt werden lassen. Es ist bekannt, der Zuspruch zum Museums-U-Boot beweist es, welche Faszination solcherlei Dinge gerade auf Kinder und Jugendliche ausübt. Während Mama und Papa sich durch die Gänge mit den schönen bunten Uniformen und Mützenbändern schlängeln, werden die lieben Kleinen sich an den Kanonen wie Kriegshelden fühlen. Und genau darauf wird das Museum (zumindest in der Werbung) ausgerichtet sein. Schließlich wird das Museum nur gebaut, um Besucher nach Wilhelmshaven zu locken.
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